Selim Karaca machte einen ganz gelassenen Eindruck. Der Trainer des TuS Heidkrug wirkte nicht wie der Coach einer Mannschaft, die soeben eine deutliche 0:5 (0:2)-Packung hatte einstecken müssen. Der Grund für seine entspannte Gemütslage war jedoch einleuchtend. Karaca wusste, dass sein Team im Delmenhorster Derby gegen den SV Tur Abdin zum Auftakt der neuen Saison in der Fußball-Bezirksliga schlicht und ergreifend keine Siegchance hatte. Zu dominant war der Auftritt der Aramäer am Bürgerkampweg. "Es war wirklich ein Klassenunterschied zu sehen", zollte Karaca dem Gegner ordentlich Respekt. "Ich glaube, mit dem 0:5 sind wir noch gut bedient", fügte er hinzu.
In der Tat legte Tur Abdin einen fulminanten Start in die neue Spielzeit hin. Die Elf von Sven Apostel brachte ihre Qualität auf den Platz. Und das nicht nur in der Offensive. "Was ich viel wichtiger finde, ist, dass wir zu null gespielt haben", betonte der Abdin-Coach. "Alle haben mitgemacht, und dann macht das auch Spaß", lobte er die Mannschaftsleistung. Allerdings wollte Apostel den überzeugenden Auftakt auch nicht überbewerten. Am kommenden Wochenende interessiere schon niemanden mehr, wie man in Heidkrug gespielt habe.
Das Derby hätte für die Gäste nicht besser beginnen können. Der überragende Allah Aid Hamid besorgte bereits in der vierten Minute die frühe Führung für seine Farben. Anschließend zog sich Abdin aber keineswegs zurück, sondern agierte weiterhin mit viel Drang nach vorne. Immer wieder kamen die Apostel-Schützlinge vor allem über außen in die Gefahrenzone, hatten viel Tempo in ihrem Spiel und streuten immer wieder geniale Pässe ein. Bis zum 2:0 dauerte es trotzdem eine ganze Weile. Eigentlich hätte es spätestens in der 38. Minute fallen müssen, als Hamid mal wieder über die linke Seite alle stehen ließ und den Ball in die Mitte brachte, wo Gabriel Gabriel zwar zum Abschluss kam, aber nur den Pfosten traf. Fünf Minuten später lag die Kugel dann im Netz. Marco Prießner eroberte das Spielgerät im Strafraum, ließ seinen Gegenspieler aussteigen und vollendete eiskalt ins lange Eck (43.).
Doppelschlag nach der Pause
Nach dem Seitenwechsel schienen die Gäste es eilig zu haben. Mit einem Doppelschlag entschieden sie die Partie vorzeitig. Erst schloss Hamid auf links von der Strafraumkante ins lange Eck ab (49.), nur zwei Minuten später kam aus Heidkruger Sicht auch noch Pech dazu. Ein Freistoß von Can Blümel aus rund 20 Metern wurde von der TuS-Mauer abgefälscht und landete im Kasten des machtlosen Torhüters Tim Osterloh. Abdin hatte immer noch nicht genug und dominierte das Duell weiterhin. In der 65. Minute markierte Prießner nach Vorlage von Johannes Artan das 5:0 und wurde somit nach Hamid zum zweiten Doppelpacker des Abends.
In einem weitgehend fair geführten Derby wurde es wenige Minuten vor dem Spielende doch noch mal hitzig, als Yanik Pietsch Hamid rüde umgrätschte, mit Gelb-Rot vom Platz flog und es zu einer Rudelbildung kam (86.). Sportlich gesehen passierte nicht mehr allzu viel. Die Heidkruger hatten in der Schlussphase noch die eine oder andere Halbchance. Marvin Lohfeld besaß in der Nachspielzeit sogar eine aussichtsreiche Möglichkeit, als er den Ball nach einem schnellen Angriff neben den Kasten setzte. Selim Karaca befand, dass seine Mannschaft hinten raus zumindest noch einen Treffer verdient gehabt hätte. Das änderte jedoch nichts an seiner Analyse des Klassenunterschieds. Besonders hob der TuS-Coach die Leistung des Gäste-Akteurs Dennis Thüroff hervor.