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Rekordspiel im Weserstadion "Ein großer Tag für den Frauenfußball in Bremen"

Dieses Spiel wird Werders Frauen-Mannschaft nie vergessen: Nach dem großen Event im Weserstadion sind die Spielerinnen dankbar - und wünschen sich eine baldige Wiederholung...
27.11.2022, 18:06 Uhr
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Von Jean-Julien Beer

Als dieses besondere Spiel vorbei war, stand Frank Baumann am Rande des Spielfeldes und ließ seinen Blick zufrieden durchs Weserstadion schweifen. An diesem Ort hatte es schon so viele historische Momente gegeben, aber so etwas noch nicht: ein Heimspiel der Werder-Frauen in der Bundesliga vor 20.417 Zuschauern. Die Mannschaft wurde trotz einer 1:2-Niederlage gegen den SC Freiburg vom Publikum ausgiebig gefeiert. Es war ein rundum gelungenes und friedliches Fußballfest.

Seit wenigen Wochen trägt Baumann als "Geschäftsführer Fußball" bei Werder auch für die Frauenabteilung die Verantwortung. Und er war sich an diesem Abend sicher, dass es nicht das letzte Heimspiel der Werder-Frauen im Weserstadion bleiben wird. "Ich hoffe auch", sagte Baumann, "dass wir mit so einem Spiel viele Leute begeistern können, zu den nächsten Heimspielen der Frauen auf Platz 11 zu kommen. Und dass auch viele Mädchen motiviert werden, selbst Fußball zu spielen.“

Finanziell war es anfangs ein Wagnis

Es war durchaus ein Wagnis, das Werder mit diesem Spiel einging. Aber das Risiko hat sich gelohnt. In den kühnsten Vorstellungen glaubte der Verein an 10.000 Zuschauer, und selbst das schien recht hoch gegriffen. Die Europameisterschaft mit ihrer großen Begeisterung ist schließlich schon eine Weile her, und der Gegner hieß nicht Wolfsburg mit Nationalstürmerin Alexandra Popp, sondern nur Freiburg. Gerne hätte man die Frauen schon in der Länderspielpause im September im Weserstadion auflaufen lassen, aber damals war das Abschiedsspiel von Claudio Pizarro. Bei "nur" 10.000 Zuschauern hätte Werder draufzahlen müssen, weil der Betrieb des Weserstadions sehr kostspielig ist. Bei 15.000 verkauften Tickets war die "Schwarze Null" trotz der niedrigen und familienfreundlichen Preise schon sicher. Und jetzt machte Werder sogar einen Gewinn – und begeisterte mit dem Frauenfußball.

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"Man hat gesehen, wie viel Potenzial der Frauenfußball in Bremen hat", freute sich Kapitänin Lina Hausicke, "wir sind sehr dankbar, dass so viele Leute ins Weserstadion gekommen sind. Das bedeutet uns viel und sagt auch viel über die Stadt Bremen aus."

Für Trainer Thomas Horsch war die Arbeit in den vergangenen Tagen gar nicht einfach. Je größer die Zuschauerzahl im Vorverkauf wurde, desto unklarer war, wie seine Spielerinnen mit so einer Kulisse klarkommen würden. "Das macht ja was mit einem, wenn da plötzlich 20.000 Leute sind", weiß der Trainer, "das hat bei uns höchstens mal Katharina Schiechtl mit Österreich bei einer Europameisterschaft erlebt. Aber wir haben uns dann von dieser tollen Kulisse tragen lassen."

Etablierte Stammspielerinnen wie Michelle Ulbrich konnten kaum glauben, welcher Traum dort auf dem Rasen in Erfüllung ging. "Wenn mir jemand vor einem Jahr gesagt hätte, dass wir mal vor mehr als 20.000 Zuschauern im Weserstadion spielen, dann hätte ich das nicht für möglich gehalten", sagte die Abwehrspielerin, "ich hätte nicht geglaubt, dass so etwas im Frauenfußball passiert." Auch Birte Brüggemann, die langjährige "Mrs. Frauenfußball" bei Werder Bremen, verfolgte das Geschehen ergriffen: "Dieses Spiel ist eine Folge der großen EM-Euphorie, und diese Welle wollen wir natürlich nutzen."

Ein Traumtor zur 1:0-Führung: "Pure Ekstase"

Nach dem Traumtor zur 1:0-Führung durch Nina Lührßen bebte das Stadion. Die Bremerin hatte per Freistoß vor der gut gefüllten Ostkurve getroffen. "Der Freistoß wurde lang und länger", schilderte Mitspielerin Hausicke diesen Treffer, "als der Ball eingeschlagen ist, war das pure Ekstase. Man nimmt sich bei so einem Spiel natürlich vor, zu treffen und dann mit den Fans gemeinsam zu jubeln – das war für uns überragend."

Angetrieben vom Publikum, hatte Werder anfangs viel Ballbesitz gegen die eigentlich stärkeren Gäste. Doch mit zunehmender Spieldauer konnte Freiburg das Ergebnis drehen. "Meine Mannschaft hat aber nicht gespielt wie ein Absteiger", lobte Horsch angesichts des weiterhin gefährlichen vorletzten Tabellenplatzes, "ich bin sicher, dass wir die Punkte für den Klassenerhalt holen werden."

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Wie Sportchef Baumann hoffen auch die Spielerinnen, dass möglichst viele Zuschauer nun auch zum nächsten Heimspiel auf Platz 11 neben dem großen Stadion kommen, wenn Werder am Sonntag, den 11. Dezember, die TSG Hoffenheim empfängt. Noch größer ist aber der Wunsch, möglichst noch in dieser Saison ein weiteres Mal im Weserstadion auflaufen zu dürfen, um die Euphorie rund um den Frauenfußball weiter am Leben zu halten. Die Männer haben im neuen Jahr noch neun Bundesligaheimspiele zu absolvieren, ein passender Termin ist deshalb nicht so einfach zu finden. Horsch hofft auf eine Lösung, denn: "Wenn man jetzt gesehen hat, wie die Mannschaft, die Fans und die ganze Stadt bei diesem Spiel zusammengewirkt haben, dann können wir von mir aus jede Woche im Weserstadion spielen. Das war einfach top."

Auch Kapitänin Hausicke macht sich dafür stark. "Das war ein großer Tag für den Frauenfußball in Bremen", meinte sie, "man hat ja jetzt gesehen, was für ein Super-Event so ein Spiel werden kann. Alle hatten Spaß an diesem Spiel. Wir würden uns deshalb alle wünschen, dass wir möglichst bald wieder im Weserstadion spielen dürfen."

Großes Lob gab es auch vom Gegner, der an diesem Tag dabei sein durfte, als in Bremen fast sogar der Bundesligarekord von 23.200 Zuschauern vom ersten Spieltag in Frankfurt geknackt wurde. "Ein Riesen-Kompliment an den ganzen SV Werder", sagte Freiburgs Trainerin Theresa Merk, "was hier auf die Beine gestellt wurde mit diesem besonderen Spiel, das war einfach extrem cool."

Zur Sache

Statistik zum Spiel

SV Werder - SC Freiburg 1:2 (1:1)

Werder: Borbe  – Ulbrich, Schiechtl (46. Matheis), Nemeth – Hausicke – Brandenburg, Lührßen – Dieckmann (80. Meyer), Wichmann (75. Walkling) – Sehan (62. Keles), Sternad

Schiedsrichterin: Sina Diekmann – Zuschauer: 20.417

Tore: 1:0 (27.) Lührßen, 1:1 (43.) Minge, 1:2 (77.) Minge

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