Ein Radschnellweg von Ganderkesee über Delmenhorst nach Bremen ist beschlossene Sache. Der Kommunalverbund Bremen/Niedersachsen hatte in den vergangenen Monaten gemeinsam mit den drei beteiligten Kommunen nach Möglichkeiten gesucht, wie der Radverkehr auf die Schnellspur gebracht werden könnte. Denn bislang hakt es an mangelnder Beschilderung, an einem Zickzack-Kurs durchs Delmenhorster Stadtgebiet und auf Bremer Gebiet dann am schlechten Zustand des Wardamm.
"Das wird sich ändern, alle drei Kommunen haben jeweils ein eigenes Interesse daran, ihre Wege zu verbessern", sagt Lennart Kersting auf Nachfrage. Kersting leitet beim Kommunalverbund das Projekt Radschnellweg und hatte am vergangenen Dienstag die Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie im stadträtlichen Ausschuss für Planen, Bauen und Verkehr vorgestellt. Dort wurden die Ergebnisse mit großen Augen und einiger Kritik zur Kenntnis genommen.
Annette Kolley (SPD) fragte direkt, wer das denn bezahlen solle. Dabei waren noch nicht einmal Kosten ermittelt worden. Claus Hübscher (FDP) bemängelte, dass der geplante Weg weiterhin nicht komplett geradlinig verlaufe. Und Hartmut Rosch (Linke) sagte gar recht defätistisch "Das wird nix." Die Geradlinigkeit sei in der Tat ein Problem, das räumte auch Kersting ein. Denn die Schnellfahrroute soll auf bereits bestehenden Straßen eingerichtet werden. Eine gänzlich neu geplante Strecke über vorher abgeräumtes Gelände sei nicht realisierbar.
Für Verwunderung sorgte allerdings eine Grafik, die zeigte, dass die geplante Strecke zwischen der Oldenburger und der Bremer Straße nicht über die Nordwollestraße geführt wird. Denn dies war eigentlich in dem im Jahr 2019 beschlossenen Verkehrsentwicklungsplan vorgesehen worden. Aus der Stadtverwaltung wurden damals auch Pläne vorgestellt, die Nordwollestraße zu einer Fahrradstraße zu machen. Doch bereits damals gab es Proteste von verschiedenen Seiten: Die Nordwolle-Anwohner befürchteten, dass sie mit dem Auto nicht mehr in ihre Siedlung kommen würden; die Delbus befürchtete, dass die Buslinien, die bislang über die Nordwollestraße fahren, nicht mehr pünktlich sein oder sogar gar nicht mehr durch die Straße kommen könnten. Das war für den Fachdienst Verkehr und den Kommunalverbund Anlass, nach einer anderen Wegeführung zu suchen und die Nordwollestraße aus dem Fokus zu nehmen.
Ein weiteres, insbesondere von Hübscher kritisiertes, Teilstück betrifft die Umfahrung des Bahnhofs. Doch hier wollte man sich gerade deshalb nicht festlegen, weil der Bahnhofsvorplatz in Richtung Innenstadt ohnehin umgestaltet werden soll. Und die Umgestaltungsplanung solle ohne neuerliche Festlegungen für Radwege und Ähnliches vonstattengehen. Stattdessen soll die Radwegeführung im Rahmen dieser Planung vorgenommen werden.
Überhaupt seien die Planungen keine, die man nie mehr ändern könne, meinte Kersting. Stattdessen sei das Ziel der Planung gewesen, in absehbarer Zeit eine Verbesserung für die Radfahrer zwischen Ganderkesee und Bremen hinzubekommen. Im Sommer 2019 stellte die Stadtverwaltung ihre Idee vor, Flächen nördlich der Bahnstrecke bis zur Bremer Landesgrenze ankaufen zu wollen, um dort einen Radschnellweg anzulegen, der als Verlängerung des Heidkruger Wegs bis nach Bremen führen sollte. Doch daraus ist bislang nichts geworden, dem Vernehmen nach hat ein Flächenankauf bislang nicht stattgefunden. Zudem möchte man in Bremen gern die Huchtinger Heerstraße umgestalten und bevorzugt daher die Variante entlang der bereits heute bestehenden Trasse. "Die Stadt Delmenhorst möchte die bahn-parallele Nordvariante als Netzergänzung perspektivisch beibehalten, da die weitgehend straßenunabhängige und lineare Führung eine hohe Attraktivität für den Radverkehr aufweist", heißt es in dem Ergebnisbericht der Machbarkeitsstudie allerdings auch.
Auf den bereits bestehenden Straßen soll nun umgebaut werden. Auf der Bremer Heerstraße solle auf der Nordseite ein neuer und in beide Richtungen befahrbarer Radweg angelegt werden. Ein Knackpunkt ist dann allerdings der Schwenk über den Bahnübergang auf den Heidkruger Weg. Denn dieser sei bislang eng und schlecht einsehbar – den Verkehrsplanern im Rathaus dürften hier noch einige Sorgen aufkommen. Der Heidkruger Weg sei allerdings prädestiniert für einen Radschnellweg, denn er gehe schnurgeradeaus und sei eine nur wenig befahrene Wohnstraße. Hier sollen sogenannte Fahrbahnseitenstreifen den Verkehrsraum gliedern und die Achtsamkeit der Autofahrer erhöhen.
Sobald man als Radfahrer den komplizierten Stadtkern verlassen haben wird, soll es auf der Oldenburger Straße wieder komfortabler werden: Der Abschnitt zwischen Mühlenstraße und Rudolf-Königer-Straße ist bislang eine Einbahnstraße, solle dies auch bleiben, künftig aber als Fahrradstraße das Radfahren in beide Richtungen ermöglichen. Anschließend müsse auf dem Abschnitt bis zur Stadtgrenze allerdings an den Seitenbereichen gearbeitet werden. Fürs Erste sollen die Bordabsenkungen und Radfurten an Übergängen verbessert werden. An der Stadtgrenze soll eine neue Ampel den Radverkehr sicherer machen.