Wer ins Delmenhorster Stadion geht, kommt zumeist daran vorbei, doch beachtet ihn kaum: den Bungalow in der Nähe des Umkleidetraktes. Früher diente das Gebäude mit einer Grundfläche von rund 80 Quadratmetern als Dienstwohnung des Stadionwartes, doch inzwischen steht es leer, weshalb ihm nun plötzlich Beachtung zuteil wird. Der SV Atlas Delmenhorst hat bei der Stadtverwaltung beantragt, dass er den aktuell ungenutzten Bungalow pachten und als Geschäftsstelle mit Funktionsräumen nutzen darf. Dieses Anliegen war am Mittwochabend Thema im Ausschuss für Kultur und Sport. Die Verwaltung soll nun prüfen, ob für den Bungalow Eigenbedarf besteht und ob es weitere Ideen zur Nutzung gibt. Das hat der Ausschuss einstimmig auf den Weg gebracht, der Rat muss das Votum noch bestätigen.
Eine weitere Idee kommt in jedem Fall vom Stadtsportbund Delmenhorst, der bereits vorgeschlagen hat, das Gebäude umzubauen, damit mehr Umkleiden und Duschen zur Verfügung stehen. In den vorhandenen Kabinen auf dem Stadiongelände wird es bekanntlich oft eng, speziell die notwendige Trennung von Männer- und Frauenmannschaften beim Umziehen sorgt mitunter für Platzprobleme.
"Zustand ist nicht mehr adäquat"
Der SV Atlas verweist in seinem Antrag darauf, dass die Heimat des Vereins zweifellos das Stadiongelände sei. Eine Geschäftsstelle hat der Fußball-Regionalligist derzeit nicht. Das spiele sich alles im privaten Bereich ab, schilderte Bastian Fuhrken, der 2. Vorsitzende des SVA. Man versuche, "die Geschäfts- und Vereinstätigkeiten so gut es gerade geht am Leben zu erhalten". Fuhrken erklärte: "Dieser Zustand ist leider nicht mehr adäquat und muss unbedingt verändert werden." Zumal die Anforderungen an den Klub in der Regionalliga noch einmal gestiegen seien.
Neben der Einrichtung der Geschäftsstelle sieht das Nutzungskonzept des SV Atlas auch vor, dass die Trainer und Betreuer der verschiedenen Fußballmannschaften des Vereins das ehemalige Haus des Stadionwartes nutzen, um Spiele und Trainingseinheiten vorzubereiten oder Einzelgespräche mit Spielern zu führen.
Waschküche im Keller
Einen kleinen Teilerfolg hat der SVA immerhin schon erzielt: Er darf vorerst den kleinen Kellerraum des Bungalows nutzen, um dort Wäsche zu waschen, zu trocknen und aufzubewahren. Aus Sicht der Verwaltung spricht nichts dagegen, bis über eine dauerhafte Nachnutzung entschieden wurde.
Bei einem Gespräch mit Vertretern der Stadt will der SV Atlas demnächst das Thema Geschäftsstelle weiter erörtern. "Wir würden uns natürlich freuen, wenn wir unser Nutzungskonzept umsetzen dürften, aber das wird die Politik entscheiden", sagt Axel Jahnz, der seit Kurzem zum erweiterten Atlas-Vorstand gehört und für die Bereiche Projekte und Organisationsentwicklung verantwortlich ist. Klar ist für ihn, dass der Viertligist dringend eine Geschäftsstelle benötigt. "Bei anderen Vereinen sieht man, wie wichtig das ist. Die Geschäftsstelle ist auch eine Art Zuhause, wo man sich trifft und etwas besprechen kann", verdeutlicht Jahnz.
300.000 Euro für Flutlichtanlage
Ein weiteres bedeutendes Thema beim Treffen mit den Vertretern der Stadt ist die geplante Flutlichtanlage für den Hauptplatz des Delmenhorster Stadions. Ein Flutlichtplatz ist normalerweise Voraussetzung für einen Regionalligisten. Der SVA hat eine vorübergehende Ausnahmegenehmigung vom Norddeutschen Fußballverband erhalten und hat das Stadion des SSV Jeddeloh als Ausweichplatz mit Flutlicht angegeben. Möglichst bald soll aber auch im Delmenhorster Stadion unter Flutlicht gespielt werden können. 300.000 Euro sollen für das Projekt im Haushalt der Stadt Delmenhorst eingeplant werden, hieß es im Ausschuss für Kultur und Sport. Letztlich entscheidet der Rat darüber. "Das wäre ein Zeichen für den Sport und für die Vereine, die in der Pandemie unheimlich viel für uns alle tun", betont Axel Jahnz. "Von einem Flutlicht würde ja nicht nur der SV Atlas profitieren, sondern alle Nutzer des Stadions, zum Beispiel auch die Leichtathleten."
Der SVA werde definitiv seinen Beitrag zum Bau des Flutlichts leisten, sagt Jahnz. "Die Attraktivität des Stadions würde dadurch enorm gesteigert werden. Spiele unter Flutlicht sind immer etwas Besonderes." Zusätzlich hofft der SV Atlas auf eine Verbesserung der Trainingssituation durch den Bau eines Kunstrasenplatzes. Auch darüber wird mit der Stadt noch gesprochen. Wie problematisch die Trainingssituation der Regionalliga-Fußballer ist, zeigt sich einmal mehr anhand der Wintervorbereitung, die am Donnerstag startete. Sie tingeln von Platz zu Platz und wissen oftmals erst kurz vor der Einheit, wo überhaupt trainiert wird.