Bastian Fuhrken lief selig grinsend durch das Delmenhorster Stadion und hatte bei all den Glücksgefühlen auch noch das große Ganze im Blick. "Einen Sieg in der Bezirksliga und der Regionalliga an einem Tag gab es noch nie", sagte der Sportliche Leiter des SV Atlas Delmenhorst. Die zweite Mannschaft hatte das Bezirksliga-Kellerduell gegen den SV Baris am Sonnabend mit 4:3 gewonnen, ehe die erste Mannschaft direkt im Anschluss einen begeisternden 4:0-Erfolg gegen den FC Oberneuland folgen ließ. Das waren die zwei sportlichen Erfolgsmeldungen an einem nahezu perfekten Atlas-Tag, an dem auch noch viele andere Dinge nach Wunsch liefen.
Aber erst einmal das Wichtigste: Nach den Niederlagen gegen den HSC Hannover und Werder Bremens U23 hat sich der SV Atlas in der Regionalliga eindrucksvoll zurückgemeldet. Fuhrken und Trainer Key Riebau hatten die Spieler für ihre leblosen Auftritte ohne Leidenschaft deutlich kritisiert. Nun folgte die Reaktion, die sich alle Blau-Gelben erhofft hatten: Gegen Oberneuland rannten und grätschten die Delmenhorster von der ersten Minute an. Dazu spielten sie mitunter sehr ansehnlichen Fußball und überrumpelten ihren Gegner durch ihr schnelles Umschaltspiel, das zum 1:0 durch Mattia Trianni führte (10.). Cerruti Siya legte das 2:0 nach (16.), ehe Marco Stefandl den Ball nach einem katastrophalen Abwehrfehler der indisponierten Bremer fast von der Mittellinie zum 3:0 ins leere Tor zirkelte (42.). "Die Mannschaft hat Leidenschaft und Emotionen auf den Platz gebracht", sagte Riebau. Damit hatten die Spieler die Forderung ihres Trainers erfüllt. Fuhrken betonte: "Wir waren sehr diszipliniert und haben Wiedergutmachung betrieben."
Große Freude über Eggerts Tor
Rund 700 Zuschauer waren im Stadion, und nach dem Abpfiff feierten die Atlas-Fans ihre Mannschaft. "Der Sieg tut uns allen gut", unterstrich Riebau. Und zu den drei Punkten, die den SV Atlas weiterhin vom Erreichen der Meisterrunde träumen lassen, kamen noch einige kleine Erfolgsgeschichten dazu. Da war zum Beispiel Philipp Eggert, der eingewechselt wurde und kurz vor Schluss noch zum 4:0 traf (90.). Riebau bejubelte den Treffer überschwänglich und erläuterte später den Grund dafür: "Ich habe mich für Philipp Eggert gefreut. Er ist so ein positiver Typ, und das Tor tut ihm gut." Beim enttäuschenden 0:1 gegen den HSC Hannover hatte Eggert einen ganz schwachen Tag erwischt, das ist nun ebenso vergessen wie die großen Offensivprobleme der Delmenhorster in den zwei Partien vor dem Oberneuland-Spiel.
Gegen den FCO fand der SV Atlas einen Weg, um auch ohne den verletzten Zentrumsstürmer Dimitrios Ferfelis zu Toren zu kommen. Die Delmenhorster setzten auf ihr Tempo, vor allem über Trianni und Marco Stefandl auf den Außenbahnen, und auf Flexibilität: Cerruti Siya und Tobias Steffen stießen abwechselnd ins Sturmzentrum vor. "Dazu hatten wir sehr gute Standards", sagte Riebau. So erzeugte der SV Atlas auch ohne echten Mittelstürmer viel Torgefahr.
Zu den guten Nachrichten des Tages gehörte zudem, dass mit Marek Janssen wieder ein großer Spieler für das Angriffszentrum zur Verfügung steht. Er wurde nach seiner Verletzung erstmals eingewechselt. Doch nicht nur die Offensive glänzte, auch die Defensive leistete sehr gute Arbeit. Mit Kristian Taag und Kerem Sari in der Innenverteidigung sowie Flodyn Baloki auf der Sechser-Position stand Atlas sehr kompakt. "Sie waren drei Türme im Zentrum", sagte Riebau.
Sportlich lief also alles nach Plan, und auch abseits des Platzes war die Freude bei den Verantwortlichen groß, dass der "Atlas-Club-Container" rechtzeitig zum Derby gegen Oberneuland fertig geworden war. Der Container mit Getränkebar, in dem sich durch große Glasscheiben das Geschehen auf dem Platz verfolgen lässt, soll als Ort des Austausches für Vereinsvertreter, Sponsoren und weitere Gäste dienen. Er sei bereits sehr gut angenommen worden, sagte Stefan Keller, Vorstand Marketing und Vertrieb des Vereins.

Tim Wiese hatte viel Spaß beim Spiel des SV Atlas.
Unter den ersten Gästen im Container war am Sonnabend Tim Wiese. Der Ex-Werder-Torwart besuchte zum ersten Mal ein Atlas-Spiel und zeigte sich angetan: "Es sind viele Leute da. Die Atmosphäre ist gut." Vielleicht kommt Wiese ja künftig öfter zum SV Atlas, nachdem er im Weserstadion während des Nordderbys gegen den Hamburger SV mit dem Sicherheitsdienst aneinandergeraten waren. "Ich möchte hier Vorsitzender werden", kündigte der exzentrische Ex-Profi schon einmal an. Dabei dürfte es sich aber um einen Scherz gehandelt haben.