Es gibt da diese berühmte Echtzeit-Fernsehserie, in der ein Spezialagent 24 Stunden Zeit hat, um ein Attentat zu verhindern. Ganz so dramatisch lief es am Wochenende im Hotel Thomsen nicht ab, aber der Zeitraum war identisch. Für 24 Stunden zog sich der Vorstand des Fußball-Oberligisten SV Atlas Delmenhorst zurück, um eine Klausurtagung abzuhalten. Dabei ging es allerdings nicht darum, handfeste Entscheidungen zu treffen, die sofort für Aufsehen sorgen. „Wir wollten uns mal längere Zeit am Stück mit allen Bereichen des Vereins befassen. In erster Linie haben wir die einzelnen Organisationsbereiche abgegrenzt, Aufgaben verteilt und Strukturen entwickelt“, berichtet der Atlas-Vorsitzende Jörg Neunaber.
Der Vorstand ist erst Anfang Dezember neu zusammengestellt und vergrößert worden. Während der Jahreshauptversammlung wurde Neunaber zum neuen Klubchef gewählt. Timo Conrad (Medien und Kommunikation), Patrick Francis Carr (Controlling), Bartosch Kobiella (Jugend) und Andreas Kutschenbauer (Organisation und Events) stießen neu zum Führungsgremium hinzu. Dazu kommen Bastian Fuhrken (2. Vorsitzender und Leiter Leistungssport), Thomas von Rönn (Schatzmeister), Stefan Keller (Marketing und Vertrieb) und Tammo Renken (Verwaltung), die schon länger dabei sind. „Wir sind jetzt neun Leute, davon sind einige ganz neu. Natürlich muss man sich da genau absprechen. Viele Anfragen sind in den vergangenen Wochen erst einmal bei mir gelandet, obwohl sie andere Bereiche betreffen. Jetzt wissen wir genau, wer sich um welche Dinge kümmert“, sagt Neunaber.
Zuschauerzahlen waren Thema
Bei der Festlegung der einzelnen Aufgaben sei es oft auch um Details gegangen, und das benötige eben Zeit. „Es ging zum Beispiel darum, was zum Controlling gehört und wie sich das von der Arbeit des Schatzmeisters abgrenzt“, gibt Neunaber Einblicke. Allerdings standen keineswegs nur trockene Themen auf der Tagesordnung. „Wir haben auch Ideen gesammelt und ein Brainstorming gemacht. Wo wollen wir hin? Was macht den SV Atlas aus?“, erzählt Neunaber. Das wichtige Thema Zuschauerzahlen kam natürlich ebenfalls zur Sprache. Trotz der jüngsten Siegesserie der Mannschaft fanden sich zu den ersten beiden Heimspielen des neuen Jahres jeweils weniger als 500 Fans im Stadion ein. „Selbstverständlich beschäftigt uns das und wir haben darüber gesprochen. Wir sollten aber erst einmal abwarten, denn die Zuschauerzahl hängt immer von vielen Faktoren ab, auch vom Wetter“, sagt Neunaber. Er rechnet fest damit, dass der SV Atlas noch in den Oberliga-Aufstiegskampf eingreift und dadurch dann auch wieder mehr Besucher anlockt.
Auf dem Foto, das der SV Atlas von dem Vorstandstreffen veröffentlicht hat, sieht man eine gut gelaunte Führungsriege an einem Tisch mit vielen Laptops, Tablets und Getränken. Im kurzen Text dazu gibt es einen Seitenhieb auf den FC Bayern München: "Statt Stunk in der Säbener Straße heißt es: Effekte schaffen im Hotel Thomsen." Man kündigte zudem an, 24 Stunden lang "die Ärmel hochkrempeln, planen, besprechen, streiten, ausrichten, festlegen, motivieren und die Segel auf Erfolg setzen" zu wollen.
Auf die Nerven gegangen seien sich die Atlas-Oberen bei der Marathonsitzung nicht, betont Neunaber. „Die Stimmung war sehr harmonisch. Alle sind euphorisch und motiviert. Wir packen die Dinge jetzt an.“ Dass es beim SV Atlas immer viel zu tun gibt, hat der Delmenhorster Rechtsanwalt in den ersten fast drei Monaten als Vorsitzender bereits gemerkt. „Es ist schon mehr Arbeit als anfangs gedacht, aber das war ohnehin schwer abzuschätzen. Vieles muss sich finden und einspielen“, sagt Neunaber und betont: „Das Wichtigste ist, dass es sehr viel Spaß macht, in diesem Team zusammenzuarbeiten.“