Bitterer Abend für den SV Werder Bremen: Die ersatzgeschwächte Mannschaft von Trainer Ole Werner hat am Sonnabend nach einem weitgehend schwachen Auftritt verdient mit 0:2 (0:1) bei Eintracht Frankfurt verloren. Der Vorsprung auf den Relegationsplatz, den der VfL Bochum und damit Werders nächster Gegner einnimmt, beträgt aber noch beruhigende acht Punkte. Mit weiter 27 Zählern belegt der Aufsteiger nach 21 Spieltagen den zehnten Platz. Ein Eigentor von Kapitän Marco Friedl (8. Minute) und ein Treffer von Randal Kolo Muani (52.) brachten Werder im mit 51.500 Zuschauern ausverkauften Deutsche-Bank-Park in Frankfurt auf die Verliererstraße.
Bei seiner Aufstellung war Trainer Ole Werner im Vergleich zur 0:2-Niederlage gegen Borussia Dortmund zum Umbauen gezwungen und hatte gleich vier personelle Veränderungen vorgenommen, drei davon notgedrungen. Für den am Sprunggelenk verletzten Mitchell Weiser rückte Romano Schmid auf die rechte Außenbahn. Im Mittelfeld entschied sich der Bremer Coach für Ilia Gruev, der den erkrankten Christian Groß als Sechser ersetzte. Zudem übernahm Niklas Schmidt erwartungsgemäß den Posten von Leonardo Bittencourt (fünfte Gelbe Karte). In der Abwehr kehrte Kapitän Marco Friedl nach abgesessener Gelbsperre zurück in die Dreierkette, für ihn wich jedoch nicht Milos Veljkovic aus der ersten Elf, sondern der zuletzt gesetzte Amos Pieper, was durchaus eine kleine Überraschung war.
Eintracht Frankfurt setzt Werder Bremen früh unter Druck
Den Schachzug Schmid statt Pieper auf der rechten Bahn aufzubieten, begründete Werner einerseits damit, dass der Österreicher der letzte verbliebene Spieler im Kader sei, „der die Position schon mal so gespielt hat und er bringt im Vorwärtsgang eine gewisse Kreativität und Zielstrebigkeit mit.“ Auf der anderen Seite wollte der Bremer Coach sein Team in der Fünferkette nicht mit fünf gelernten Innenverteidigern auflaufen lassen, „weil nicht unserer Art und Weise von Fußball entspricht.“ Defensiv würde es für die Bremer darum gehen, sich möglichst schnell zurechtzufinden auf der Seite, um sich gegenseitig beim Verteidigen zu unterstützen.

Randal Kolo Muani trifft zum entscheidenden 2:0 für Eintracht Frankfurt.
Doch genau das misslang von Beginn an, weil die SGE direkt forsch zu Werke ging und dabei offenbar besonders die angesprochene rechte Bremer Seite ins Visier genommen hatte. Schon nach drei Minuten war Frankfurts Jesper Lindström Schmid und Co. auf Rechts erstmals komplett entwischt. Seine Hereingabe auf Ansgar Knauff konnte Friedl in letzter Sekunde noch zur Ecke klären. Vier Minuten später waren die guten Bremer Vorsätze dann endgültig für die Tonne: Eine langgezogene Freistoßflanke des Frankfurters Philipp Max auf den zweiten Pfosten unterlief der desorientierte Anthony Jung. Kristijan Jakic bedankte sich und legte den Ball scharf zurück auf Unglücksrabe Marco Friedl, der nicht mehr ausweichen konnte und den Ball zum frühen 0:1-Rückstand über die Linie stolperte.
Wenig später wäre es für die Bremer beinahe noch dicker gekommen, als Weltmeister Mario Götze gegen weit aufgerückte Bremer viel zu einfach auf den durchstartenden Daichi Kamada durchstecken konnte. Der einschussbereite Japaner konnte in allerletzter Sekunde noch vom heranrauschenden Jens Stage entscheidend beim Abschluss gestört werden (11.).
Werder Bremen bleibt in der Offensive ungefährlich
Nach rund einer Viertelstunde schüttelte Werder dann den anfänglichen Schock zumindest ein wenig aus den Kleidern und bemühte sich selbst um ein wenig mehr Ball- und Spielkontrolle. Das gelang zumindest in der Defensive etwas besser, was aber vor allem daran lag, dass die Eintracht nicht immer in höchstem Tempo nach vorne spielte.
Gefährlich wurde es in der ersten Hälfte dennoch weiter nur vor dem Bremer Gehäuse: In der 27. Minute tauchte Frankfurts Linksaußen Max nach einem langen Ball plötzlich frei vor dem Bremer Gehäuse auf. Werder-Keeper Jiri Pavlenka musste da mit einem Flugkopfball schon ganz viel riskieren, um Schlimmeres zu verhindern (27.). Eine Minute später leistete sich dann Stage einen fatalen Ballverlust in der Vorwärtsbewegung: Max schaltete schnell und flankte auf Knauff, dessen Kopfball aber sichere Beute für Pavlenka war.
Und bei Werder? Blieb weiter vieles Stückwerk. Die wenigen aussichtsreichen Angriffsbemühungen verpufften zumeist im Keim, weil die Bremer Abspiele allesamt entweder viel zu ungenau oder einfach falsch getimt waren. So hatten die Elf von Trainer Ole Werner in Durchgang eins nicht einen einzigen ernstzunehmenden Torschuss aufs Frankfurter Gehäuse abgegeben. Einzig eine verunglückte Flanke von Milos Veljkovic sorgte für einen Hauch von Gefahr (45.+2.), was ziemlich bezeichnend für einen insgesamt schwachen Auftritt vor der Pause war. Die positive Nachricht: Einen weiteren Gegentreffer gab es trotz eines sehenswerten Frankfurter Angriffs über Max und Lindström (45.+1) in Durchgang eins auch nicht mehr. Allerdings holte sich Niklas Stark nach einem taktischen Foul am pfeilschnellen Randal Kolo Muani seine fünfte Gelbe Karte ab und fehlt Werder damit im wichtigen Heimspiel gegen den VfL Bochum (40.).
Werder Bremen auch nach der Pause kalt erwischt
Nach dem Wechsel merkte man den Bremern zunächst zumindest den Willen an, es nun besser machen zu wollen. Allein: Es nützte nichts. Denn wieder waren es die Frankfurter, die für die kalte Dusche sorgten. Der starke Max überlief den defensiv überforderten Schmid, flankte punktgenau auf Kolo Muani, dessen Kopfball Pavlenka zwar noch stark parierte. Der Abpraller landete allerdings beim schnell schaltenden Knauff, der erneut Kolo Muani bediente. Und dieses Mal ließ sich Frankfurts Top-Stürmer kein zweites Mal bitten und schob zum 2:0 für den amtierenden Europa-League-Sieger ein (52.).

Die Bremer um Niklas Stark (r.) hatten Randal Kolo Muani und Eintracht Frankfurt nichts entgegenzusetzen.
In der Folge plätscherte das Spiel ein wenig vor sich hin und es dauerte bis zur 65. Minute, ehe Werder tatsächlich den ersten Torschuss des Spiels abgab. Der bis dahin völlig in der Luft hängende Niclas Füllkrug hatte sich endlich einmal stark über rechts bis zur Grundlinie durchgesetzt, sein Rückpass landete bei Anthony Jung, dessen Schuss aber noch von einem Frankfurter geblockt wurde.
Werner reagierte auf die kollektive Bremer Harmlosigkeit, brachte Maximilian Philipp für den blassen Stage und Lee Buchanan für Jung (68.). Und immerhin: Der frische Buchanan fügte sich gleich mal mit einer gefährlichen Flanke ein, die in der Mitte jedoch keinen Abnehmer fand (69.). Doch das sollte es dann auch fast schon gewesen sein mit der Bremer „Torgefährlichkeit“. Daran vermochten auch die Einwechslungen von Amos Pieper (73., für Stark) und Eren Dinkci (88., für Schmid) nichts mehr ändern.
Und weil auch die SGE angesichts des bevorstehenden Champions-League-Achtelfinal-Hinspiels am Dienstag gegen den SSC Neapel in den Verwaltungsmodus zurückschaltete, passierte nicht mehr viel. Lediglich Djibril Sow tauchte noch zweimal mit Schüssen vor Pavlenka auf, der aber zweimal gut parierte (77. und 86.). In der Nachspielzeit (90.+2) traf Füllkrug dann noch einmal zum vermeintlichen Anschlusstreffer, hatte dabei aber deutlich im Abseits gestanden. Es passte zu diesem insgesamt bitteren Bremer Auftritt in Frankfurt.