Seit Jahresbeginn wird die Stadtkirche saniert und umgestaltet. Rund fünf Jahre plante der Gemeindekirchenrat die Innenraumsanierung. Inzwischen erstrahlt die Kirche in einem ganz neuen Glanz. Neben einer Modernisierung der Technik wurde das komplette Konzept der Kirche überdacht. Am Wochenende soll nun die Einweihung gefeiert werden – wenn auch coronabedingt mit nur kleinen Events.
Neben einem neuen Anstrich, modernerer Technik und Beleuchtung sowie dem Bau einer neuen Zwischenwand im Altarbereich verfolgten die Verantwortlichen vor allem den Wunsch des Gemeindekirchenrats (GKR) nach mehr Leichtigkeit, erklärt Pfarrer Thomas Meyer. Eine große Umgestaltung hatte zuletzt in den 1960er-Jahren stattgefunden. Die Arbeiten wurden vom GKR zusammen mit den Denkmalschützern des Oberkirchenrats und des Landes Niedersachsen beschlossen. Die Kosten beliefen sich laut Pfarrer Thomas Meyer auf rund 800 000 Euro.
Die Neugestaltung verbindet nun eine zeitlose Schlichtheit mit alten geschichtsträchtigen Elementen. Es sollte aber kein Museumsraum werden. „Deswegen haben wir versucht, einige Gegenstände auch umzufunktionieren“, sagt der zuständige Architekt Ejnar Tonndorf. So bekam die Dreifaltigkeitssäule von Karl Henning Seemann in einer dreitägigen Aktion einen neuen Platz im hinteren Kirchenschiff, und das alte Taufbecken wurde in den Altarraum versetzt. Als neues Element hängt in der Mitte des Altarraums ein aus vier Glasplatten bestehendes hellblaues Kreuz, das vor allem durch die vier punktuellen Scheinwerfer auf die neue Zwischenwand projiziert wird. „Gegenüber der Skulptur werden die Gemälde von Fritz Stuckenberg hängen“, erklärt Pfarrer Meyer.
Auch die Sitzmöglichkeiten wurden auf 14 feste Kirchenbänke reduziert. „Wir wollen bewusst diesen Freiraum lassen, damit die Gemeinde näher zusammenrückt und wir im hinteren Bereich mehr Platz für eine kreative und flexible Nutzung gewinnen“, erklärt Meyer. In Zeiten der Pandemie sei aber eine Extra-Bestuhlung vorhanden. „Auf den Kirchenbänken haben wir momentan die Sitzplätze mit Kissen markiert“, sagt der Pfarrer und zeigt auf die Bänke, die durch die Sanierungsarbeiten nun näher an den Altarraum gerückt sind.
Altes mit Neuem verbinden
Die zwei Altargemälde, die früher im Treppenaufgang des Kirchenanbaus platziert waren, wurden im Bremer Atelier Hoffmann restauriert. Bald sollen sie dann rechts und links neben dem Altarraum hängen. „Unsere Idee war, das Alte mit dem Neuen zu verbinden“, erklärt Tonndorf. Zeitlich passend kommen in die Nähe der Gemälde die alten flämischen Kronleuchter, die momentan zur Aufarbeitung kurz über dem Boden hängen.
Besonders interessant sei für die Kirchenmusiker der neu gewonnene Raum im hinteren Kirchenschiff. Die Neugestaltung dieses Areals soll den besonderen Veranstaltungen, für die die Gemeinde bekannt ist, noch mehr Platz zur künstlerischen Entfaltung geben. „Ganz nach dem Motto ‚Mittendrin statt nur dabei‘“, sagt Kantor Jörg Hitz scherzend. So könne er sich für die Zeit nach der Corona-Pandemie vorstellen, verschiedene Konzepte auszuprobieren. Aber auch aktuell sei die neue Raumaufteilung ein Vorteil. „Da das Singen aufgrund von Abstandsregeln coronabedingt verboten ist, ist das größte Problem für uns die Chorarbeit“, betont Popkantorin Karola Schmelz-Höpfner. Sie hoffe deswegen, dass sich durch den neu gewonnenen Platz mehr Möglichkeiten bieten.
Für dieses Wochenende haben sich die Verantwortlichen ein ganz besonderes Programm, das unter strengen Corona-Regeln stattfindet, ausgedacht: Die Kirche kann am Sonnabend zwischen 10 und 17 Uhr besichtigt werden. Zu jeder vollen Stunde gibt es außerdem ein kurzes musikalisches Programm. „Leider darf auch hier nicht mitgesungen werden“, bedauert Schmelz-Höpfner. Zusammen mit ihrem Kollegen Jörg Hitz und ihrem Mann Christian Höpfner hat sie ein abwechslungsreiches Programm vorbereitet. Zudem wird um 14 Uhr das Vokalensemble Calliope auftreten, und um 16 Uhr begleiten die Bläser des Posaunenchors die Veranstaltung. Am Sonntag lädt die Gemeinde dann zum ersten Gemeindegottesdienst um 10 Uhr ein. Um 15 Uhr soll die Stadtkirche offiziell eröffnet werden.
Parallel zur Wiedereröffnung geht auch die neue Website der Stadtkirche online. „Da die Corona-Pandemie für vielerlei Beschränkungen sorgt, muss auch die Begrenzung der Besucherzahl in der Kirche eingehalten werden“, erklärt Pfarrer Meyer. Insbesondere für die Weihnachtsgottesdienste, aber auch schon für die kommenden Eröffnungsgottesdienste sei die vorherige Anmeldung wichtig. „So entstehen hoffentlich keine Warteschlangen beim Einlass“, hofft Meyer. Sollte ein Termin bereits ausgebucht sein, können sich Interessenten auf einer Warteliste eintragen. Mehr Informationen gibt es unter www.stadtkirche-delmenhorst.de.