Es war ein hartes Stück Arbeit, doch am Ende war der Heimsieg perfekt: Mit 2:1 (2:1) hat sich der SV Werder Bremen am Sonntagmittag gegen Dynamo Dresden durchgesetzt und damit die Tabellenführung in der 2. Liga auch nach dem 25. Spieltag verteidigt. Gegen äußert mutige Gäste mussten die Bremer allerdings lange zittern, ehe der Erfolg letztlich zu Buche stand. Niclas Füllkrug avancierte mit seinem Doppelpack zum Matchwinner. Für die frühe Dresdner Führung hatte Ransford-Yeboah Königsdörffer gesorgt.
Schmidt ersetzt gesperrten Schmid
Im Vergleich zum 3:2-Derbysieg beim Hamburger SV gab es nur eine Änderung in der Bremer Startaufstellung: Niklas Schmidt ersetzte den gelbgesperrten Romano Schmid, was durchaus eine kleine Überraschung war. Im Vorfeld war eher Nicolai Rapp als Ersatz für den Österreicher erwartet worden. Für Niklas Schmidt war es der erste Startelfeinsatz seit Ende Oktober. Unter Ole Werner hatte der 24-Jährige bisher noch nie zur ersten Elf gehört. Im Mittelpunkt sollten während des Spiels aber zunächst andere stehen – nämlich die Gäste aus Dresden.
Nachdem beide Mannschaften und die rund 25.000 zugelassen Zuschauer im Wohninvest Weserstadion vor dem Anstoß mit einer lauten Gedenkminute ein Zeichen gegen den Krieg in der Ukraine gesetzt hatten, starteten die Gäste um Neu-Trainer Guerino Capretti enorm entschlossen in die Partie. Schon in der zweiten Minute musste Werder-Torhüter Jiri Pavlenka nach einem Eckball in höchster Not gegen Michael Sollbauer retten – nur, um den Ball wenige Augenblicke später trotzdem aus dem Netz holen zu müssen. Nach Dresdens zweiter Ecke des Nachmittags war es Ransford-Yeboah Königsdörffer, der einen Schritt schneller war als Anthony Jung und den Ball per Oberschenkel ins Tor bugsierte (2.).
Eine ziemlich kalte Dusche für die Bremer, die durch Marvin Ducksch zwar beinahe postwendend geantwortet hätten (3.), in der Defensive aber weiterhin große Schwierigkeiten mit Dynamo hatten. Nur mit einer Glanzparade nach einem Distanzschuss von Sebastian Mai bewahrte Pavlenka seine Mannschaft vor einem höheren Rückstand (5.). Erst nach dieser turbulenten Anfangsphase gewannen die Hausherren allmählich die Oberhand auf dem Platz und zeigten in einer einzigen Szene, warum sie zu den absoluten Topfavoriten auf den Bundesliga-Aufstieg zählen. Nach schönem Zuspiel in die Tiefe von Jung, das Schmidt am Strafraum clever durchließ, spielten Füllkrug und Ducksch blitzschnell Doppelpass, in dessen Folge Füllkrug mit seinem zwölften Saisontor den Ausgleich besorgt – 1:1 (16.). Wenig später schloss Leonardo Bittencourt im Strafraum mit dem Rücken zum Tor ab und verfehlte mit einem Heber über sich selbst nur knapp den langen Pfosten (25.).
Nach rund einer halben Stunde brachten es die Bremer auf stolze 75 Prozent Ballbesitz, die im Vorfeld erwarteten Kräfteverhältnisse schienen sich mit etwas Verspätung also doch noch einzustellen. Dresden hatte allerdings etwas dagegen und kämpfte sich nach dem Gegentor zurück ins Spiel. Michael Akoto (33.) und Königsdörffer (39.) scheiterten jeweils an Pavlenka, der zweimal mit starken Reflexen zur Stelle war. Auf der anderen Seite war es dann erneut Füllkrug, der das Stadion jubeln ließ. Nach gefühlvoller Hereingabe des starken Christian Groß traf der Stürmer per Kopf zum 2:1 (45.), wovon sich die Gäste jedoch einmal mehr unbeeindruckt zeigten: Sekunden vor dem Pausenpfiff köpfte Dresdens Julius Kade den Ball wuchtig gegen die Latte (45.+1). Allerspätestens da war klar, dass auf Werder in Durchgang zwei noch ein ordentliches Stück arbeiten warten würde.
Rapp ersetzt glücklosen Bittencourt
Nachdem Leonardo Bittencourt kurz nach Wiederbeginn mit einem Kopfball an Dynamo-Keeper Anton Mitryushkin gescheitert war (48.), ließ der schnelle Königsdörffer die Bremer auf der anderen Seite einmal mehr zittern. Milos Veljkovic hatte sich bei einem Zweikampf im Mittelfeld grob verschätzt, kam nicht mehr hinter dem Dresdner her, dessen Abschluss Pavlenka per Fußabwehr entschärfen konnte (59.). Ole Werner reagierte in der Folge, brachte in der 66. Minute den eher defensiv ausgerichteten Rapp für den insgesamt glücklosen Bittencourt, um seiner Mannschaft damit neue Stabilität zu verleihen. Eine Umstellung, die sicher auch dem mutigen Auftritt der Gäste geschuldet war. Trotz mehr Ballbesitz und der größeren individuellen Klasse schaffte es Werder in dieser Phase der Partie nicht, den Gegner unter Kontrolle und vom eigenen Tor fernzuhalten. Auch offensiv suchte das Team nun meist vergeblich nach der entscheidenden Lücke.
Am Ende reichte es zum knappen und angesichts der Niederlagen der beiden Aufstiegs-Kontrahenten Hamburger SV und Schalke 04 enorm wichtigen Heimsieg, der Werder seinem großen Traum von der Bundesliga-Rückkehr wieder einen Schritt näherbringt. Am kommenden Samstag müssen die Bremer nun ab 20.30 Uhr beim Tabellensiebten 1. FC Heidenheim antreten.