Auf Delmenhorsts Straßen starben im vergangenen Jahr 16 Menschen. "Jeder Einzelne ist einer zu viel", sagte Polizeiinspektionsleiter Wilfried Grieme an diesem Donnerstag bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik für 2023. Das Gesamtunfallaufkommen ist gegenüber dem Vorjahr um 1,6 Prozent angestiegen und erreicht wieder das Vor-Corona-Niveau. Zu den Hauptunfallursachen gehören unangepasste Geschwindigkeit und zu dichtes Auffahren. Bedenklich ist für Grieme auch die starke Zunahme von Unfällen mit Radfahrerbeteiligung. "Heute geht es oft nicht mehr um den Drahtesel, der uns früher bekannt war, es sind vielfach Hochleistungsgeräte, die da unterwegs sind", ergänzte Nils Wiebusch, Kommissariatsleiter in Wildeshausen, und nannte ausdrücklich das Pedelec. Von den sechs bei Fahrradunfällen Verstorbenen handelte es sich in fünf Fällen um Nutzer der Elektroräder. Deren Geschwindigkeit werde oft nicht nur von anderen Verkehrsteilnehmern unterschätzt, auch die Fahrer selbst seien nicht immer in der Lage, ihren Untersatz, der mit bis zu 25 Stundenkilometern unterwegs sein könne, sicher zu lenken. Die Polizei stelle gefährliche und unbedachte Fahrmanöver fest, leichtfertiges und sogar rücksichtsloses Fahren komme hinzu. Ein hohes Gefahrenpotenzial entstehe zusätzlich, wenn Radwege entgegen der Fahrtrichtung genutzt werden.
In der Stadt Delmenhorst sind aktuell 55.390 Kraftfahrzeuge angemeldet, 125 mehr als im Vorjahr. Die polizeiliche Unfallstatistik weist für 2022 insgesamt 1438 Unfälle aus, so Alexander Huber, Leiter des Sachgebietes Verkehr bei der Polizeiinspektion. Zu den Risikogruppen im Straßenverkehr zählt er Kinder, junge Leute der Altersgruppen 18 bis 24 und Senioren. Bei den über 65-Jährigen hat es 2022 nach Unfällen zwölf Schwerverletzte gegeben, in sieben dieser Fälle trugen die Senioren auch die Hauptschuld am Geschehen. Während sonst zu hohe Geschwindigkeit und zu wenig Sicherheitsabstand Hauptursachen waren, lagen bei der Gruppe der älteren Fahrzeugführer oftmals auch Probleme beim Einfädeln in den fließenden Verkehr vor.
Die Anzahl der an Unfällen beteiligten Motorrädern hat sich 2022 um circa 6,7 Prozent auf 176 Beteiligte gestiegen. Die Anzahl der Unfalltoten ist auf nunmehr drei tödlich Verletzte um 50 Prozent gesunken.
124 alkoholbedingte Unfälle
Im vergangenen Jahr wurden 124 Verkehrsunfälle polizeilich bekannt, bei denen mindestens einer der Beteiligten unter Alkoholeinfluss am Steuer gesessen hatte. Bei Verkehrsunfällen unter Einfluss von Drogen und Medikamenten wurde eine Steigerung von 15 auf 22 registriert. Seit 2013 stellt die Polizei eine erhöhte Anzahl von Verstößen fest, das sei auch auf die Aus- und Fortbildung seiner Kollegen zurückzuführen, sagte Wilfried Grieme.
Die Autobahnpolizei ist landkreisübergreifend für ein Straßennetz von etwa 195 Kilometern zuständig. Sebastian Hanke berichtete, auf den Autobahnen A 1, A 28 und A 29 im Bereich zwischen Bremen und Holdorf von 1205 Unfällen mit 127 Verletzten. Abgenommen hätten Unfälle innerhalb von Baustellen, seit dort für die Einrichtung der Fahrbahnbreiten andere Maße gelten würden.
Besonders im Bereich des Landkreises Oldenburg haben die Wildunfälle im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen. Autofahrer sollten wissen, dass wenn sie ein Reh sichten würden, oftmals ein Zweites folgen werde, so Nils Wiebusch. Ausgewichen werden sollte nicht, im Falle einer Begegnung gehe es darum, zu bremsen, zu hupen und das Abblendlicht einzuschalten. Zudem sollte dort, wo Wildwechsel ausgewiesen wird, die Geschwindigkeit angepasst werden.
Grieme kündigte an, dass die Polizei weiterhin auf ihre Verkehrsüberwachungsmaßnahmen setzen werde, insbesondere gehe es um Geschwindigkeitskontrollen. An die Verkehrsteilnehmer gelte der Appell, stärker aufeinander Rücksicht zu nehmen. Gegen den Anstieg der Unfälle unter Beteiligung von Radfahrern würde die Polizei in ihre Kontrollen auch Radfahrer einschließen. In ihrer Präventionsarbeit will sich die Polizei an Kinder, Fahranfänger und Senioren wenden.