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Fußball-Oberliga SV Atlas Delmenhorst verliert nach schwachem Auftritt verdient

Aus dem Spiel heraus kamen die Mannen von Coach Dominik Schmidt zu kaum einer Torchance. Zudem wackelte die Defensive bei Standards. Was die Niederlage in Rehden für Atlas bedeutet.
21.09.2023, 00:12 Uhr
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SV Atlas Delmenhorst verliert nach schwachem Auftritt verdient
Von Michael Kerzel

Es war eine erschreckend schwache Leistung des SV Atlas Delmenhorst beim BSV Rehden. Völlig verdient unterlagen die Blau-Gelben einem keinesfalls guten Gegner in der Fußball-Oberliga Niedersachsen mit 0:2 (0:0). Rehdens Schlussmann Nikola Vujanac musste in 90 Minuten nicht einmal eingreifen, einen guten Angriff brachten die Delmestädter in der kompletten Spielzeit nicht zustande. In den meisten Situationen waren sie gedanklich zu langsam, spielten jede Menge Fehlpässe und brachten keinerlei Struktur in ihr Spiel. Da die Blau-Gelben zudem bei zwei Standardsituationen nicht auf der Höhe waren, kassierten sie zwei Gegentore. Rehden spielte erstmals in dieser Saison zu Null.

Schmidt verzichtete trotz der englischen Woche auf größere Personalrochaden, viele Alternativen boten sich ihm aufgrund der dünnen Personaldecke allerdings auch nicht. Lediglich Kapitän Mustafa Azadzoy und Führungsspieler Philipp Eggersglüß – für den verletzten Leonit Basha und Nicolas Fenski – rückten in die Startelf. Eggersglüß lief dabei nicht wie zuletzt im zentralen Mittelfeld auf, sondern agierte als Rechtsverteidiger. Vor ihm auf dem Flügel stand Azadzoy auf ungewohnter Position.

Erste Halbzeit auf Augenhöhe

Gefährlich wurde es erstmals nach einer Ecke von Alessio Arambasic, die von einem Delmenhorster Kopf auf die eigene Latte gelenkt wurde (12.). Im Gegenzug setzte sich der Ex-Rehdener Shamsu Mansaray links durch und legte auf Justin Dähnenkamp ab, dem das Leder in guter Position jedoch versprang. Kurz darauf köpfte der Stürmer eine scharfe Hereingabe von Azadzoy weit über den Kasten (16.). Das war es dann allerdings auch vorerst mit blau-gelben Offensivaktionen.

Geprägt war die erste Hälfte vor allem von Fehlpässen und Stockfehlern auf beiden Seiten, sodass aus dem Spiel heraus kaum koordinierte Angriffe liefen und Gelegenheiten aus Standards oder aus Zufallssituationen resultierten. So fiel ein mehrfach nicht weit genug geklärter Freistoß Arambasic vor die Füße, dessen abgefälschter Schuss jedoch einen Meter daneben ging (29.). Vieles blieb Stückwerk, Rehden war jedoch das aktivere Team, ohne wirklich gefährlich zu werden. Mehrere Flanken fanden keinen Abnehmer, ein Schuss von Oleksii Mazur ging einen Meter am kurzen Eck vorbei (35.). Die größte Chance der Gäste ergab sich für Kerem Sari im Nachgang einer Ecke. Florian Stütz flankte erneut, der Innenverteidiger setzte einen Kopfballaufsetzer über den Querbalken (41.). Nach einer weiteren Ecke drosch Dähnenkamp das Leder volley drüber (45.+2).

Atlas hat nichts zuzusetzen

Personell unverändert kamen die beiden Teams aus der Kabine und die Rehdener hatten direkt eine Großchance: Sari verlor einen Zweikampf im Strafraum gegen Tony Lesueur, der recht frei vor Torwart Damian Schobert stand, jedoch keine Wucht hinter seinen Flachschuss brachte, sodass der Atlas-Schlussmann stark parierte (47.). Einen zentral aufs Tor gezogenen Arambasic-Freistoß lenkte Schobert über den Kasten (50.). Rehden machte weiter Druck, verzeichnete nach sechs Minuten im zweiten Durchgang bereits die dritte Ecke. Ein Schuss von Ali Wazneh brachte eine weitere (54.). Im Anschluss gingen die Rehdener verdient in Führung: Mansaray schlief und ließ Wazneh im Strafraum frei, sodass dieser die flache Ecke von Arambasic annehmen konnte und hart flach vor das Tor brachte, wo Bocar Djumo aus kurzer Distanz zum 1:0 eindrückte (55.). Schmidt reagierte auf den bis dato dürftigen Auftritt mit einem Doppelwechsel: Fenski und Phil Gysbers kamen für Dähnenkamp und Tom Trebin nach einer Stunde. Die dünne Atlas-Personaldecke zeigte sich hier, da nun nach dem Zehner Azadzoy der Rechtsverteidiger Fenski auf dem Flügel agierte.

Auf dem Feld änderte sich weiterhin nicht viel. Atlas fehlte jede Idee, aus dem Spiel heraus kamen die Blau-Gelben zu keinem Abschluss. Im zweiten Durchgang wurden zudem die Standardsituationen Mangelware, sodass der Ausgleich nie in der Luft lag. Stütz hatte die einzige echte Gelegenheit, schoss einen Freistoß aus 18 Metern jedoch klar über das Tor (72.).

Defensive schläft bei Freistoß

Rehden verwaltete im zweiten Durchgang die Führung und gewann defensiv nahezu jeden Zweikampf. Offensiv hielten sich die Hausherren zurück, sie mussten sich jedoch aufgrund der Delmenhorster Harmlosigkeit auch keine größeren Sorgen machen. Schmidt wechselte nach 80 Minuten den engagierten, aber schwachen Mansaray aus und brachte Thade Hein. In der Folge versuchten es die Gäste mit einer Dreierkette sowie Schallschmidt und Gysbers als Stoßstürmer. Eine Torchance kam allerdings nicht mehr zustande. Stattdessen erzielte Mateur Ajala Cardoniz unbedrängt nach einer Freistoßflanke von Lovro Sindik das 2:0 (88.) per Kopf.

„Es war lange Zeit ein Spiel auf Augenhöhe mit vielen Fifty-Fifty-Situationen. Es war klar, dass es auf Kleinigkeiten ankommt. Darauf, dass man wach ist, präsent in den Zweikämpfen. Beim ersten Tor sieht man, dass wir nicht wach sind“, konstatierte Schmidt. Der Sieg der Rehdener gehe völlig in Ordnung. „Ich habe aber gewisse Ansätze gesehen, die mich positiv stimmen, dass wir es demnächst besser auf den Platz bekommen“, fügte er hinzu. Sein Gegenüber Kristian Arambasic sah die erste Halbzeit ähnlich ausgeglichen. „Nach der Pause konnten wir mehr zulegen. Es war ein sehr intensives Spiel. Ich kann der Mannschaft nur ein Riesenkompliment machen, die Mentalität war 100 Prozent heute“, meinte er nach dem zweiten Sieg in Folge und dem damit verbundenen Sprung in die obere Tabellenhälfte.

Die Delmestädter müssen nach nur acht Punkten aus sieben Spielen den Blick nach unten richten. Die Abstiegszone ist nur zwei Punkte entfernt. Bereits am Sonnabend treten die Delmenhorster beim Vorletzten STK Eilvese an. Sollten die Schmidt-Mannen dort ähnlich wie in Rehden auftreten, ist die Krise nicht mehr von der Hand zu weisen.

Wie Dominik Schmidt die Niederlage erklärt

Die Erklärung sei relativ einfach, begann der Atlas-Coach und zählte dann diverse Versäumnisse seines Teams auf. "Der erste Kontakt stimmt meistens nicht. Und wenn der erste Kontakt stimmt, treffen wir die falsche Entscheidung. Wenn wir das Spiel nach vorne fortsetzen können, spielen wir meistens nach hinten. Es sind Kleinigkeiten", sagte er. Nach dem Vorsfelde-Spiel habe er mit seinem Trainerteam und der Mannschaft beschlossen, zurück zu den Basics zu gehen und diese einzuüben. "Wenn die Basics stimmen, erarbeiten wir uns alles andere. Ich komme aus dem Profibereich. Vielleicht habe ich den Jungs anfangs zu viel zugemutet und zu viel verlangt. Vielleicht muss ich mich ein stückweit daran anpassen, dass viele Jungs aus unterklassigen Ligen kommen", meinte Schmidt. Er betonte, dass die Truppe sich im Umbruch befinde und verwies auf die 17 neuen Spieler. Zudem sei die Verletztenliste lang, das Training dadurch erschwert. Automatismen könnten sich so nicht einspielen. Das reiche jedoch nicht als Erklärung für den schwachen Auftritt. "Es geht um den ersten, sauberen Kontakt. Daraus muss man zu einer offenen Stellung kommen und das Spiel nach vorne treiben. Das sage ich den Jungs tagtäglich. Aber man ist als Trainer immer davon abhängig, wie empfänglich die Spieler dafür sind. Du kannst der beste Trainer sein, wenn du Jungs hast, die nicht zuhören und die Sachen nicht umsetzen", erklärte Schmidt. Er werde den Weg weitergehen. "Ich weiß, dass die Jungs das können. Das haben sie schon bewiesen. Wir werden stetig an den kleinen Sachen arbeiten, bis jeder versteht, wie wir Fußball spielen wollen", kündigte er an.

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