Ganderkesee. Seit mehr als zehn Jahren engagiert sich der Rotary-Club Ganderkesee in dem 3000-Einwohner-Dorf Bitoka Coté in Togo. Nun ist Homba-Nimana Bitoka, Dorfvorsteher und Sohn des Gründers, zum ersten Mal in Europa, und natürlich hat er die Gelegenheit genutzt, auch seinen Freunden in der Ganter-Gemeinde einen Besuch abzustatten.
„Ihr Deutschen seid so organisiert und so kultiviert. Hier gibt es kein Fleckchen Erde, auf dem die Pflanzen mal einfach so vor sich hin wachsen können“, sagt der 62-Jährige. „Selbst euer Lächeln ist anders.“ Vor diesem Hintergrund bezeichnete er es als „Wunder“, dass es auch ganz im Norden der Welt Menschen gebe, die mit ihm auf einer Wellenlänge seien. Wie groß der Kulturschock ist, den Bitoka gerade erlebt, lässt sich nur erahnen. „In Bremen hat er sich gewundert, dass Züge auf den Straßen fahren“, berichtet Christian König, ehemaliger Chefarzt der Kinder- und Jugendpsychiatrie im Wichernstift und rotarischer Motor des Togo-Projekts.
In Togo ist die deutsche Hilfe unter dem Namen „Tinkeda“ bekannt: „Das bedeutet nicht nur, das Dorf und seine Umwelt zu gestalten, sondern gemeinsam stark und glücklich zu sein“, erklärt Bitoka. Und genau dieser Zusammenhalt ist es, der ihm besonders am Herzen liegt. Bevor sich die Ganderkeseer Rotarier in seinem Dorf engagiert hatten, hätten nur etwa 25 Kinder und Jugendliche eine Schule besucht. Inzwischen biete die errichtete Schule 407 Schülerinnen und Schülern Unterricht und habe bereits zehn Studenten hervorgebracht, die ihren Bildungsweg an der Universität in Lomé fortsetzen. 40 weitere besuchen weiterführende Schulen.
Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung sowie der Rotary-Dachorganisation sind in mehreren Etappen insgesamt 208 000 Euro in die kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung des Dorfes geflossen. Zuletzt hatte sich der Club noch bei der finanziellen Versorgung der Lehrer sowie bei der Schulspeisung eingebracht. Inzwischen sei es gelungen, dass die Dorfbewohner Soja, Mais und Cashewnüsse nicht nur anbauen, sondern auch zweimal im Jahr ernten und selbstständig vermarkten würden. Bereits zweimal haben sich Vertreter der deutschen Botschaft in Bitoka Coté vom Fortgang der Dinge überzeugt. „Diese regelmäßigen Kontrollen waren auch für mich überraschend, aber offenabr waren sie zufrieden mit dem, was sie gesehen haben“, sagt König.
„Wir haben noch sehr viel Arbeit vor uns, weil wir noch immer zu viel Zeit mit unwichtigen Dingen verschwenden“, sagt Bitoka. Vordringliches Ziel bleibe, den Hunger in seinem Dorf endgültig zu besiegen. „Wir müssen noch besser lernen, die Vorräte so einzuteilen, dass sie bis zur nächsten Ernte reichen.“ Und er wünscht sich, dass das Projekt weitergeht. Dabei ist König eigentlich zuversichtlich, dass das Dorf langsam an dem Punkt kommt, das Landwirtschafts-Projekt aus eigener Kraft und ohne weitere finanzielle Unterstützung fortzuführen. „Immerhin ist es bereits gelungen, aus den Ernteerträgen einen Lieferwagen anzuschaffen“, sagt König.
Aber da auch das Bundesministerium inzwischen erkannt habe, dass Entwicklungshilfe an der Basis eher ankomme, als wenn man den Herrschenden das Geld geben würde, sieht König auch die Möglichkeit einer weiteren Förderung durchaus gegeben. Ob und wie es weitergeht, darüber müssen sich die Rotarier in den kommenden Wochen und Monaten erst jedoch noch einig werden.
Eine Option könnte sein, die Hilfe zur Selbsthilfe auch auf benachbarte Dörfer auszudehnen. „Mit Homba-Nimana Bitoka haben wir jemanden vor Ort, der erstens weiß, wie es geht, und zweitens das Vertrauen der Bevölkerung genießt“, erklärt König. Andere Ideen seien etwa, eine Manufaktur zur Weiterverarbeitung von Soja zu gründen oder eine Art Lohnunternehmen ins Leben zu rufen. Schließlich könne der Traktor vor Ort noch mehr schaffen als die 16 Hektar, auf denen er im Augenblick zum Einsatz kommt. König selbst will jedenfalls spätestens im Frühjahr 2018 wieder nach Togo reisen, um sich ein Bild von der Lage vor Ort zu machen.