Wenn Helmut Daginnus über sein Engagement in der Delmenhorster Sportlandschaft spricht, prägt ein breites Lächeln seine Mimik – es ist seine Leidenschaft. Der 87-Jährige ist nicht nur seit Jahrzehnten als Kampfrichter bei Leichtathletik-Veranstaltungen aktiv, er hat auch Tausende Sportabzeichen abgenommen. Für seine ehrenamtliche Präsenz wurde Daginnus kürzlich mit dem Seniorenehrenpreis 2023 ausgezeichnet.
"Damals habe ich die Sportabzeichen noch mit einer Schreibmaschine erstellt", erinnert sich Daginnus. Und das sei eine Menge Arbeit gewesen. Denn pro Jahr kamen rund 700 Beurkundungen zusammen. "Die Dateien nicht griffbereit im Computer abgespeichert zu haben, ist heutzutage fast unvorstellbar", betont er. Auch zum Sportabzeichenprüfer für Menschen mit Behinderung ließ sich Daginnus ausbilden. Das sei ihm ein persönliches Anliegen gewesen, weil er gemeinsam mit seiner Ehefrau ihre gemeinsame 57-jährige Tochter pflegt, die mit einer Behinderung geboren wurde.
Lobesrede bei Verleihung
Daginnus zeigt, "wie man mit Fairness, Sportlichkeit und unerschütterlicher Ruhe an der Wettkampfstätte praktiziert", lobte Wolfgang Budde vom Fachverband Leichtathletik des Stadtsportbundes Delmenhorst in seiner Laudatio am Tag der Seniorenehrenpreis-Verleihung. Mit dem Preisträger verbinde Budde langjährige Bekanntschaft und Freundschaft. Daginnus ist seit Anfang der 1980er-Jahre als Kampfrichter im Bereich Leichtathletik in Delmenhorst aktiv. "Ob im Stadion, damals noch mit einer heute kaum mehr vorstellbaren Laufbahn mit Hochofenasche als Untergrund, oder beim Lauf in den Mai in der Innenstadt", sagte Budde.
1992 wurde der Ehrenamtler zudem ins Amt des Sportabzeichen-Obmanns gewählt. Laut Budde sei Daginnus' Anspruch gewesen, besonders den Kindern und Jugendlichen in dieser Stadt zu zeigen, welchen Spaß es macht, mit anderen Gleichgesinnten zu trainieren. Auch Lehrkräften und Sportabzeichen-Prüfern in Vereinen habe Daginnus einiges beigebracht. Und auch heutzutage sei auf ihn Verlass – wenn bei Veranstaltungen Prüfern oder Kampfrichter fehlen, springt Daginnus ein: "Ich kann halt nicht 'Nein' sagen." Dass ihm der Preis verliehen wurde, sei für ihn sehr überraschend gewesen.
Aufgewachsen war Daginnus in einem Dorf nahe Hannover. Dort lebte er als Kind, nachdem seine Familie im Krieg aus Ostpreußen geflohen war. "Nach der Schule habe ich auf dem Bauernhof geholfen", erzählt Daginnus. Mit 18 Jahren entschied er sich, kurz bevor die Bundeswehr gegründet wurde, Soldat zu werden. "Und ich bin Berufssoldat geblieben", sagt er. Gemeinsam mit seiner Frau Waltraut, mit der er im kommenden Jahr eiserne Hochzeit feiert, kam Daginnus vor rund 60 Jahren nach Delmenhorst.
Als Gasteltern Kinder empfangen
Nicht nur auf sportlicher Ebene engagiert er sich. Waltraut und Helmut Daginnus haben elf Jahre lang regelmäßig als Gasteltern Kinder aus Weißrussland empfangen. "Wir haben damals aus der Zeitung erfahren, dass dafür Menschen gesucht werden", erklärt Waltraut Daginnus. Über gemalte Bilder mit Symbolen sowie Mimik und Gestik klappte die Verständigung. Gemeinsam haben sie Ausflüge in der Region gemacht und die Kinder lernten den Alltag in Deutschland kennen. Die Gastkinder kamen aus dörflichen Gegenden und kannten vieles nicht, was in Delmenhorst und umzu selbstverständlich war, sagte die 84-Jährige: "Ich erinnere mich, wie wir in einem Einkaufszentrum waren und die Kinder begeistert von den Rolltreppen waren." Immer und immer wieder wollten sie hinauf- und herunterfahren. Beide erinnern sich gern an die Zeiten mit den Gastkindern zurück. "Eines der ehemaligen Kinder stand mit 35 Jahren samt Partnerin plötzlich vor unserer Haustür", sagt Helmut Daginnus mit einem Lachen. Dieser Besuch sei eine tolle Überraschung gewesen.
Auch der Bereich der Inklusion liegt den Eheleuten am Herzen. "Meine Frau und ich haben den damaligen Förderverein der Schule an der Karlstraße aufgebaut und in mehreren Jahren rund 130.000 Euro erwirtschaftet", erzählt Daginnus. Zudem haben die beiden gemeinsam mit einer Jogginggruppe, als Flüchtlinge ins Delmenhorster Stadionheim eingezogen waren, regelmäßige Treffen initiiert.