Wie lange das Gespräch zwischen Ole Werner und Ilia Gruev am Freitagmorgen gedauert hat, ist nicht überliefert. Allzu ausführlich dürfte die Unterredung zwischen Werders Cheftrainer und seinem Mittelfeldspieler aber nicht ausgefallen sein. Das geht zumindest aus Gruevs Zusammenfassung hervor.
„Der Trainer hat mir gesagt, dass er mich in Leverkusen auf der Achterposition sieht“, berichtete der 22-Jährige am Samstag nach dem Spiel nüchtern – und hielt fest: „Damit war das Thema durch.“ Keine große Sache also, maximal unaufgeregt zur Kenntnis genommen. Ähnlich ruhig und umsichtig hatte sich Gruev beim 1:1 in der BayArena dann auch auf dem Platz präsentiert, hatte Torchancen gehabt, defensiv für Stabilität gesorgt und insgesamt unterstrichen, dass er ab sofort nicht mehr nur für die Sechserposition eine ernsthafte Startelfalternative ist.
„Ilia hat im Training und während der letzten Spiele gute Leistungen gezeigt. Er hatte sich diesen Einsatz also verdient“, sagte Werner. Zum zweiten Mal in der laufenden Saison hatte der Chefcoach Gruev in die Bremer Anfangsformation beordert. Während die Premiere gegen Stuttgart wegen eines Infekts von Sechser Christian Groß noch erwartbar gewesen war, kam Gruevs Berücksichtigung gegen Leverkusen einer kleinen Überraschung gleich. Erstens, weil der bulgarische Nationalspieler unter Werner auf dieser Position bisher höchstens mal als Joker gespielt hatte. Und zweitens, weil ein namhafter Mitspieler dafür draußen bleiben musste: Jens Stage.
„Es waren am Ende natürlich auch taktische Überlegungen, denn es war klar, dass wir gegen Leverkusen neben Romano Schmid jemanden auf der Acht brauchen, der defensiv orientiert ist, weil viel zugelaufen werden muss“, erklärte Werner. Schließlich entschied er sich für Gruev und gegen Vier-Millionen-Euro-Einkauf Stage, der grundsätzlich auch für den Job in Frage gekommen wäre. „Ilia hat nicht den sofortigen Drang, als Achter immer direkt tief zu gehen, sondern holt sich als zweiter Sechser auch mal die Bälle ab“, sagte Werner.
Stage habe die Entscheidung gut aufgenommen, „aber natürlich bist du als Profi nie erfreut, wenn du nicht spielst“, betonte der Trainer, der den Dänen bereits in Bochum auf die Bank gesetzt hatte. Wie nun auch in Leverkusen übrigens aus rein sportlichen Gründen. Auf die Frage, ob es sich womöglich um eine pädagogische Maßnahme handelte, sagte Werner: „Auf keinen Fall, nullkommanull.“
Als Gruev in Leverkusen in der Schlussphase die Luft ausging – nachdem er die Sechserposition des kurz zuvor ausgewechselten Groß übernommen hatte –, kam für ihn nicht etwa Stage, sondern Nicolai Rapp in die Partie. „Rappo hat das für uns schon mal gespielt und kennt die Aufgaben. Das ist etwas anderes, als wenn du Jens auf der Sechs einfach reinwirfst, ohne dass er das bei uns jemals gemacht hat“, sagte Werner, der Stage generell weniger für die Rolle vor der Abwehr einplant, sondern ihn als Achter sieht. Auf einer Position also, wo die Konkurrenz für den Dänen seit dem Leverkusen-Spiel ein gutes Stück größer geworden ist.