Keine böse Grätsche, nicht einmal eine rabiate Rettungstat war nötig, um Anthony Jung eine Gelbe Karte zu bescheren. Stattdessen genügte ein kleiner Tritt auf den Fuß seines Gegenspielers für die Verwarnung. Was umso bitterer war, weil es die fünfte ihrer Art für den Profi des SV Werder Bremen war. Und somit fehlt Jung am kommenden Samstag beim Auswärtsspiel gegen den FC St. Pauli (13.30 Uhr) – ausgerechnet in einer Phase, in der sich die Grün-Weißen in der Abwehrkette eigentlich keine Ausfälle mehr leisten können.
„Tony ist Leistungsträger“, setzte Trainer Ole Werner seufzend an, „noch einmal mehr durch die Verletzten, die wir in der letzten Reihe hatten. Daher schmerzt uns sein Ausfall natürlich schon.“ Insgeheim schien der 33-Jährige aber wohl damit gerechnet zu haben, dass es einen seiner Spieler zeitnah erwischt, schließlich schleppen auch noch Christian Groß, Milos Veljkovic, Marvin Ducksch und Ilia Gruev die Bürde von vier Verwarnungen mit sich herum. „In dieser Phase der Saison ist es normal, dass eine Gelbe Karte zu der einen oder anderen Sperre führt“, meinte Werner.
Allen voran Anthony Jung selbst hätte das Missgeschick trotzdem gern vermieden. „Ich treffe ihn mit einem Stemmschritt, aber eigentlich hatte ich den Ball schon abgelaufen. Das ist natürlich brutal bitter, weil es so nah an der Außenlinie und überhaupt nicht beabsichtigt war“, sagte der Verteidiger im Gespräch mit "Werder.TV". „Das ärgert mich extrem und war mir sofort bewusst.“ Nun müssen es die Kollegen am Millerntor ohne Jungs Mithilfe richten. Nicolai Rapp ist davon zwar auch nicht unbedingt angetan, will sich von den personellen Rückschlägen der jüngeren Vergangenheit aber nicht unterkriegen lassen. „Es ist natürlich nicht so leicht, wenn immer wieder Spieler wegbrechen. Hätten wir die volle Kapelle, dann wäre es einfacher“, urteilte er. „Aber jammern hilft nicht. Wir müssen uns der Situation stellen und sie annehmen.“
Und wer weiß, wenn es richtig gut läuft, ist in Hamburg manch Rückkehrer wieder dabei. Zumindest hat Ole Werner noch immer nicht endgültig ausgeschlossen, dass Ömer Toprak (Muskel-Sehnen-Verletzung), Mitchell Weiser (Muskelbündelriss) und/oder Marco Friedl (Bauchmuskelverletzung) trotz zunächst anderslautender Tendenzen auflaufen könnten. Und dann ist da ja auch noch Milos Veljkovic, der gegen Sandhausen (1:1) aufgrund von Wadenproblemen nach der Länderspielreise zur serbischen Nationalmannschaft fehlte. Werders Coach bleibt in dieser Personalie jedoch vorsichtshalber zurückhaltend. „Es stehen noch Untersuchungen an, insofern müssen wir diese noch abwarten, um Genaueres sagen zu können“, schilderte er. „Wie bei den drei anderen Verletzten kann ich es nicht ausschließen, dass sie am Wochenende zur Verfügung stehen.“ Gewissheit herrsche jedoch erst später. „Ich analysiere jetzt erst einmal das Spiel mit meinem Trainerteam in Ruhe, dann werde ich Anfang der Woche schauen, wer zur Verfügung steht und welche Prognosen wir treffen können. Erst dann mache ich mir konkrete Gedanken über das Personal für das nächste Spiel“, kündigte Werner an.
Nur eine Sache sei jetzt schon klar: „Wir hoffen natürlich, dass der eine oder andere von den Verletzten nächste Woche wieder zur Verfügung steht. Aber selbst wenn das nicht der Fall sein sollte, werden wir elf Leute auf dem Platz haben, mit denen wir gegen St. Pauli gewinnen können.“ Nur Anthony Jung, der wird ganz sicher nicht dazugehören.