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Legende von Atlas Delmenhorst Zeit des Hoffens und Bangens: So geht es Krebs-Patient Thomas Pfautsch

Thomas Pfautsch kämpft weiterhin gegen den Blutkrebs. Für die Legende des SV Atlas Delmenhorst gab es in letzter Zeit zwei positive Nachrichten.
09.06.2024, 19:10 Uhr
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Zeit des Hoffens und Bangens: So geht es Krebs-Patient Thomas Pfautsch
Von Christoph Bähr

Das Champions-League-Finale ließen sich die beiden Legenden des SV Atlas Delmenhorst selbstverständlich nicht entgehen. Detlev Garmhausen schaute bei seinem Kumpel Thomas Pfautsch vorbei, um die Begegnung zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid im Fernsehen zu verfolgen. Was zunächst ganz normal klingt, ist durchaus etwas Besonderes, denn sie trafen sich bei Pfautsch zu Hause. Etwa 140 Tage hatte der an Blutkrebs erkrankte 65-Jährige im Krankenhaus verbracht, kürzlich durfte er die Klinik verlassen. "Thomas ist sehr froh, wieder zu Hause zu sein. Das Finale mit ihm zu gucken war eine große Freude. Man hat aber auch gemerkt, dass es irgendwann anstrengend für ihn wurde", berichtet Garmhausen.

Pfautsch braucht immer noch viel Ruhe, denn er hat eine dramatische Zeit hinter sich. Er benötigte dringend einen Stammzellspender, um die Krankheit besiegen zu können. Es war ein Hoffen und Bangen, bis schließlich ein passender Spender gefunden wurde. Dieser sei dann allerdings aus unbekannten Gründen wieder abgesprungen, sagt Garmhausen. Inzwischen hat Pfautsch dennoch eine Stammzellspende erhalten. Ein Mann aus Österreich, der dem Delmenhorster im Jahr 2020 schon einmal mit einer Spende geholfen hatte, fungierte zum zweiten Mal als Spender. Vor vier Jahren hatte Pfautsch die Krankheit zum ersten Mal erfolgreich bekämpft, doch der Krebs kam zurück.

Die magische 100-Tage-Grenze

Momentan muss er vor allem warten und zittern. "100 Tage gelten als magische Grenze. Dann weiß man, ob mit der Stammzellspende wirklich alles geklappt hat", sagt Garmhausen. Anfang Juli läuft diese Frist bei Pfautsch ab. "Thomas strahlt viel Positivität aus. Er ist auf einem guten Weg", berichtet Garmhausen. Dabei ist es zweifellos eine belastende Zeit für den früheren Atlas-Libero. Pfautsch muss fast jeden Tag ins Krankenhaus, um durchgecheckt zu werden, und er muss viele Medikamente einnehmen. "Die haben natürlich auch Nebenwirkungen. Thomas ist schon sehr erschöpft", sagt Garmhausen.

Wichtig ist auch, dass sich Pfautsch mit seinem geschwächten Immunsystem jetzt keinen Infekt einfängt. "Eine Umarmung zur Begrüßung ist mit einer Maske möglich. Wenn ich ihn besuche, sitzen wir die meiste Zeit draußen", erzählt Garmhausen. Trotz aller Schwierigkeiten und Ungewissheiten gelte es, das Positive zu sehen: Pfautsch hat eine Stammzellspende bekommen und darf seit Kurzem wieder zu Hause sein. "Nach dieser wahnsinnig langen Zeit im Krankenhaus mit vielen Aufs und Abs ist es für ihn psychisch eine große Umstellung, wieder zu Hause zu sein. Er freut sich darüber sehr und bekommt viel Unterstützung", sagt Garmhausen.

Mit Atlas auf dem Bökelberg

Groß war die Unterstützung und Anteilnahme auch in ganz Delmenhorst und Umgebung, als Anfang des Jahres bekannt wurde, dass Thomas Pfautsch an Blutkrebs erkrankt ist. Aus seiner erfolgreichen Zeit beim SV Atlas in den 1970er- und 1980er-Jahren kennen ihn viele. 263 Partien bestritt der Libero für die Blau-Gelben und erzielte 55 Tore. Er war beim legendären DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Mönchengladbach (1:6) auf dem Bökelberg dabei und stieg mit Atlas in die damals drittklassige Oberliga Nord auf. 1980 fehlten dann lediglich zwei Punkte, um an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga Nord teilzunehmen.

Zusammen mit Jochen Auffarth, einem weiteren Freund, organisierte Garmhausen eine große Typisierungsaktion in der Delmenhorster Markthalle. Unterstützung gab es dabei von der DKMS. Auch online registrierten sich viele Menschen als Stammzellspender. Weit mehr als 400 Registrierungen für die Spenderdatei der DKMS brachten die Aktionen für Pfautsch. Ein geeigneter Spender für die Atlas-Legende war allerdings nicht dabei. "Gelohnt hat sich das alles natürlich trotzdem. Wir konnten anderen Menschen helfen", betont Garmhausen.

Die Familie von Pfautschs Frau stammt aus Belgien und warb dort um Registrierungen. "Dadurch wurde ein Spender für jemanden gefunden", sagt Garmhausen. Bei der Typisierungsaktion in Delmenhorst ging es neben Pfautsch auch um Güral Atsiz. Ein weiterer Delmenhorster, der eine Stammzellspende benötigte und dem ebenfalls geholfen werden sollte. Für Atsiz sei inzwischen ein geeigneter Spender gefunden worden, berichtete Garmhausen. Das große Engagement der Freunde von Thomas Pfautsch hat viel Gutes bewirkt. Nun bleibt ihnen aber erst einmal nur die Hoffnung – die Hoffnung darauf, dass Pfautschs Genesung weiterhin voranschreitet und die Stammzellspende die gewünschte Wirkung erzielt.

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Wie man Stammzellspender wird

Wer sich als Stammzellspender registrieren lassen möchte, kann sich online unter dkms.de ein Registrierungsset bestellen. Den Abstrich der Wangenschleimhaut kann man mit einem Wattestäbchen leicht selbst entnehmen und zurücksenden. Das Ergebnis der Probe stehe dann pseudonymisiert für den weltweiten Spendersuchlauf zur Verfügung, teilt die DKMS mit.

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