Dass Manuel Mbom überhaupt 32 Minuten lang auf dem Feld stand, lag nur daran, dass keiner bei Werder auf eine so frühe Auswechslung vorbereitet war. Und damit ist im Prinzip schon viel gesagt über die Leistung des 20-Jährigen, der bisher so etwas wie der Gewinner der Saison bei Werder war, nun aber in Wolfsburg früh vom Platz geholt werden musste, um Schlimmeres zu verhindern. Das Problem: Der erfahrenere Kevin Möhwald, der für Mbom ins Spiel kam, brauchte wenigstens ein paar Minuten, um sich am Spielfeldrand auf Temperatur zu bringen. „Den wollte ich nicht ohne Warmmachen reinschicken“, erklärte Florian Kohfedlt.
Der Trainer entschied sich deshalb kurzerhand für einen Kniff: Er beorderte Mbom schnell weg von der rechten Außenposition in der Abwehr und schickte ihn für ein paar Minuten ins Mittelfeld. Das führte zu eine Kettenreaktion: Christian Groß musste aus dem Mittelfeld nach hinten in die Abwehr rücken, Theo Gebre Selassie musste statt der Innenverteidiger-Rolle nun rechts den vorherigen Posten von Mbom übernehmen.
Und das alles, um bloß nicht frühzeitig in diesem Spiel durch einen Platzverweis in Unterzahl zu geraten. Denn Mbom war auf der rechten Abwehrseite wiederholt schwindelig gespielt worden, wie schon so oft wusste er sich nur durch ein Foul zu helfen und sah deshalb schon in der Anfangsphase die gelbe Karte. „Ich hatte schon große Angst, dass Manuel beim nächsten tiefen Lauf hinter ihn vielleicht den Platz frühzeitig mit Gelb-Rot verlassen muss“, sagte Kohfeldt später. Dass in der zweiten Hälfte dann ausgerechnet Möhwald mit Gelb-Rot vom Feld ging, bezeichnete der Trainer als Ironie des Schicksals.
Der Weg mit jungen Spielern ist so
Im Fall von Mbom ist die permanente Gelbgefahr inzwischen ein grundsätzliches Problem. Es war bereits seine fünfte Verwarnung in dieser Saison, er ist damit der erste Werder-Profi, der ein Spiel gesperrt zuschauen muss. Und es war nicht seine erste Auswechslung wegen eines drohenden Platzverweises. So sehr seine starke Physis dem Bremer Spiel hilft, ein Auftritt wie in Wolfsburg schadet eher. „Er muss lernen, manche Situationen auch mal über Stellungsspiel zu lösen, bevor es zum letzten Zweikampf kommt“, erklärt Kohfeldt, „das sind Erfahrungswerte. Das kann man ihm auch nur schwer im Training vermitteln, auch wenn wir natürlich daran arbeiten, die Tiefe zu sichern.“
Er habe Mbom nach der notwendigen frühen Auswechslung gleich in den Arm genommen, erzählte der Trainer und warb für diesen Bremer Weg: „Das sind so Tage, die gehören zur Entwicklung eines jungen Spielers dazu. Das wird ihn nicht umwerfen und er wird in den nächsten Wochen nach seiner Sperre auch wieder spielen. Ich rufe jedem zu, der Manuels Leistung in Wolfsburg kritisch sehen will: Ja, auch ich habe sie nicht gut gesehen. Da müssen wir auch nichts schön reden, denn das war schon ein entscheidender Faktor in den ersten Minuten. Insbesondere gegen den Ball, aber auch nach Ballgewinnen, denn da hatte er viele direkte Ballverluste. Aber wenn man junge Spieler entwickeln will, wonach ja viele rufen, dann muss man solche Tage mitnehmen. Daraus wird er lernen.“
Er glaube zudem, dass Mbom in drei Jahren nicht mehr jede gelbe Karte gegen sich gepfiffen bekomme: „Er ist in der Bundesliga noch so ein bisschen der Novize, der sehr wild wirkt.“ Auch wenn man die Niederlage in Wolfsburg nicht an Mbom festmachen kann, war sein früher Ausfall zumindest ein Teil der Problematik: Denn dadurch musste Werder in der Defensive frühzeitig auf mehreren Positionen umstellen. Und dadurch wurde das Spiel noch etwas wilder.
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