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Niederlage gegen Mainz 05 Alexander Nouri erlebt bitteres Debüt als Werder-Trainer

Alexander Nouri hat am Mittwochabend ein bitteres Debüt als Trainer von Werder Bremen erlebt. Seine Mannschaft spielte lange gut und verlor am Ende doch mit 1:2 (1:0) gegen Mainz 05.
21.09.2016, 15:49 Uhr
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Alexander Nouri erlebt bitteres Debüt als Werder-Trainer
Von Andreas Lesch

Alexander Nouri hat am Mittwochabend ein bitteres Debüt als Trainer von Werders Bundesliga-Fußballern erlebt. Lange Zeit überzeugten seine Spieler gegen Mainz 05. Sie wirkten wie verwandelt. Sie führten, und sie zeigten all das, was sie zuletzt unter Viktor Skripnik nicht mehr gezeigt hatten. Am Ende aber verloren sie 1:2 (1:0).

Schon wer die Aufstellung der Bremer sah, der konnte ahnen, dass an diesem Abend etwas anders werden würde. Nouri schickte Izet Hajrovic aufs Feld, den Flügelstürmer, der im Sommer 2014 zu Werder gekommen war und seitdem nie richtig glücklich wurde. Und er verhalf Ousman Manneh, den 19 Jahre alten Angreifer aus der U23, zu seinem Bundesliga-Debüt. So mutig, wie diese Personalien waren, so mutig begannen Nouris Spieler auch die Partie.

Nach vier Minuten flankte Kapitän Clemens Fritz zu Hajrovic, der den Ball vors Tor zu Manneh brachte. Der Angreifer kam gerade noch mit der Fußspitze heran, aber zur Führung reichte das nicht. Doch Manneh ließ sich nicht entmutigen. Im Gegenteil: In der sechsten Minute brachte er einen Drehschuss aufs Tor. Zwar wurde dieser Drehschuss eher ein Drehschüsschen, aber was sollte es? Immerhin probierte Manneh was. Er traute sich was. Er wollte zeigen, was er kann.

Auch Hajrovic fiel äußerst positiv auf. Er rannte, er trickste, er wirkte wie befreit. Er wirkte, als wolle er all das nachholen, was er in seiner Zeit bei Werder bisher nie zeigen konnte oder zeigen durfte. Er spielte ja jetzt endlich auch dort, wo er hingehört: auf dem rechten Flügel. Wie wertvoll er dort sein kann, bewies Hajrovic in der zwölften Minute. Er kam auf seiner rechten Seite an den Ball, noch in der Nähe der Mittellinie, und lief los. Er lief und lief und lief, dann zog er nach innen und schoss – aus etwa 20 Metern, mit Wucht und mit Effet, unhaltbar für den Mainzer Torwart Jonas Lössl.

Als Werder den Bosnier Hajrovic einst verpflichtete, hieß es, er beherrsche einen ähnlichen Trick und eine ähnliche Schusstechnik wie Arjen Robben, der großartige Niederländer vom FC Bayern. Lange, viel zu lange fragten die Werder-Fans sich, ob das ernst gemeint war. Jetzt, nach diesem Mittwochabend, nach diesem Moment gegen Mainz, wissen sie: Ja, der kann das. Der kann richtig wichtig sein.

Es klang schon fast kitschig, dass ausgerechnet Manneh und Hajrovic, Nouris zwei Neue, die erste Hälfte so dominierten. Es klang, als hätte ein Drehbuchschreiber ein bisschen viel in ein einziges Spiel packen wollen. Aber das, was im Weserstadion passierte, war alles wahr. Die Bremer wirkten tatsächlich wie verwandelt. Noch am vergangenen Sonnabend, beim 1:4 in Mönchengladbach, hatten sie in den ersten 20 Minuten eine geradezu lächerliche Leistung gezeigt – ohne jede Gegenwehr, ohne jede Struktur. Jetzt jedoch agierten sie schwungvoll und entschlossen, trickreich, schnell und dominant.

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„Wir wollten den Gegner früh unter Druck setzen, damit wir das Publikum mitnehmen können“, berichtete der verletzte Mittelfeldmann Philipp Bargfrede in der Halbzeitpause. Vom jungen Angreifer Manneh war Bargfrede besonders angetan. „Er arbeitet sehr gut für die Mannschaft und hat auch seine Aktionen vorne“, lobte er. „Das ist genau das, was wir brauchen.“ Klar, manchmal wirkte Manneh noch etwas ungelenk; manchmal wirkten seine Armbewegungen im Zweikampf noch etwas wild. Aber er war oft am Ball und meistens gefährlich für die Mainzer. Er ließ sich nicht anmerken, wie fremd ihm die Liga war, in der er plötzlich kickte.

Dieses neue, veränderte Werder war das Werk des Trainers Nouri. Innerhalb kürzester Zeit hatte er es geschafft, den Bremern all die Ängste auszutreiben, die sie zuletzt unter Viktor Skripnik so gehemmt hatten. Wer sah, wie Nouri das 1:0 seines Teams bejubelte, wie er seine Freude herausbrüllte, der ahnte, wie groß der Unterschied zwischen Skripnik und ihm ist. Nouri wirkte nicht still, zweifelnd, grüblerisch, sondern er lebte dieses Spiel. Er lebte diesen Moment, der seine Chance war, seine Karriere voranzutreiben – und seinem Klub neue Hoffnung zu schenken.

Stark warnt Nouri

Nach dem Sturm und Drang der ersten Viertelstunde aber wurden seine Spieler etwas ruhiger. Man konnte sagen: Ihnen fiel nicht mehr so viel ein. Man konnte aber auch sagen: Sie kontrollierten den Gegner und das Spiel. Der frühere Bremer Levin Öztunali hob den Ball übers Tor (27.), und Manneh kam an eine Flanke von Hajrovic nicht richtig heran (28.) – das war’s bis zur Pause.

Nur Nouri fiel noch einmal auf. Der Mainzer Giulio Donati wollte einen Einwurf ausführen, aber Nouri versteckte den Ball hinter seinem Rücken. Donati regte sich auf, und Schiedsrichter Wolfgang Stark zeigte Nouri an: Einmal noch – dann verbanne ich dich auf die Tribüne. Das wirkte ein bisschen übertrieben.

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In der zweiten Hälfte geriet die Bremer Führung gleich mehrfach arg in Gefahr. Erst schoss Daniel Brosinski aus 20 Metern knapp am Torwinkel vorbei (50.). Dann zeigte Werders sehr souveräner Torwart Jaroslav Drobny gleich drei prächtige Paraden: Er wehrte mit dem Fuß den Schuss des freistehenden Fabian Frei von der Strafraumgrenze ab (55.), er faustete einen Schuss von Christian Clemens weg (57.), und er rettete ein zweites Mal mit dem Fuß – diesmal gegen Jhon Cordoba, nach einem Fehlpass von Robert Bauer (63.). Nach dieser Leistung dürfte Drobny Stammtorhüter bleiben, und Felix Wiedwald dürfte Ersatz bleiben.

Hajrovic scheitert an Lössl

Im direkt folgenden Konter an Drobnys Parade gegen Cordoba scheiterte Hajrovic an Torwart Lössl. Hätte er getroffen, hätte er das 2:0 erzielt, dann hätten die Bremer Ruhe gehabt. So aber mussten sie zittern. Und sie mussten das ohne ihre zunächst auffälligsten Spieler: Manneh beendete in der 55. Minute entkräftet seinen Arbeitstag; Hajrovic fasste sich an den linken Oberschenkel und humpelte in der 70. Minute vom Feld. Die Mainzer, in der ersten Hälfte noch überraschend harmlos, waren nun gefährlicher. Aber die Bremer blieben aufmerksam.

Das 1:1 durch Yunus Malli in der 87. Minute fiel aber trotzdem. Da passten sie einmal nicht auf. Erst verlor Niklas Moisander das Kopfballduell gegen Cordoba, und auch Drobny konnte nichts machen. Zu gezielt schoss Malli aus spitzem Winkel. Kurz vor Schluss schickte Stark den Trainer Nouri dann auch noch auf die Tribüne. Und dann köpfte Pablo De Blasis in der Nachspielzeit auch noch das 1:2 – vollkommen unverdient. So endete dieser lange so hoffnungsvolle Abend dann doch noch richtig bitter.

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