Landkreis Oldenburg. Das Wandern ist des Müllers Lust – nicht nur im Sommer. Ein strahlend blauer Himmel und Sonnenschein locken auch in diesen kalten Wintertagen nach draußen. Die Freude an einem Spaziergang durch die Wildeshauser Geest kann jedoch schnell getrübt werden, wenn Müll am Wegesrand ein ständiger Begleiter sind. Und das ist im Landkreis Oldenburg kein seltener Fall. Die wilde Müllablagerung in der Landschaft hat im vergangenen Jahr weiter zugenommen. Das ist „sehr ärgerlich“, wie die Kreisverwaltung in ihrem Jahrespressebericht schreibt.
Rund 800 Fälle von illegaler Müllentsorgung gab es im vergangenen Jahr im Landkreis Oldenburg. „Es ist der ganze Mix – von zwei Mülltüten über Sperrmüll, Elektroschrott bis hin zu Autoreifen. Wir finden alles“, erläutert Dieter Hahn, Leiter des Amtes für Bodenschutz und Abfallwirtschaft, auf Nachfrage. Auch Grünschnittabfälle seien ab und an im Wald am Wegesrand zu finden gewesen, allerdings weniger als in den Vorjahren. Ob der Rückgang mit der Saison-Biotonne zu tun hat, die seit 2017 im Landkreis Oldenburg angeboten wird, weiß Hahn nicht. Was er jedoch weiß: „Die Saisontonne wird stark angenommen.“ Bereits 1600 davon habe man verteilt. „Das liegt weit über dem, was wir prognostiziert haben“, fügt er hinzu. Hahn geht davon aus, dass es im Frühjahr, wenn die neue Gartensaison startet, noch mehr werden.
Wer illegal Müll in der Landschaft entsorgt, muss mit Konsequenzen rechnen. Denn der Landkreis Oldenburg geht den meisten Fällen nach und versucht, die Verursacher zu ermitteln. Wenn sich umweltgefährdende Stoffe unter dem Müll befinden, wird die Polizei eingeschaltet. Denn das ist laut Hahn eine Straftat. Klassiker seien Reste aus Renovierungen, wie Farbeimer oder Lacke.
Die Übeltäter zu ermitteln, ist laut Hahn nicht immer leicht. Nur selten finde man Adressen im Müll. Dennoch seien die Ermittlungsverfahren oft von Erfolg gekrönt. „Unser Dank geht an die Bevölkerung, die uns unterstützt und Hinweise gibt“, sagt der Leiter des Amts für Bodenschutz und Abfallwirtschaft. Auch beim schwersten Fall der illegalen Müllentsorgung im vergangenen Jahr kam der entscheidende Hinweis aus der Bevölkerung.
Jemand hatte rund fünf bis sechs Kubikmeter Sperrmüll im Wald abgeladen. Daraufhin hatte die Kreisverwaltung einen Aufruf gestartet: Wer etwas gesehen hat, sollte sich melden. „Nach fünf Tagen meldete sich ein Mann bei uns, weil er den Aufruf in der Zeitung gelesen hatte. Er erinnerte sich, dass er einen 7,5 Tonner gesehen hat, der in einen Feldweg fuhr, worüber er sich noch gewundert hatte“, erzählt Hahn. Dieser Tipp habe schließlich auf die richtige Spur geführt. „Wir konnten die gesamte Nachweiskette führen“, fügt er hinzu. Das Bußgeld betrug 3500 Euro. Hinzu kamen die Kosten für die Sperrmüllabholung und Entsorgung. „Seine illegale Müllentsorgung kam ihn teuer zu stehen“, fügt Hahn hinzu.
Bußgelder ab 150 Euro
Illegale Müllentsorgung ist kein Kavaliersdelikt. Zwei Müllsäcke werden mit einem Bußgeld von 150 Euro geahndet, Sperrmüll wird mit 500 Euro belangt, wie der Leiter des Amtes für Bodenschutz und Abfallwirtschaft erläutert. Die Gründe seien vielfältig. „Mancher hat den Kofferraum seines Autos mit Müllsäcken beladen, um diese zum Wertstoffhof zu bringen. Dieser hatte aber schon zu. Weil er den Müll nicht wieder mit nach Hause nehmen wollte, kippt er ihn einfach in die Büsche“, erläutert Hahn. Manche würden aber auch einfach nur das Geld für die Entsorgung sparen wollen.
Für die große Masse seien die Gebühren auf den Wertstoffhöfen und Grünschnittannahmestellen, für die der Landkreis Oldenburg seit 2017 zuständig ist, in Ordnung. „Es gibt aber immer wieder Leute, die sich beschweren, dass es zu teuer ist“, sagt Hahn. Verständnis kann er dafür nicht aufbringen. Im Gegenteil. „Wenn ich dann sehe, dass eine Packung Zigaretten im Auto liegt, die 6,30 Euro kostet, muss ich mich doch wundern. Das bezahlen sie, aber sie sind nicht bereit, zehn Euro für einen Kofferraum voll Müll zu bezahlen. Das ist ihnen zu teuer. Das ärgert mich“, lässt Hahn wissen.
Noch weniger Verständnis hat der Leiter des Amtes für Bodenschutz und Abfallwirtschaft, wenn Menschen ihre alten Fernseher, Toaster oder gar umweltgefährdende Stoffe einfach in die Landschaft kippen: „Das kostet nichts.“ Man müsse diese nur an den entsprechenden Annahmestellen abgeben. „Trotzdem finden wir immer wieder Elektronik in der Landschaft“, sagt Hahn.
Insgesamt hat den Landkreis Oldenburg im vergangenen Jahr die Beseitigung illegaler Müllkippen zwischen 30 000 und 35 000 Euro gekostet. Dem stehen rund 18 000 Euro an Einnahmen aus Bußgeldern gegenüber. „Wir werden wie bereits 2016 auch für 2017 eine interne Auswertung machen, um zu sehen, ob es bestimmte Schwerpunktstellen im Landkreis und bei der Art des Mülls gibt und wo man vielleicht gegensteuern kann“, erläutert Hahn. Unterdessen ist seine Behörde bereits mit dem ersten großen Müllfrevel im neuen Jahr befasst. In Ganderkesee hat ein Unbekannter Autoreifen und Kfz-Teile in einen wasserführenden Graben gekippt, die den Umfang einer Lastwagenladung hat. Wer Hinweise auf den Verursacher geben kann, wird gebeten, sich beim Landkreis zu melden.