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Fußball-Oberliga SV Atlas Delmenhorst droht der Abgang weiterer Leistungsträger

Zum Trainingsauftakt gab es beim SV Atlas Delmenhorst schlechte Nachrichten. Gleich drei Leistungsträger könnten den Oberligisten verlassen. Zudem hat sich eine spektakuläre Verpflichtung wohl zerschlagen.
29.06.2023, 18:55 Uhr
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SV Atlas Delmenhorst droht der Abgang weiterer Leistungsträger
Von Christoph Bähr

Der Pass kam aus dem Fußgelenk und war ebenso überraschend wie messerscharf. Dominic Volkmer überspielte mit dem Diagonalball gleich zwei Gegenspieler und brachte einen Teamkollegen in eine aussichtsreiche Angriffsposition, was ihm die lautstarke Anerkennung mehrerer Mitspieler einbrachte. Beim Trainingsauftakt des Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst ließ der zweitligaerfahrene Innenverteidiger mehrmals seine Klasse aufblitzen, doch so richtig darüber freuen konnte sich Trainer Dominik Schmidt nicht. Er dachte bei solchen Szenen eher daran, dass Volkmers Qualitäten seiner Mannschaft bald fehlen könnten. "Dominic will den Verein verlassen", berichtete Schmidt.

In der Winterpause hatte sich Volkmer nach einer langwierigen Knieverletzung dem SV Atlas angeschlossen. Er wurde auf Anhieb zum Kapitän und Abwehrchef, fiel aber immer wieder verletzt aus. Acht Pflichtspieleinsätze absolvierte der 27-Jährige für die Delmenhorster, davon nur drei über 90 Minuten. Volkmers Vertrag läuft noch ein Jahr und gilt nach dem Regionalliga-Abstieg auch für die Oberliga. Die Hoffnung bei Atlas war groß, dass der Kapitän bleiben könnte, um erst einmal wieder über einen längeren Zeitraum kontinuierlich zu spielen. Volkmer will sein Glück nun aber doch lieber in höheren Ligen versuchen und hofft, dass ein Verein ihn trotz seiner Verletzungsgeschichte verpflichtet.

Kehrt Sari zurück?

"Alles Weitere müssen Dominic und die Vereinsführung besprechen", erklärte Schmidt und fügte hinzu: "Ich bin als Trainer für das Sportliche zuständig und habe zu ihm gesagt, dass ich mich nur dafür einsetze, dass er wechseln darf, wenn ein Ersatz da ist." Nach Informationen des DELMENHORSTER KURIER ist Kerem Sari ein Kandidat für eine Führungsrolle im Abwehrzentrum. Der 20-jährige Innenverteidiger verließ Atlas vor einem Jahr, kam seitdem aber in der U23 von Holstein Kiel nur dreimal zum Einsatz. Zudem besteht Hoffnung auf einen Verbleib von Leo Weichert bei den Blau-Gelben. Der Innenverteidiger, der beim FC Schalke ausgebildet wurde, fehlt seit einer Knie-Operation im November 2022. Im August kann er wohl wieder ins Training einsteigen. "Die Chance ist da, dass er erst einmal bei uns bleibt, aber das ist noch offen", sagte Schmidt.

Offen ist auch, ob Marco Stefandl weiter in Delmenhorst spielt. Da der bisherige Vize-Kapitän beruflich in der Region verwurzelt ist, hatten die Atlas-Verantwortlichen auf einen Verbleib gehofft. Aktuell befindet sich der Allrounder jedoch zum Probetraining bei der SpVgg Bayreuth aus der Regionalliga Bayern, für die er auch als Gastspieler zum Einsatz kommen soll. Ein Wechsel nach Bayreuth würde Stefandl zurück in die bayrische Heimat führen. "Bei Marco ist aber noch alles offen. Wir hoffen, dass er bei uns bleibt", sagte Atlas-Sportchef Bastian Fuhrken.

Was wird aus Hoffrogge?

Ungewiss ist ebenfalls die Zukunft von Willem Hoffrogge. Der 22-jährige Mittelfeldspieler hatte bereits in Aussicht gestellt, weiter für Atlas aufzulaufen, muss nun aber möglicherweise aus privaten Gründen kürzertreten. "Wir müssen abwarten, was er möchte", erklärte Schmidt. Wenn es ganz ungünstig für Atlas läuft, gehen mit Volkmer, Stefandl und Hoffrogge drei Spieler, die in der Abstiegssaison zumindest phasenweise überzeugen konnten und als Korsettstangen in der Oberliga eingeplant waren. Angesichts der drohenden Abgänge schlägt Coach Schmidt schon einmal vorsichtig Alarm: "Stand heute reicht unser Kader nicht aus, um in der Spitze mitzuspielen. Aber wir sind mit der Kaderplanung auch noch nicht am Ende."

Dabei hat der Regionalliga-Absteiger bereits elf neue Spieler geholt. "Wir haben super Jungs dazu bekommen, die charakterlich und fußballerisch top sind. In der Breite sind wir sehr gut besetzt", hielt Schmidt fest. Der Atlas-Coach wünscht sich aber noch Zugänge, die die Qualität des Kaders auf Anhieb erhöhen: "Wenn das Ziel der Wiederaufstieg sein soll, müssen wir uns in der Spitze noch besser aufstellen." In der Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld bestehe Handlungsbedarf. Auch nach Angreifern und Flügelstürmern schaue sich Atlas um.

Mit Stefandl könnte ein gelernter Flügelspieler gehen. Ousman Touray, ebenfalls ein Außenangreifer, fehlte zwar beim Training am Mittwoch, ist laut Fuhrken aber nicht abgewandert. Auf den Außenbahnen schmerzt Atlas der Abgang von Mattia Trianni besonders. Er hatte ein Angebot zur Vertragsverlängerung vorliegen, will aber höher spielen als in der Oberliga. Bislang hat der 30-Jährige noch keinen neuen Klub gefunden. Der Kontakt zu Trianni sei weiterhin da, sagte Schmidt. Gleiches gelte für Olivér Schindler. Der zentrale Mittelfeldspieler wollte Atlas ebenfalls verlassen, ist aber noch vereinslos. Für beide sei die Tür nicht zu, betonte Schmidt.

Manneh war ein Thema

Erledigt hat sich dagegen wohl ein Transfer, der für viel Aufsehen gesorgt hätte. Atlas stand in Kontakt zu Ousman Manneh, doch mittlerweile herrscht Funkstille. Der 26-jährige Stürmer ist seit drei Jahren vereinslos. In der Saison 2016/17 bestritt Manneh sechs Bundesliga-Spiele für Werder Bremen und erzielte ein Tor. Das Märchen von dem Jungen, der als Flüchtling aus Gambia nach Deutschland gekommen war und plötzlich auf der großen Fußballbühne spielte, stand in ganz Deutschland in den Zeitungen. Ein Happy End hatte es allerdings nicht. Manneh war lange verletzt, sein Vertrag bei Werder lief 2020 aus, und seitdem ist er von der Bildfläche verschwunden.

Ein anderer Spieler mit Werder-Vergangenheit, aber nicht ganz so großem Namen weilte immerhin beim Atlas-Auftakttraining – allerdings nur als Zuschauer. Kaan Er, Offensivspieler aus Delmenhorst, absolviert sein Aufbautraining nach einem Kreuzbandriss beim SVA. Für Werders U23 spielte der 21-Jährige 13-mal in der Regionalliga, zuletzt war er für den Bremen-Ligisten Brinkumer SV aktiv. Eine Verpflichtung sei möglich, sagte Fuhrken. "Aber erst einmal muss er wieder fit werden. Das könnte noch bis zum Jahresende dauern." Ebenfalls länger verletzt ist Emre Karagöz. Dem Defensivspieler macht seit einiger Zeit eine Knöchelfraktur zu schaffen, und er muss nun erneut operiert werden. "Emre wird noch zwei bis drei Monate fehlen", sagte Schmidt und verkündete damit eine weitere Negativnachricht zum Start in die Vorbereitung.

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Trainingslager in Lastrup

Bei der ersten Einheit nach der Sommerpause ging es am Mittwochabend locker zu: Die 20 anwesenden Spieler des SV Atlas Delmenhorst wärmten sich etwas intensiver auf und bestritten dann ein ausgiebiges Trainingsspiel vor etwa 40 Zuschauern. "In nächster Zeit werden sie den Ball nicht mehr so oft am Fuß haben", kündigte Trainer Dominik Schmidt an. "Das werden intensive Tage, wir werden viel im Ausdauer- und Konditionsbereich tun." Die Spieler sollen topfit sein, wenn es vom 6. bis 9. Juli ins Trainingslager nach Lastrup geht. Dort wird der Fokus laut Schmidt dann aufs Spielerische gelegt. "Außerdem soll sich die Mannschaft richtig kennenlernen und auch selbst den Kapitän wählen", sagte der Coach.

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