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Vor 25 Jahren Wie der SV Atlas Delmenhorst seinen Namen verlor

Der SV Atlas Delmenhorst ist schon lange ein bekannter Name in der regionalen Fußballszene. Dennoch wollte der Verein seinen prestigeträchtigen Namen vor 25 Jahren unbedingt loswerden. Was dahintersteckte.
30.12.2024, 18:00 Uhr
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Wie der SV Atlas Delmenhorst seinen Namen verlor
Von Christoph Bähr

Zu fortgeschrittener Stunde brandete tosender Applaus bei der Mitgliederversammlung auf. Das Kind hatte endlich einen Namen, oder vielmehr: Der Sportverein hatte einen neuen Namen. Vor 25 Jahren wurde aus dem SV Atlas Delmenhorst der Delmenhorster SC. Für diesen Titel votierten die Mitglieder ohne Gegenstimme während des erwähnten Treffens im Oktober 1999. Andere Vorschläge wie SV Delmenhorst, SV Blau-Gelb Delmenhorst und ATSV Delmenhorst trafen dagegen auf wenig Gegenliebe. Doch warum sollte überhaupt der Name des bekanntesten Vereins der Stadt geändert werden? Schließlich war der SV Atlas seit seiner Gründung im Jahr 1973 vor allem durch die Erfolge der Fußballer zu einer echten Marke geworden.

Der Name Atlas stand allerdings nicht nur für den Sportverein, sondern auch für den Hauptsponsor, die Maschinenfabrik Atlas Weyhausen. Das Unternehmen geriet Ende der 1990er-Jahre in finanzielle Schwierigkeiten und drehte dem SV Atlas den Geldhahn zu. Neue Sponsoren mussten her, doch das gestalte sich schwierig, wenn der Verein noch den Namen des alten Hauptsponsors trage, erklärten die Verantwortlichen. Der Vorsitzende Rainer Ohmert und seine Mitstreiter trieben daher die Umbenennung voran.

Neue Sponsoren in Sicht

Reibungslos lief ihr Vorhaben nicht ab. Bei einer ersten Mitgliederversammlung im Juli 1999 fand der vorgeschlagene Name SV Blau-Gelb Delmenhorst nicht die erforderliche Mehrheit. Im zweiten Anlauf funktionierte es dann doch. Wie der DELMENHORSTER KURIER damals schrieb, hätte Ohmert sein Amt niedergelegt, wenn es mit der Namensänderung wieder nicht geklappt hätte. Etwa ein Dutzend Firmen aus der Region stünden als neue Sponsoren bereit, hieß es. Ihre Bedingung lautete: Der Verein müsse sich umbenennen. "Bislang war alles unsicher, doch jetzt ist der Etat für die Saison 1999/2000 abgedeckt", erklärte der stellvertretende Vorsitzende Ralf Kohl nach der Versammlung zufrieden und kündigte an, schnellstmöglich neue Trikots mit dem DSC-Logo für die Fußballer beflocken zu lassen.

Zum Ende der vorangegangenen Spielzeit 1998/99 hatte sich der SV Atlas aus der Oberliga zurückgezogen. Für den Delmenhorster SC ging es also eine Etage tiefer in der Niedersachsenliga weiter. Es bildete sich ein Förderkreis, der dem schlingernden Klub helfen wollte. Die Ex-Atlas-Spieler Hannes Scherff und Reinhard Stemmler sowie Werner Birnstiel waren die Köpfe dieses Zusammenschlusses. Scherff und Birnstiel gehörten dann auch dem DSC-Vorstand an. Es gab viel zu tun, die Verhältnisse waren chaotisch, die finanziellen Altlasten groß.

Der sportliche Absturz

Die Mannschaft hielt sich immerhin zwei Jahre lang im Mittelfeld der Niedersachsenliga, jedoch ohne wirklich zu glänzen. Ein Höhepunkt der kurzen DSC-Geschichte war ein Testspiel gegen die Bundesliga-Profis von Werder Bremen im August 2000 vor 1700 Zuschauern, das mit 2:15 verloren ging. Abseits des Platzes lief es beim neu benannten Verein weiterhin nicht rund. Zwischenzeitlich gab es sogar den Plan, den Delmenhorster SC wieder in SV Atlas Delmenhorst umzubenennen. Dazu kam es aber nicht. Sportlich ging es alsbald auch bergab. In der Saison 2001/02 stand der DSC auf dem letzten Platz der Niedersachsenliga. 0:6 gegen den VfV Hildesheim oder 0:8 gegen die Amateure von Hannover 96 – es setzte einige herbe Klatschen. Die Unruhe im Umfeld ließ auch die Spieler nicht kalt. Der neue Vorstand warf dem alten Vorstand mehrere Versäumnisse vor. Es ging unter anderem um nicht gemachte Steuererklärungen, fehlende Akten und sehr hohe Schulden.

Schließlich war klar, dass der Delmenhorster SC keine Zukunft mehr hatte. Er musste 2002 Insolvenz anmelden und wurde aus dem Vereinsregister gestrichen. "Ich wollte helfen, doch leider konnten wir den Verein nicht retten", blickte Hannes Scherff zurück auf die turbulenten Jahre. Einen Spieltag vor Saisonende war für die Fußballer Schluss. Die letzte Partie des Delmenhorster SC passte zur traurigen, dreijährigen Episode, die unter diesem Namen ablief: Es war ein 0:9 im Delmenhorster Stadion gegen den SV Holthausen/Biene vor nur 100 Zuschauern, bei denen einige Abschiedstränen kullerten. Andere Abteilungen des DSC wie die Bowler und die Turner waren aufgrund der ungewissen Lage schon abgewandert. Dadurch erledigten sich auch die letzten Rettungspläne. Der Delmenhorster SC und damit auch der Vorgängerverein SV Atlas verschwanden komplett von der Bildfläche. Zumindest für zehn Jahre, dann tauchte der SV Atlas wieder auf, doch das ist eine andere Geschichte.

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