Der SV Atlas Delmenhorst ist erst vor einer Woche in die Saisonvorbereitung gestartet. Zwölf Abgängen stehen fast ebenso viele neue Akteure gegenüber. Naturgemäß können noch nicht alle Abläufe auf dem Platz sitzen und auch die Physis ist noch lange nicht da, wo sie beim Pflichtspielauftakt sein muss. Doch selbst für diese Umstände war die erste halbe Stunde beim Test am Freitagabend gegen den VfL Oldenburg schlecht. Sehr schlecht sogar. Und das ist freundlich ausgedrückt. Dass Atlas am Ende mit 4:3 (2:3) gewann, stimmte Coach Key Riebau zwar zumindest etwas milder, doch für die Anfangsphase hatte er keinerlei Verständnis und wählte entsprechend klare Worte nach Abpfiff: "Die ersten 25 Minuten waren eklatant schlecht. Von ein paar Jungs bin ich sehr enttäuscht. Ich werde da jetzt keine Namen nennen, aber die Jungs werden am Wochenende schon merken, was sie da für einen Schrott gespielt haben". Insgesamt sei er zwiegespalten. "Es ist gut, dass wir das Spiel am Ende noch gedreht haben. Und es hätten in den letzten 20 Minuten auch noch mehr Tore sein können. Aber der Frust überwiegt", sagte Riebau.
Er bot in der Startelf mit Eike Bansen im Tor, Raoul-Mamadi Cissé in der Innenverteidigung sowie den Touray-Brüdern Lamin (rechts) und Ousman (links) auf den Flügeln vier Neuzugänge auf. Die Viererkette komplettierten Efkan Erdogan (rechts), Kristian Taag (innen) und Julian Stöhr (links). Zentral vor der Abwehr agierte Kapitän Nico Matern. Olivér Schindler spielte zentral hinter Mattia Trianni, der alle Freiheiten hatte. Den Stoßstürmer gab Dimitrios Ferfelis. Dominik Schmidt fehlte angeschlagen.
Grottige Anfangsphase
Die Blau-Gelben schienen zu Beginn nicht bei der Sache zu sein: Es fehlte die nötige Aggressivität in den Zweikämpfen, sofern die Delmenhorster überhaupt in diese kamen. Die Abstände im Mittelfeld waren riesengroß, Atlas machte kaum Druck auf die Oldenburger. Und diese nutzen die Räume gut aus. Bereits nach acht Minuten hatte Tim Janßen die Gästeführung auf dem Fuß, traf vor Bansen jedoch nur das Außennetz. Erdogan kam, wie in der ersten Halbzeit oft, nicht hinterher. Der Allrounder musste zunächst auf außen aushelfen, war jedoch nach seiner langen Ausfallzeit aufgrund eines Kreuzbandrisses körperlich noch nicht auf der Höhe und verlor Laufduelle und Zweikämpfe.
Nachdem Trianni nach einer Balleroberung von Ousman Touray aus kurzer Distanz nur einen harmlosen Schlenzer in die Arme des VfL-Schlussmanns Thilo Pöpken hinbekam, lief Janßen auf der Gegenseite nach einem Steilpass von links kommend alleine auf Bansen zu und schob zur 1:0-Führung ein (16.). Erdogan, der allerdings auch keine Hilfe vom auch sonst sehr unauffälligen Lamin Touray bekam, hatte ihn aus den Augen verloren. Nur zwei Minuten später blieb Julian Stöhr auf der anderen Seite nach einem langen Ball zuerst stehen und holte dann Julian Dwertmann nicht mehr ein. Dieser scheiterte alleine vor Bansen am Atlas-Schlussmann. Den Nachschuss von Moritz Brinkmann hielt der Neuzugang ebenso, doch dann war es wieder Dwertmann, der schneller schaltete als alle Atlas-Defensiven und zum 2:0 einschob (18.). Weder Cissé noch der fehlerhafte Kristian Taag behinderten die Oldenburger bei ihren Versuchen und auch sonst half kein Blau-Gelber.
Fünf Tore in Halbzeit eins
Nachdem auf der Gegenseite Ousman Touray das Leder über das kurze Eck drosch und sowohl Trianni als auch Ferfelis nach einem Fehlpass des Gästekeepers zu lange brauchten, um einen vernünftigen Abschluss hinzubekommen, kam es noch dicker für Atlas. Erdogan ließ sich erst ausspielen und foulte dann klar im Strafraum. Luca Mittelstädt verwandelte sicher zum 3:0 (29.). Riebau reagierte und nahm Taag aus der Partie (30.) und brachte dafür Oliver Rauh, sodass Erdogan in die Innenverteidigung wechseln konnte.
Atlas kam offensiv nun besser zur Geltung, da Rauh Druck entfachte. Zudem eroberte Ousman Touray weiterhin viele Bälle und setzte sich im Dribbling regelmäßig durch. In der 31. Minute war er im Strafraum nur durch ein Foul zu stoppen. Ferfelis scheiterte mit einem schwachen Elfmeter zwar an Pöpken, doch der Ball prallte zum Atlasstürmer zurück, sodass er das 1:3 markieren konnte (31.). Das 2:3 erzielte Trianni nach einem schönen Steilpass von Schindler. Er behielt die Nerven im Eins-gegen-eins und schob locker flach ein (44.). Im Gegenzug ließ Stöhr erneut Dwertmann laufen, der danach noch Erdogan ins Leere fliegen ließ, jedoch aus guter Position deutlich verzog (45.).
Bessere zweite Hälfte
Mit sechs neuen Kräften startete Atlas in Durchgang zwei und hatte in dieser die Spielkontrolle. "Wir wollten eigentlich von Beginn an die Kontrolle haben. Aber das hat überhaupt nicht funktioniert. Wir sind noch nicht so weit, wie wir das erhofft hatten. Vielleicht müssen wir einen Schritt zurückgehen. Der Umbruch ist doch größer als erwartet", sagte Riebau. Aufgrund der vielen Wechsel sei die zweite Hälfte nicht so aussagekräftig.
Auffällig war auf jeden Fall, dass Rauh immer wieder starke Flanken schlug. Ousman Touray köpfte in der Folge zweimal aus sehr guter Position daneben (53./65.). Auch Steffen nutzte eine gute Rauh-Vorlage nicht, da er den Ball nicht voll traf (82.). Ousman Touray, der seine Gegenspieler immer wieder überlief oder mit schnellen Haken auswackelte, setzte einen Schuss über das kurze Eck (60.), belohnte sich in der 72. Minute jedoch mit dem 3:3. Steffen hatte ihn in Szene gesetzt.
Atlas machte in der Schlussphase viel Druck. Unter anderem holte Steffen einen Elfmeter heraus, doch Marco Stefandl scheiterte am eingewechselten Son Schwarze im Kasten (83.). Steffen (84.) vergab ebenso eine Großchance wie Ousman Touray (85.) und Stefandl (86.). Letztlich reichte es jedoch zum Sieg, da Steffen einen Flatterball aus 18 Metern zentral über Schwarze im Netz platzierte – 4:3 (88.). Kurz vorher hatte der in der zweiten Halbzeit verbesserte Erdogan zwei Kopfballduelle im Mittelfeld dynamisch gewonnen.
Weiter geht es für die Blau-Gelben am kommenden Sonnabend. Um 12 Uhr heißt der Gegner auf der Anlage des Delmenhorster TB, Am kleinen Meer, BSV Rehden.