Fast hätte Michelle Ulbrich die Feierlichkeiten der Bayern verpasst. Als die Münchner Spielerinnen schon ausgelassen den Pokalsieg vor ihren Fans bejubelten, stand Ulbrich wie ein roter Farbtupfer tief in der Werder-Hälfte, umarmte die bekannten Gesichter und nahm Glückwünsche entgegen. Dann sprintete sie aber doch noch rüber zu den Mitspielerinnen, um den Titel zu feiern.
Im Winter war die gebürtige Bremerin und langjährige Werder-Kapitänin zu den Bayern gewechselt, um erstmals in ihrer Karriere um Titel mitspielen zu können. „Und jetzt habe ich nicht nur um die Titel gespielt, sondern zwei geholt“, sagte sie nach dem Pokalsieg gegen Werder und der zuvor schon gewonnenen Meisterschaft in der Bundesliga. Eine Bremerin als Double-Siegerin im Frauenfußball: Ulbrich braucht noch eine Weile, das zu begreifen. „Irgendwie habe ich das noch nicht so richtig realisiert, dass ich so weit gekommen bin“, sagte sie nach der Siegerehrung. Um ihren Hals baumelte die goldene Medaille.
85 Minuten hatte die Abwehrspielerin von draußen zusehen müssen, dann durfte sie in der Schlussphase aufs Feld. „Ich habe es mir natürlich gewünscht, noch ein paar Minuten zu bekommen“, sagte sie, „es war einfach unfassbar, bei diesem Spiel vor dieser Kulisse mit meinen zwei Vereinen noch reingekommen zu sein. Das ist echt kaum in Worte zu fassen, was ich da gefühlt habe.“ Plötzlich gegen die Grün-Weißen zu spielen, sei völlig ungewohnt gewesen: „Aber ich wusste natürlich: Ich spiele für den FC Bayern. Da bin ich Sportlerin genug, um dann eben auch meine eigenen und die Ziele der Mannschaft zu verfolgen.“
"Gucken, wohin die Reise geht"
Die Trophäe sei recht schwer. Ulbrich: „Ich habe nicht so viele Vergleiche, aber leicht ist der Pokal nicht.“ Das Double erleben zu dürfen, das mache sie „unfassbar stolz“, betonte Ulbrich, die bisher nur Kurzeinsätze für die Münchnerinnen hatte. „Ich bin auch sehr stolz auf die Mannschaft, dass sie das gepackt hat.“
Ulbrich ist bis zum Sommer an die Bayern ausgeliehen, der Double-Gewinner könnte sie dann kaufen. Wie es mit ihr weitergeht, sei noch offen, sagte Ulbrich: „Ich habe mir kaum Gedanken darüber gemacht. Wir haben letztes Wochenende die Meisterschaft klar gemacht, jetzt den Pokal und nun wird gefeiert. Wenn ich ein bisschen runtergekommen bin, dann wird man gucken, wohin die Reise geht.“