Ja, Ernüchterung sei bei den Spielern des HC Delmenhorst und ihm selbst eingekehrt, gestand Trainer Henning Bremer. Schließlich hatte die Hockeymannschaft ihren Saisonauftakt in der Hallen-Oberliga mit zwei Niederlagen verpatzt: Erst verlor sie beim MTV Braunschweig mit 3:8 (3:4), dann folgte ein Tag später daheim ein 6:9 (2:2) gegen den DTV Hannover II. „Eingeplant waren die Niederlagen auf keinen Fall“, sagte Bremer. Nach der ersten Partie seien die Spieler in sich gekehrt gewesen, nach der zweiten war es dann anders: „Die Jungs haben diskutiert, und wir haben gemeinsam die Probleme angesprochen.“ Dies sei wichtig, um voranzukommen, stellte der Coach fest. Besonders drei Schwachstellen hat Bremer beobachtet. In beiden Begegnungen hätten sich diese negativ bemerkbar gemacht.
Zunächst einmal sei das Spielsystem noch nicht wie erhofft verinnerlicht worden, Automatismen würden noch nicht greifen. Dies liege an der geringen Vorbereitungszeit auf die Hallensaison. Delmenhorst nahm zwar an einem eintägigen Vorbereitungsturnier teil. Weil das Team aber über keine eigene Halle verfügt, musste es auf das Ende der Herbstferien warten. Erst dann konnte die Mannschaft in die schulische Halle. „Die Ferien waren spät. Somit konnten wir bis zum Beginn der Liga nur vier Trainingseinheiten absolvieren“, schilderte Bremer. Darüber hinaus hatte er in beiden Ligaduellen Nervosität bei seinen Schützlingen ausgemacht: „Wir haben sehr erfahrene, aber eben auch unerfahrene Spieler.“ Mit Hendrik Sandermann, Henning Hüser, Joris Gomollo und Timon Snopienski liefen vier Akteure erstmalig in der Hallen-Oberliga auf.
Die größte Problematik ist für Bremer jedoch etwas anderes: die fehlende Geschlossenheit in den zwei Begegnungen. Teilweise seien seine Spieler „aus dem System rausgesprungen“, auch Alleingänge fielen ihm auf. „Das funktioniert im Hallenhockey nicht, da muss man als Team agieren“, monierte er. Bedeutet: Vor allem die Teamarbeit müsse im weiteren Saisonverlauf verbessert werden. Eine weitere Parallele zwischen beiden Partien war der Verlauf: In den Halbzeitpausen sah es für Delmenhorst jeweils noch aussichtsreich aus, danach entglitten die Spiele jedoch. Bremer spricht aber von unterschiedlichen Gründen. „Im ersten Spiel war die Konzentration weg, im zweiten die Kondition.“ Und: Die zweite Niederlage sei verdient gewesen, die erste hingegen vermeidbar.
„Die Niederlage gegen Braunschweig fühlt sich falsch an. Da wäre mehr drin gewesen“, ärgerte sich Bremer. Schließlich gestaltete sein Team die erste Halbzeit auf Augenhöhe. Jan Ahrens (1:3 und 2:3) und Marten Tönjes (3:4) trafen für Delmenhorst. Durchgang zwei wurde dann hektisch: „Uns ist es da nicht gelungen, Ruhe auszustrahlen.“ Außerdem fehlte die notwendige Konsequenz. So kam Delmenhorst weiter zu Chancen, ließ diese jedoch ungenutzt. Der Gegner, den Bremer als „sehr konstante und eingespielte Mannschaft“ bezeichnete, verwertete seine Torgelegenheiten. Bremer erlebte Braunschweig zudem leidenschaftlicher. Eine Ursache für die fehlenden Prozentpunkte seiner Mannschaft könne eine Vereinsfeier am Vorabend gewesen sein: Der HC Delmenhorst veranstaltete seine Blau-Weiße Nacht.
Im Heimspiel gegen ein sehr junges Team verschlief Delmenhorst die Anfangsphase und lag früh mit 0:2 hinten. Danach besorgte Gomollo mit einem Doppelpack den Halbzeitstand. „Wir wollten mit neuem Elan starten“, erzählte Bremer vom Plan für Durchgang zwei. Es kam anders. Hannover setzte auf schnelle Bälle von hinten heraus. „Da waren wir im Kopf zu langsam. Deshalb ergaben sich Chancen, die sie eiskalt genutzt haben. So sind sie davongezogen.“ Delmenhorst wusste mit Überzahlsituationen zu wenig anzufangen. Vor allem aus einer fünfminütigen Überzahl beim Stand von 3:5 hätte das Team mehr machen müssen. Bei den Abschlüssen schien zu oft die letzte Überzeugung zu fehlen. In den letzten sechs Minuten der Partie nahm Bremer Tormann Jannik Pleil raus. In dieser künstlichen Überzahlsituation betrieben Ulrich Hader (4:9 und 6:9) sowie Gomolla (5:9) Ergebniskosmetik.