Atlas-Coach Dominik Schmidt war nach dem Schlusspfiff nicht sonderlich gut gelaunt, obwohl die Delmestädter den VfL Oldenburg mit 4:1 (0:1) besiegt hatten und damit nach zuletzt zwei Zu-Null-Niederlagen die Trendwende in der Fußball-Oberliga Niedersachsen schafften. "Wir waren die erste Halbzeit gefühlt gar nicht auf dem Platz. Wir waren in den Zweikämpfen nicht präsent und hatten keinen Mut. Dementsprechend ist die Halbzeitsprache ausgefallen", sagte Schmidt. Im zweiten Durchgang steigerten sich die Blau-Gelben und fuhren am Ende sogar einen durchaus verdienten Sieg ein. "Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden. Mit der Art und Weise wie wir gespielt haben aber gar nicht", meinte der Atlas-Coach.
Er änderte seine Elf im Vergleich zur Partie bei Eintracht Celle auf mehreren Positionen: Kerem Sari kehrte in die Innenverteidigung zurück, sodass Philipp Eggersglüß den rechten Part in der Viererkette einnahm. Nicolas Fenski rückte eine Position nach vorne und ersetzte Leonit Basha (Bank). Seinen Gegenpart auf dem linken Flügel bildete Luca Liske, da Shamsu Mansaray kurzfristig mit Fieber ausfiel. Die Mittelstürmerposition übernahm Phil Gysbers von Justin Dähnenkamp (Bank). Im zentralen Mittelfeld dirigierte Florian Stütz nach überstandener Verletzung, Junior Ngongfor wich dafür auf die Bank. Der kürzlich von der afghanischen Nationalmannschaft zurückgekehrte Mustafa Azadzoy musste wegen einer Lebensmittelvergiftung passen. Mit ihm, Mansaray und dem länger verletzten Ousman Touray fehlten somit die drei besten Offensivspieler der Blau-Gelben.
Oldenburg dominiert ersten Durchgang
Die neuformierte Atlas-Elf hatte nach sechs Minuten die erste Großchance: Nicolas Fenski war frei am rechten Flügel aufgetaucht und hatte klug in den Rückraum gelegt. Hier stand Stütz blank, doch der Kapitän setzte das Leder aus zwölf Metern über dem Querbalken. Die Führung erzielten die Gäste: Nach einem herausragenden Pass von Fynn Friedrichs stand Abdallah Remmou nicht im Abseits und drang in den Strafraum ein. Hier umkurvte er mühelos Eggersglüß und vollendete souverän gegen den chancenlosen Damian Schobert zum 1:0 (17.). Nur zwei Minuten später schoss er knapp am Kreuzeck vorbei, nachdem Omar Kujabi auf der linken Angriffsseite zu viel Platz hatte und an die Strafraumkante ablegte. Marcel Rassmann verfehlte das Atlas-Tor mit einem Flachschuss nur knapp (20.). Atlas ließ den Oldenburgern in dieser Phase zu viel Platz und kam nicht in die Zweikämpfe. So auch in der 23. Minute: Tassilo Thiele flankte freistehend von rechts, den Kopfball vom ebenso unbedrängten Kujabi am langen Pfosten entschärfte Schobert mit einer Fußabwehr.
Es dauerte bis zur 26. Minute, bis Atlas wieder gefährlich wurde. Joel Schallschmidt köpfte einen Stütz-Freistoß nur knapp am Torwinkel vorbei. Druck bauten die Gastgeber jedoch keinen auf, das Match plätscherte vor sich hin, bevor es in der Schlussphase nochmal Fahrt aufnahm: Mika-Lasse Nienaber verzeichnete einen Schuss, den Schobert sicher parierte (36.), Stütz scheiterte aus spitzem Winkel an Thilo Pöpken, der erstmals eingriff (39.). Eine doppelte Großchance ließ Tade Niehues liegen, der zweimal am starken Schobert scheiterte (43.). Nach einer Rudelbildung sahen der frustriert wirkende Stütz und Kujabi jeweils Gelb. "Wir haben eine sehr starke erste Hälfte gespielt. Wir haben Ball und Gegner laufen lassen und uns viele Chancen herausgespielt und fast gar nichts zugelassen. Wir verpassen es aber, das zweite oder dritte Tor zu machen, dann ist Atlas komplett tot", meinte Gästecoach und Ex-Atlas-Spieler Patrick Degen.
Partie kippt nach einer Stunde
Schmidt wechselte in der Halbzeit doppelt und brachte Basha und Dähnenkamp für Tom Trebin und Liske. Nach einer Stunde feierte Philipp Eggert sein Comeback, er ersetzte Uschpol als Linksverteidiger. Aus dem Spiel heraus passierte wenig, Oldenburg kombinierte gefällig, kam jedoch nicht zu Abschlüssen. Aus dem Nichts glich Atlas dann jedoch aus: Eine Ecke wehrte Oldenburg zu kurz ab, Dähnenkamp nahm das Leder mit links stark volley und setzte es unhaltbar neben den linken Pfosten zum 1:1 (63.).
War Oldenburg eine gute Stunde lang klar überlegen, dominierten die Delmestädter von nun an. Atlas trat wie ausgewechselt auf. Die Delmenhorster gingen aggressiver in die Zweikämpfe und pressten stärker. Oldenburg schwamm nun komplett. Gybers prüfte den VfL-Schlussmann mit einem Linksschuss im kurzen Eck (65.). Dann verpassten Basha und Gysbers den Abschluss (70.). Kurz darauf setzte Gysbers eine Flanke von Eggert an den Pfosten, doch Basha stand richtig und staubte zum 2:1 ab (72.). Atlas hatte nun die Begegnung seinerseits im Griff, verpasste die Entscheidung nach 81 Minuten nur knapp. Der eingewechselte Junior Ngongfor spielte einen starken Pass auf Stütz, der querlegte. Am langen Pfosten kam Dähnenkamp einen Bruchteil zu spät und grätschte das Leder knapp am Tor vorbei.
Atlas zog sich danach zurück, stand nun tief, und verteidigte souverän in einer Fünferkette. Oldenburg hatte zwar nahezu durchgehend den Ball in der Schlussphase, entwickelte jedoch keinerlei Durchschlagskraft oder Torgefahr – lediglich Mathias Comes bekam in der 89. Minute die Gelegenheit. Doch Schobert passte bei dessen Lupferversuch auf. Im Gegenzug holte Eggert einen Elfmeter heraus, den Stütz oben rechts zum 3:1 verwandelte (90.+2). In der fünften Minute der Nachspielzeit setzte Basha mit einem gefühlvollen Heber den 4:1-Endpunkt nach einer Dähnenkamp-Vorlage. "Das waren drei enorm wichtige Punkte für uns. Und morgen fragt niemand mehr, wie die zustande gekommen sind", meinte Schmidt.