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Leichtathletik Sprinterin Ofure Okojie träumt von den Olympischen Spielen

Ofure Okojie vom Delmenhorster TV hat ambitionierte Ziele. Die drittschnellste Läuferin Deutschlands in der Klasse W14 möchte Profi-Sprinterin werden und später bei Olympia und Weltmeisterschaften starten.
20.07.2021, 13:09 Uhr
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Von Niklas Johannson

Sie ist in der Altersklasse W14 aktuell die viertschnellste 100-Meter-Läuferin Deutschlands. Ofure Okojie vom Delmenhorster TV träumt von einer goldenen Zukunft. "Ich möchte Profi-Sprinterin werden und später bei den Olympischen Spielen und bei Weltmeisterschaften an den Start gehen", sagt die 13-Jährige selbstbewusst. Die Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche Karriere hätte sie. Die groß gewachsene Okojie war bis vor einigen Wochen in ihrer Altersklasse sogar noch die schnellste Läuferin des Landes. Ihre persönliche Bestzeit von 12,56 Sekunden stellte sie am 29. Mai in Bremen auf.

Das tut der Euphorie um Okojie aber keinen Abbruch. Gleichzeitig versucht DTV-Abteilungsleiter Richard Schmid, die Erwartungen an die Schülerin des Max-Planck-Gymnasiums nicht zu sehr hochzuschrauben: "Natürlich ist sie sehr schnell. Aber wir hatten in ihrem Alter schon häufig Athleten in unseren Reihen, die sehr gut waren. Man muss abwarten, wie die nächsten Jahre verlaufen werden."

Die Gene des Vaters

Wie schnell Okojie schon jetzt ist, lässt sich an der Bestenliste der höheren W15-Konkurrenz ablesen. Mit ihrer persönlichen Topzeit von 12,55 Sekunden wäre sie dort auf Rang fünf in Deutschland gelistet. Die Sprinterin setzt alles auf die 100 Meter. Zwar ist sie bei Gelegenheit auch immer mal wieder in den Startlisten der Weitsprung-Wettbewerbe zu finden, doch das Springen liegt ihr längst nicht so gut wie das Sprinten. Auch über die 200-Meter-Strecke sei sie bei Weitem nicht so stark: "200 Meter sind mir viel zu lang. Nach der Hälfte der Distanz bin ich schon kaputt", betont die sympathische Delmenhorsterin.

Die Sprintfähigkeiten hat Okojie quasi in die Wiege gelegt bekommen. Ihr Vater Abraham Okojie war selbst ein sehr starker Sprinter, seine Bestzeit liegt bei ordentlichen 10,25 Sekunden. Zum Vergleich: Den aktuellen Weltrekord hält der Jamaikaner Usain Bolt mit 9,58 Sekunden. "Er bringt mir viel Technik bei", sagt Ofure Okojie, die ihre ersten zweieinhalb Lebensjahre in Nigerias Hauptstadt Lagos aufwuchs und dann nach Deutschland gekommen ist. Ihre afrikanische Heimat besucht sie heute noch alle zwei Jahre und kann daher neben Englisch auch relativ gut Französisch sprechen. Neben den Technikeinheiten mit ihrem Vater in den heimischen vier Wänden trainiert Okojie noch dreimal wöchentlich bei ihrem Trainer und Sprintkollegen Fabian Kuhfeld in Delmenhorst.

Verletzung stoppt Okojie

An den Wochenenden stehen dann Krafteinheiten und Wettkämpfe auf dem Plan. Wie am vergangenen, als sie bei den Norddeutschen Meisterschaften in Berlin antrat. Dort startete sie in der Altersklasse der weiblichen Jugend U16 und erreichte als Topfavoritin die Ziellinie des 100-Meter-Laufs als enttäuschte Fünftplatzierte. Bereits im Vorlauf war es alles andere als rund für sie gelaufen, obwohl sie diesen souverän in 12,77 Sekunden für sich entschieden hatte. Denn am Ende humpelte sie mehr ins Ziel, als dass sie sprintete. Es war offensichtlich, dass die Schülerin angeschlagen war. "Ich habe im Schienbein einen Schmerz gespürt, aber jetzt ist alles wieder gut", meinte die zweifache Landesmeisterin nach dem Lauf. Als sie den Zwischenlauf mit der drittbesten Zeit (12,70 Sekunden) aller Finalistinnen ebenfalls gewann, schien alles wieder in Ordnung zu sein. Doch im Finale konnte die DTV-Sprinterin dann nicht mehr nachlegen und wurde mit ihrer Zeit von 12,78 Sekunden nur Fünfte.

Nach dem Endlauf gestand Okojie, dass sie sich bereits seit Tagen mit Schienbeinschmerzen herumplage. "Aber ich dachte, ich habe das im Griff", meinte sie. "Das muss jetzt ärztlich untersucht werden, der Verdacht auf ein Schienbeinkantensyndrom liegt nahe", sagt Schmid. Nun wird die Schülerin erst einmal alle geplanten Wettkämpfe absagen müssen. "Ob sie bei den Regionsmeisterschaften im Mehrkampf Mitte September in Delmenhorst antreten kann, kann jetzt noch nicht gesagt werden", betont Schmid.

Der Ehrgeiz der 13-Jährigen schien vermutlich zu groß gewesen zu sein. So kann sie sich in der nächsten Zeit erst einmal um ihre geliebten anderen Hobbys kümmern. "Ich spiele sehr gerne Klavier und Volleyball. Nebenbei singe und tanze ich noch", erzählt Okojie, die insgesamt sechs Geschwister hat. "Ich habe fünf Schwestern und einen Bruder." Geschenkt bekommt sie in dem großen Haushalt nicht viel. "Ich musste bei Regen und Schnee schon immer mit dem Fahrrad zur Schule oder zum Training fahren", berichtet sie.

Aufgrund ihrer Verletzung kann sie das Fahrrad nun wohl erst einmal eine Weile stehen lassen. Somit bleibt ihr aber mehr Zeit, um sich die Leichtathletik-Wettkämpfe bei den Olympischen Spielen im Fernsehen anzusehen und ihrem großen Traum so wenigstens gedanklich schon mal ein kleines Stück näherzukommen.

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