Die Belohnung folgte wenige Minuten nach dem Abpfiff. Trainer Dominik Schmidt gab den Fußballern des SV Atlas Delmenhorst nach dem 4:3 (3:1)-Sieg im ersten Testspiel der Saisonvorbereitung gegen die U23 von Preußen Münster zwei Tage frei. "Das war ein guter Test. Mit der Einstellung der Jungs war ich sehr zufrieden", betonte der Coach des Regionalliga-Absteigers. Der Erfolg des niedersächsischen Oberligisten gegen den Vizemeister der Oberliga Westfalen war absolut verdient, die Delmenhorster hatten am Sonntagnachmittag vor 150 Zuschauern im Wildeshauser Krandelstadion ein klares Chancenplus aufzuweisen.
In der Atlas-Startelf standen mit Philipp Eggert, Mustafa Azadzoy, Florian Stütz, Ousman Touray und Dominic Volkmer fünf Spieler, die bereits in der vergangenen Saison das blau-gelbe Trikot trugen. Dazu kamen die Zugänge Dario Reuter, Justin Dähnenkamp, Nicolas Fenski, Leonit Basha, Joel Schallschmidt und Marlo Siech. Der große personelle Umbruch, der sich aktuell bei den Delmenhorstern vollzieht, war also deutlich sichtbar und wurde noch durch das ungewohnte, neue Outfit unterstrichen: Atlas spielte erstmals in den roten Eventtrikots.
Erfolgreiches Pressing
Die neu formierte Mannschaft hatte im Vorfeld erst drei Trainingseinheiten absolviert, harmonierte aber schon bemerkenswert gut. Zugang Joel Schallschmidt brachte den SV Atlas mit 1:0 in Führung (16.). Kurz darauf glich Till Hausotter für den SC Preußen zum 1:1 aus (18.). Die Delmenhorster waren aber aggressiver und zweikampfstärker. Durch zwei erfolgreiche Pressingsituationen kamen sie kurz vor der Pause zu zwei Treffern. "Man hat gesehen, dass es nur mit Körperlichkeit geht. Man muss dagegenhalten", unterstrich Schmidt.
Erst erkämpfte sich Leonit Basha den Ball und vollstreckte eiskalt zum 2:1 (40.). Nur eine Minute später eroberte Luca Liska das Spielgerät auf dem rechten Flügel und beförderte es mit einer herrlichen Bogenlampe aus rund 25 Metern hinweg zum 3:1 ins lange Eck (41.). "Das war ein typischer Liske", kommentierte Sportchef Bastian Fuhrken das schöne Tor des Angreifers, der aus der Reserve wieder in den Kader des ersten Teams aufgerückt ist. Liske war frühzeitig für Dähnenkamp eingewechselt worden, der sich bei einem Zusammenprall ein Stück von einem Zahn abgebrochen hatte.
Ohne Volkmer unsortiert
Zur zweiten Halbzeit kamen mit Torwart Joel Kletta, Raoul Cissé, Thade Hein, Philipp Eggersglüß, Phil Gysbers und Gastspieler Jakob Bookjans sechs Akteure neu in die Partie. In der Defensive war Atlas fortan ohne Abwehrchef Volkmer nicht mehr so sortiert wie im ersten Durchgang. An Spiele ohne den zweitligaerfahrenen Innenverteidiger werden sich die Blau-Gelben aber wohl gewöhnen müssen. Wie berichtet, hat Volkmer, dessen Vertrag noch ein Jahr läuft, dem Verein signalisiert, dass er gerne in eine höhere Liga wechseln würde. "Erst einmal ist er weiter voll dabei und zieht gut mit. Aber wir wissen natürlich, dass da noch etwas passieren kann", erklärte Schmidt.
Kurz nach dem Seitenwechsel köpfte Tom Sikorski im Anschluss an eine Ecke das 2:3 für Münster (47.). Atlas antwortete postwendend: Nach einem herrlichen Steilpass von Bookjans lupfte Gybers den Ball geschickt zum 4:2 ins Tor (51.). Bookjans ließ mehrfach seine hervorragende Übersicht und sein gutes Passspiel aufblitzen. In der vergangenen Saison kam der Mittelfeldspieler regelmäßig für den VfB Oldenburg in der dritten Liga zum Einsatz. Bei Atlas hält er sich momentan fit, ist laut Fuhrken aber kein Kandidat für eine Verpflichtung, weil er sich in höheren Ligen umschaut. "Seine enorme Qualität erkennt man sofort", sagte Coach Schmidt. "Wir geben ihm gerne die Möglichkeit, sich bei uns in Form zu bringen. Er hat sich gut ins Team integriert und kann auch mit ins Trainingslager kommen, wenn er möchte."

Gastspieler Jakob Bookjans (links) hatte gute Szenen.
Nach dem 3:4 der Drittliga-Reserve mussten die Delmenhorster dann noch etwas um den Sieg zittern. Marcello Romano hatte eine Flanke am zweiten Pfosten eingeköpft (72.). Phasenweise wurde es in der Schlussphase etwas hektisch inklusive kleinerer Rangeleien, aber den ganz großen Druck erzeugte das U23-Team von Trainer Kieran Schulze-Marmeling nicht mehr. Atlas drängte eher auf den fünften Treffer, doch ein schöner Stütz-Freistoß (84.) und ein Gysbers-Schuss aus spitzem Winkel (85.) fanden nicht den Weg ins Netz.
"Die Jungs haben sich gequält, das war gut", hielt Schmidt fest. Am Tag vor dem Testspiel hatte er seine Mannschaft noch zu einer anstrengenden Laufeinheit gebeten. Im Trainingslager in Lastrup soll von Donnerstag bis Sonntag dann auch vermehrt im spielerischen Bereich gearbeitet werden. Erst einmal kann jetzt aber zwei Tage lang durchgeschnauft werden.