Die HSG Delmenhorst hat es geschafft und bleibt in der Handball-Oberliga. Beim Relegationsturnier in Fredenbeck setzte sich die Sieben von Coach Jonas Meißner aufgrund des gewonnen direkten Dreiervergleichs aufgrund des besseren Torverhältnisses gegen den VfL Fredenbeck II und den MTV Braunschweig II durch. Drei von vier Spielen gewannen die Delmestädter, das entscheidende auf äußerst dramatische Weise. "Wir waren einfach mal dran mit dem Glück. Und wir haben es uns verdient", fasste Teambetreuer und Spieler Marcian Markowski das Geschehen zusammen. Meißner stimmte zu: "Die letzten Wochen haben wir reihenweise Spiele gehabt wie das letzte gegen Dinklage. Es wurde mal Zeit, dass wir das holen." Doch der Reihe nach.
Spiel 1: VfL Fredenbeck II - HSG Delmenhorst 16:15 (6:8): Einen herben Rückschlag gab es für die Delmenhorster zum Auftakt: Die erste Partie gegen den vermeintlichen Hauptkonkurrenten um das Oberligaticket verloren die Delmestädter in einem nervösen Match denkbar knapp mit 15:16 (8:6). "Das ist sehr ärgerlich. Wir führen mit drei und treffen dann mehrere falsche Entscheidungen. Wir hatten es selbst in der Hand", sagte Meißner. Alle Partien des Tages dauerten 2x15 Minuten.
Die große Anspannung war den beiden Teams anzusehen. So startete Tim Coors mit einem Fehlwurf und einem Ballverlust, Jörn Janßen verlor den Ball aufgrund eines Schrittfehlers und eines Offensivfouls zweimal. Die Fredenbecker legten ein 4:1 (7.) vor. Die Delmenhorster, mit Stimmungshoheit in der Halle aufgrund des mitgereisten Anhangs, konterten mit mehreren Gegenstößen zum 4:4 (9.) und gingen beim 6:5 (11.) erstmals in Front. Vier der ersten sechs Treffer erzielte Youngster Till Eisenmenger ohne Fehlversuch. Die Delmestädter gelangten zu einer 8:6-Pausenführung.
Nach dem Seitenwechsel erwischte der VfL den besseren Start und glich zum 10:10 aus (20.). Der HSG unterliefen in der Offensive nun mehrere Fehler, im Tor bekam Sönke Schröder keine Hand an einen Ball, sodass Coach Jonas Meißner nach dem 10:11-Rückstand Silas Schumacher brachte (22.). "Wir hatten in dem Spiel leider keine Unterstützung von der Torwartposition", ordnete Meißner ein. Bei den Gastgebern übernahm Drittliga-Leihgabe Daniel Sharnikau nun das Kommando und erzielte mehrere Treffer aus dem Rückraum und brachte seine Farben mehrfach auf zwei Tore vor wie beim 15:13 (26.), doch die HSG glich zum 15:15 aus (28.). Nach einem erfolgreichen Siebenmeter lagen die Gastgeber wieder vorne. 45 Sekunden vor dem Ende verhedderte sich die HSG im Angriff, Meißner zog die Auszeit bei noch zwei ausstehenden Pässen. Ein Treffer fiel nicht mehr, Fredenbeck holte den Sieg mit einem 16:15.
Spiel 2: HSG Delmenhorst - MTV Braunschweig II 22:13 (11:5): Bereits vor dem Anpfiff war klar, dass die HSG Spiel zwei gewinnen musste, um eine Chance zu wahren. Das gelang eindrucksvoll mit 22:13 (11:5) gegen den MTV Braunschweig II. "Wir hatten erst etwas Pech, direkt gegen Fredenbeck spielen zu müssen und dann das Glück schon ein Spiel gehabt zu haben und es für Brausnchweig das erste war und die quasi direkt aus den Autos kamen", meinte Meißner.
Die Delmenhorster erwischten einen guten Start und gingen mit 5:0 in Führung (7.). Silas Schumacher hielt seinen Kasten bei drei Paraden sauber, die Abwehr stand sicher. Erst nach achteinhalb Minuten erzielte der MTV sein erstes Tor zum 1:6. Schumacher parierte weiterhin stark, sodass die Delmenhorster zur Pause bereits vorentscheidend mit 11:5 in Front lagen.
Auch nach der Pause ließen die Meißner-Mannen nichts anbrennen. Schumacher entnervte die Braunschweiger weiter, vorne blieb die Trefferquote hoch, sodass es neun Minuten vor dem Ende 15:8 stand. Letztlich setzte sich die HSG klar und verdient durch.
Spiel 3: HSG Delmenhorst - TV Sehnde 18:15 (10:8): Beide Teams gingen mit einer 1:1-Bilanz in das Match. Nur der Sieger behielt die Restchance auf den Tagessieg.
Das Match begann sehr temporeichen Match, sodass es nach sieben Minuten bereits 6:5 für die Delmenhorster stand. Sehnde deckte nun nicht mehr so offen, was Coors nutzte, doppelt netzte und auf 9:5 stellte (11.). Die Sehnder liefen ihre Angriffe weiter mit viel Tempo und verkürzten bis zur Pause auf 8:10.
Die Meißner-Sieben kamen besser aus der Pause, Schumacher parierte mehrfach stark. Die Delmenhorster leisteten sich wenige Fehler und zogen knapp acht Minuten vor Schluss auf 15:10 davon und gerieten nicht mehr in ernsthafte Gefahr. Spätestens als Schumacher bei Vier-Tore-Führung vier Minuten vor Schluss einen Siebenmeter parierte und einen weiteren Wurf entschärfte, war die Begegnung entschieden.
Im Anschluss patzte Fredenbeck und verlor gegen Braunschweig. Hier war bereits klar, dass die HSG einen potenziellen Dreiervergleich aufgrund des Torverhältnisses gewinnen würden.
Spiel 4: HSG Delmenhorst – TV Dinklage 17:16 (10:8): Gegen den bereits ausgeschiedenen TVD begannen die Delmenhorster nervös und lagen Mitte des ersten Durchgangs mit 2:4 zurück. Coors und Janßen, die die ersten fünf Treffer erzielten, glichen zum 5:5 aus (9.). Die HSG erstmals in Führung warf der bei diesem Turnier überzeugende Till Eisenmenger zum 6:5, Janßen erhöhte per Siebenmeter auf 7:5, Jonte Windels auf 8:5 (12.). Zur Pause führte die Meißner-Sieben mit 10:8.
Nach der Pause stellte Dinklage auf 4:2-Deckung um und nahm Coors und Janßen in direkte Betreuung. Letzterer vergab in Überzahl einen Siebenmeter, Windels scheiterte zweimal von außen. Dinklage glich in Unterzahl zum 10:10 aus (18.) und ging kurz darauf sogar in Führung. Bastian Schäfer tankte sich nun zweimal durch, gleich zum 12:12 aus. Dinklage legte erneut vor, die Nervosität wuchs auf den Rängen und dem Feld minütlich an. Es ging ausgeglichen in die Schlussphase, auf beiden Seiten fielen wilde Tore. Dinklage deckte weiter offen, doch die HSG kam im Vier-gegen-vier nicht durch und rannte sich oft fest.
Auch 30 Sekunden vor Ende stand es 16:16, Dinklage zog die Auszeit. Was dann passierte darf, war außergewöhnlich: Zehn Sekunden vor Schluss ging der Ball neben den HSG-Kasten. Torwart Schröder versichte den Ball aus dem Fangnetz hinter dem Tor zu holen, doch dort lagen mehrere Spielgeräte. Die Schiedsrichter stoppten die Uhr bei 29:55 Minuten. Der Keeper passte auf Janßen, der warf den Ball zu Jannik Dallügge, der quasi mit der Schlusssirene einen Verzweiflungswurf aus zwölf Metern aufs Tor brachte. Dinklages Schlussmann hielt diesen – doch nicht fest, sodass der Ball weitertrudelte und der Keeper ihn im Bereich der Linie rausschlug. Abpfiff. Das Schiedsrichterduo diskutierte, ob der Ball hinter der Linie war und wenn ja, ob das noch innerhalb der Zeit passierte. Und die Unparteiischen gaben das Tor zum 17:16. "Dass wir uns in dem Spiel so schwer tun, muss natürlich nicht sein. Wir haben diese Fehler in der Saison oft gemacht. Ich hab es oft 'Die Angst vor dem Gewinnen" genannt. Das der Ball dann aus einer nicht unbedingt vielversprechenden Situation reingeht...Schön", fasste Meißner zusammen.
Da Braunschweig, lautstark unterstützt vom Delmenhorster Team und dessen Anhang, sein letztes Spiel gewann, kam es zum Dreiervergleich. Dadurch sicherte sich die HSG Platz eins und den damit verbundenen Klassenerhalt.