Ein Heimspiel gegen den Tabellen-15., der zuvor viermal in Folge nicht gewonnen hat. Mehr Pflichtaufgabe geht kaum. Da besteht immer die Gefahr, das Ganze etwas zu locker anzugehen, doch Dominik Schmidt hatte einen guten Motivationsplan für seine Mannschaft. Der Trainer des SV Atlas Delmenhorst wies vor der Partie gegen den SV Arminia Hannover ausdrücklich darauf hin, dass das letzte Heimspiel in der Fußball-Oberliga für Bastian Fuhrken als Sportlicher Leiter bevorsteht. "Der Verein und alle Jungs haben ihm sehr viel zu verdanken. Das war für alle Motivation genug", betonte Schmidt. Vom Anfang bis zum Ende agierte Atlas hoch konzentriert und fuhr am Sonnabend einen vollkommen verdienten 3:0 (2:0)-Erfolg ein.
Keine Schützenhilfe vom Erzrivalen
"Es war über 90 Minuten ein verdienter Sieg. Die Jungs haben das Spiel gut angenommen", lobte Schmidt. Im Kampf um den Relegationsrang zwei legten die Delmenhorster somit vor, doch die erhoffte Schützenhilfe vom Erzrivalen Kickers Emden blieb am Sonntag aus. Die bereits als Meister feststehenden Ostfriesen unterlagen nach 18 Siegen in Folge beim Atlas-Konkurrenten TuS Bersenbrück mit 1:2. Somit stehen die Bersenbrücker weiterhin auf Rang zwei und weisen einen Punkt mehr auf als die Blau-Gelben. "Wir wollen mit aller Macht den zweiten Platz", betonte Schmidt. Sein Team reist nun noch zu Germania Egestorf-Langreder und zum VfV 06 Hildesheim, während Bersenbrück beim VfL Oldenburg antritt und zum Abschluss Egestorf-Langreder empfängt.
Gegen tiefstehende Hannoveraner hatte der Atlas-Coach seine übliche Grundordnung verändert. Die Delmenhorster agierten in einem 3-4-1-2-System. Marlo Siech, Raoul Cissé und Kerem Sari bildeten die Dreierkette, Justin Dähnenkamp und Steffen Rohwedder den Doppelsturm. "Wir wollten den Gegner vorne mit zwei Mann anlaufen. Das Durchschiebeverhalten war nicht immer optimal, aber insgesamt hat die Dreierkette gut funktioniert. Wir haben fast nichts zugelassen", sagte Schmidt. Ein weiterer Grund für die Umstellung: Niclas Fenski war angeschlagen und Philipp Eggersglüß wurde im ausgedünnten zentralen Mittelfeld benötigt, sodass es an Rechtsverteidigern mangelte.
Hannover verteidigte vor 850 Zuschauern im Delmenhorster Stadion mit zwei Viererketten, schaffte es aber trotzdem von Anfang an nicht, die Räume eng zu machen. Nachdem Sari mit einem Kopfball (3.) und Ibrahim Temin mit einem Schuss (19.) das Tor verfehlt hatten, fiel in der 22. Minute der verdiente Führungstreffer: Rohwedder legte ab für Sturmpartner Dähnenkamp, der überlegt zum 1:0 einschob.
Gefährlich nach Eckbällen
"Bis zum ersten Gegentor haben wir gut gespielt, danach wurde es schwierig. Nach dem 2:0 war die Luft raus, weil Delmenhorst auch wirklich stark gespielt hat. Wir haben nur 75 Prozent gezeigt, das reicht gegen Atlas nicht", sagte Hannovers Trainer Henrik Larsen. Ein zusätzlicher Vorteil für die Blau-Gelben: Bei Ecken strahlten sie viel Gefahr aus. Zunächst köpfte Eggersglüß nach einem Eckball noch vorbei (28.), dann war Sari nach einer Trebin-Ecke zur Stelle und knallte den abgeprallten Ball zum 2:0 unter die Latte (35.).
Nach dem Seitenwechsel verwaltete der SV Atlas zunächst die Führung, und die Partie verflachte. Finn Jüttner (51.) und David Lucic (63.) ließen Gelegenheiten für die Gäste aus. Auf der Gegenseite scheiterte Rohwedder nach einem Temin-Querpass an Arminia-Torwart Dominik Grimpe (78.). Als die Hannoveraner sich dann einmal komplett nach vorne wagten, schlug Atlas zu: Ousman Touray leitete den Konter mit einem energischen Solo ein und bugsierte den Ball zu Dähnenkamp, der seinen Doppelpack mit dem 3:0 perfekt machte (83.). Beinahe wäre es sogar ein Dreierpack geworden, doch in der 88. Minute zielte Dähnenkamp knapp vorbei.
"Mit den zwei Toren bin ich zufrieden, aber insgesamt hätte ich noch einiges besser machen können. Es waren zum Beispiel zu viele Ballverluste", gab sich Matchwinner Dähnenkamp selbstkritisch. Erstmals seit rund zwei Monaten hatte der Angreifer wieder in der Startelf gestanden. Mit zehn Saisontreffern ist er Atlas' bester Torschütze. "Natürlich ist es nicht schön, auf der Bank zu sitzen. Ich hoffe, dass ich mich für weitere Einsätze von Anfang an empfehlen konnte", sagte Dähnenkamp.