Man kann sich die HSG Delmenhorst ohne ihren Vorsitzenden Jürgen Janßen kaum vorstellen – und zumindest für die kommenden rund eineinhalb Jahre muss man das auch nicht machen. Auf der Jahreshauptversammlung wurde er einstimmig wiedergewählt, doch reibungslos verlief es nicht. Die vergangenen Wochen und Monate haben an Janßen genagt. „Ich bin nicht sicher, ob es richtig ist, dass ich weitermache. Der Vorwurf von Mitgliedern kam, dass der Vorstand in der Corona-Zeit versagt hat. Eine angebotene Aussprache wurde jedoch nur bedingt angenommen“, berichtete Janßen während seines Berichts auf der JHV. Die Initiative von Jens Hafemann während der Versammlung – er wird den Bereich Jugend fortan leiten und rückt damit in den Vorstand auf – sorgte dafür, dass Janßen nochmal kandidierte. „Ich war kurz davor, hinzuschmeißen. Die Kritik ging tief in meine Person rein. Elf Jahre lang hat mir die Aufgabe hier Spaß gemacht, aber das wäre in der letzten Zeit fast alles kaputt gegangen“, sagte Janßen und richtete einige Worte an Hafemann: „Durch deinen Zuspruch ist jetzt eine Perspektive da“. Zudem teilte der alte und neue Vorsitzende mit, dass er nicht mehr immer in der ersten Reihe stehen wolle.
Aufgrund der Corona-Pandemie hielten die Handballer ihre Versammlung erst im September und nicht wie üblich im ersten Quartal des Jahres ab. Dadurch bilanzierte Janßen 17 Monate und nicht zwölf. Die nächste Legislatur dauert nun auch nur 19 Monate und nicht zwei Jahre. Die sportliche Bilanz fällt zufriedenstellend aus, es gibt aber auch einige Probleme. „Mit der Leistung bin ich zufrieden, da gibt es nichts zu meckern. Schade, dass die A-Jugend die Qualifikation zur Bundesliga verpasst hat, aber sie hat sich gut präsentiert“, sagte Janßen. Sorge bereite ihm die schwindende Anzahl der Jugendlichen im Verein, so kann die HSG für die kommende Spielzeit keine männliche C-Jugend mehr melden.
Das war auch der Grund, warum sich Jens Hafemann zu Wort meldete. „Delmenhorst war ein Handballstandort und will einer bleiben. Wenn es jetzt keine männliche C-Jugend gibt, gibt es auch irgendwann keine Zukunft. Das ist ein Alarmzeichen. Ich würde das auch höher hängen als das wirklich tolle Projekt mit der ersten Herrenmannschaft“, sagte Hafemann. Er erklärte sich bereit, eine leitenden Funktion bei der HSG zu übernehmen: „Ich werfe meinen Hut in den Ring als Leiter eines neuaufzubauenden Jugendteams. Ich übernehme Verantwortung, brauche dafür aber auch Kompetenzen“, sagte er. Er erwarte, dass man ihn frei arbeiten lasse. „Natürlich immer im Austausch“, betonte Hafemann, der zuletzt bei dem Ziel der A-Jugend, sich für die Bundesliga zu qualifizieren als Sponsorenbetreuer und Koordinator agierte. Dabei sei klar geworden, dass Unternehmen als Sponsoren interessiert seien. Hafemann wurde einstimmig gewählt, er übernimmt die Nachfolge von Jörg Schröder, der sich freiwillig zurückzieht und weiter beratend zur Verfügung steht. Hafemann ist damit neuer Vorstand Jugend.
Kennzahlen 2019:
274 Aktive, davon 169 Jugendliche, 19 Mannschaften, davon 12 Jugendmannschaften. 184 Heimspiele, rund 17 200 Zuschauer. Budget 121 000 Euro