Vor dem ersten Spiel unserer Nationalmannschaft bei dieser Frauen-Europameisterschaft stellt sich die Frage, wie stark der Gegner Polen einzuschätzen ist. Ich meine: Es ist der vermeintlich schwächste Gegner in unserer Gruppe, denn die Däninnen dürften etwas stärker sein und die Schwedinnen sind immer schwer zu bespielen. Man darf die polnische Mannschaft aber auf keinen Fall unterschätzen, denn mit ihren Siegen in den Play-offs gegen Österreich haben sie sehr überrascht. Schließlich hatte Österreich bei der letzten EM noch gute Spiele gezeigt.

Werder-Trainerin Friederike ”Fritzy” Kromp ist bekannt als ZDF-Expertin und schreibt hier für die Leserinnen und Leser des WESER-KURIER.
Die Polinnen sind zum ersten Mal bei einer EM-Endrunde dabei und so etwas wie eine Überraschungsmannschaft. Mit Nina Patalon haben sie eine junge, ambitionierte Trainerin, die ich persönlich kenne. Sie hat schon jetzt Historisches mit ihrem Team erreicht und will sicher noch mehr. Viele polnische Nationalspielerinnen stehen in der Bundesliga unter Vertrag. Zu den Schlüsselspielerinnen zählen Tanja Pawollek, die zuletzt für Eintracht Frankfurt spielte, und Dominika Grabowska von der TSG Hoffenheim. Ihr Superstar ist natürlich Ewa Pajor, die Topstürmerin des FC Barcelona. Ein leichter Gegner ist das also nicht – aber den findet man bei einer EM ohnehin nicht.
Dennoch sollte die deutsche Mannschaft gegen Polen und Dänemark gut ins Turnier starten, denn dann könnte es im letzten Spiel der Vorrunde gegen Schweden ein Endspiel um den Gruppensieg geben. Ich finde, das ist eine gute Reihenfolge der Gruppengegner.
Mit Blick auf die EM-Favoriten stehen der amtierende Weltmeister Spanien und Europameister England ein Stück weit über den anderen Mannschaften, dicht gefolgt von Frankreich. Aber dahinter könnte man schon Deutschland nennen, wenn unsere Mannschaft nach dem personellen Umbruch nun so gefestigt auftritt, wie sie es in den letzten Spielen vor der EM schaffte. Auch die Niederlande und Schweden sehe ich auf diesem Niveau. Wie so oft, kann ein Sieg im ersten Spiel Selbstvertrauen geben für ein hoffentlich langes Turnier aus deutscher Sicht. Deshalb wäre ein Erfolg gegen Polen doppelt wichtig: für die Tabelle in der Vorrundengruppe, aber auch für die Stimmung rund um die deutsche Mannschaft.