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Fußball-Regionalliga Stadt Delmenhorst schließt Fans des VfB Lübeck aus

Am Sonnabend reist der Traditionsverein VfB Lübeck an und trifft auf den SV Atlas Delmenhorst. Normalerweise bringt der Tabellenführer viele Auswärtsfans mit. Doch die Stadt verbietet deren Teilnahme am Spiel.
28.03.2023, 16:50 Uhr
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Stadt Delmenhorst schließt Fans des VfB Lübeck aus
Von Michael Kerzel

Es sollte ein Fußballfest werden am Sonnabend: Der SV Atlas Delmenhorst empfängt den VfB Lübeck in der Fußball-Regionalliga Nord. Die Gäste aus Schleswig-Holstein sind der Verein mit den meisten Fans in der Liga. Mehrere Hundert reisen regelmäßig mit und wollten wohl auch im Stadion an der Düsternortstraße ihr Team lautstark unterstützen. Doch daraus wird nichts: Die Stadt Delmenhorst hat die Teilnahme von Lübeckfans verboten. "Die Sicherheitsbedenken konnten nicht ausgeräumt werden", teilt der SV Atlas in einer Meldung mit und spricht von einer "harten Entscheidung" seitens der Verwaltung. Weiter wollte sich der Verein dazu nicht äußern. Dass er diese Entscheidung nicht gerade positiv aufnimmt, liegt jedoch auf der Hand. Das ist auch dadurch belegt, dass Präsident Manfred Engelbart mehrfach bei den Verantwortlichen anrief. Laut Mitteilung habe dieser "mit Nachdruck alles versucht", um die Bedenken auszuräumen. Ohne Erfolg.

Die Stadt erklärte ihre Entscheidung am frühen Dienstagabend: "Der SV Atlas hatte der Stadtverwaltung gegenüber schriftlich angekündigt, dass ca. 800 Fans zum Spiel nach Delmenhorst kommen werden. Nach Einschätzung der Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg-Land/Wesermarsch handelt es sich bei der Begegnung SV Atlas gegen den VfB Lübeck um ein sogenanntes Risikospiel. Dies stellt deutlich erhöhte Anforderungen – vor, während und nach dem Spiel." Sicherheit gehe vor, daher habe die Stadt als Eigentümerin des Stadions die Nutzung des eingezäunten Bereichs für Gästefans für diese Partie untersagt. Das gelte auch künftig dann, wenn Partien nach Absprache mit Experten der Polizei als "Risikospiele" eingestuft werden. "Aufgrund der besonderen Gefährdungslage und bestimmter Auflagen, die dem SV Atlas bekannt, aber bis heute nicht erfüllt sind, sieht sich die Stadt Delmenhorst leider gezwungen, den Gästebereich für die Begegnung am Sonnabend gegen den VfB Lübeck zu sperren", heißt es in einer Mitteilung.

Lübeckfans fallen negativ auf

Ein Grund für die rigorose Entscheidung dürften die jüngsten Vorfälle mit Lübeckfans sein: Anfang Februar in Hannover beim Auswärtsspiel bei Hannover 96 II gab es mehrere Vorfälle. "Derartigen Gewaltexzessen, wie in diesem Fall durch Lübecker Fans, werden wir auch künftig konsequent begegnen," wurde Michael Schuol, Präsident der Bundespolizeidirektion Hannover, seinerzeit vom Fachmagazin Kicker zitiert. Die Personalien von 237 Anhänger seien von der Polizei erfasst worden. Hintergrund sollen massive Sachbeschädigungen der Lübecker Anhängerschaft in einem Zug schon auf dem Hinweg zur Regionalliga-Partie gewesen sein. Laut Kicker wurde ein Abteil des Zuges offenbar derart beschädigt und verdreckt, dass eine Weiterfahrt nicht mehr möglich war. Weitere "Tathandlungen" habe es auch außerhalb des Bahnhofs gegeben. Die Polizei verhinderte nach eigenen Angaben einen Zusammenstoß der VfB-Anhänger mit den Fans von Hannover 96. Wie der NDR weiter berichtete, randalierten die Lübecker auch im Eilenriedestadion. Eine Person habe sowohl einen Böller als auch mehrere Leuchtfeuerwerke gezündet, es sei zu Becherwürfen gekommen und außerdem seien die Toiletten im Stadion massiv beschädigt worden.

Auch hat der Norddeutsche Fußballverband die Lübecker mit der Sperrung der Pappelkurve, in der die aktive Fanszene ihren Sitz hat, beim Heimspiel gegen Teutonia Ottensen im April bestraft, da die Lübecker bei Kickers Emden Pyrotechnik im Stadion zündeten. Das Landgericht Bremen hat diese Entscheidung bereits bestätigt.

Auswirkungen auf weitere Heimspiele?

Die Entscheidung hat eine gewisse Tragweite. Die erste Folge liegt auf der Hand: Ohne Auswärtsfans ist die Partie gegen den VfB Lübeck ein ganzes Stück weit weniger interessant. Die zu erwartende Stimmung bei weit über 1000 bis eventuell 2000 Zuschauern wäre Werbung für den Fußball in der Stadt Delmenhorst gewesen. Zudem muss Atlas auf Einnahmen verzichten. Die Lübecker hätten nicht nur für Karten bezahlt – wie viele der nach Lübeck geschickten Tickets bereits verkauft sind, ist unklar – sondern im Stadion auch für Umsatz gesorgt. Für den Regionalligisten sind die Einnahmen am Spieltag essenziell wichtig, das betonen Manfred Engelbart und Co. immer wieder. Und wie wird eigentlich mit dem VfB-Anhang verfahren, der trotz Teilnahmeverbot anreist?

Die Entscheidung der Stadt wirft auch die generelle Frage auf, inwieweit der Gästebereich des Stadions regionalligatauglich ist. Der gesonderte Abschnitt wurde im Zuge der Lizenzierung gebaut beziehungsweise abgesichert. Ist dieser nun nicht sicher genug, sobald mehr als ein paar Dutzend Auswärtsfans anreisen, steht dessen Sinn generell infrage. "Es gibt statische Mängel im Hinblick auf den Zaun des Gästebereichs. Notwendige Ertüchtigungsmaßnahmen sind in Vorbereitung", teilt die Stadt mit. Solange diese nicht behoben sind, können größere Fangruppen nicht in den eingezäunten Bereich.

In rund einem Monat steht zudem das Halbfinale im Niedersachsenpokal gegen den VfB Oldenburg auf dem Programm. Die Nachfrage der Oldenburger wird sicherlich nicht geringer sein als die der Lübecker. Auch hier wollte der SV Atlas mit einem vollen Stadion für positive Schlagzeilen sorgen und Einnahmen generieren. Dürfen Oldenburger ins Stadion? Das ist noch nicht klar. „Jedes Spiel ist in seiner potenziellen Gefährdungslage gesondert zu betrachten“, sagt Oberbürgermeisterin Petra Gerlach. Die Stadt Delmenhorst werde zeitnah auf den Verein zugehen, um sich über die jeweilige Situation auszutauschen.

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