Erster Profivertrag bei Werder, Leihe zu Borussia Dortmund, 30 Drittliga-Spiele mit sieben Toren, Bundesliga-Debüt gegen RB Leipzig – keine Frage, Justin Njinmah ist in Windeseile im Profifußball angekommen. Doch genau das hatte der schnelle Flügelstürmer zwischenzeitlich selbst nicht mehr für möglich gehalten. Noch vor anderthalb Jahren dachte er sogar an ein Karriereende. „Hätte mir damals jemand gesagt, dass ich mit 21 ein Bundesliga-Spiel für Borussia Dortmund mache, wäre das für mich absolut unvorstellbar gewesen“, gesteht Njinmah in der neusten Ausgabe des Podcasts „Athletes Room“.
Angefangen hat die Laufbahn des Offensivmanns in der Jugend beim Hamburger Stadtteil-Klub Altona 93. Damals fehlte der heutigen Werder-Leihgabe aber noch jegliche Vorstellungskraft, es eines Tages zum Fußballprofi schaffen zu können. „Ich habe einfach aus Spaß und Freude gespielt. Meine Kumpels sind damals zum HSV und zu St. Pauli gewechselt, ich war noch überhaupt nicht so weit“, gesteht Njinmah. Auch im Training habe er gelegentlich mal einen Lauf weniger gemacht. „Mir hat die Einstellung zum Profifußball gefehlt. Und lange auch die Überzeugung, dass ich es schaffen kann.“
Justin Njinmah über schwere Zeit während der Corona-Pause
Über den Eimsbütteler TV Hamburg landete er schließlich im Nachwuchsleistungszentrum von Holstein Kiel. Doch unter dem heutigen Werder-Trainer Ole Werner lief es nicht wirklich gut. „In der Vorbereitung habe ich mich verletzt. Dann kam ich zurück, doch dann war die Corona-Pause. Das war die Zeit in meinem Leben, wo ich am meisten gekämpft habe“, gibt Njinmah zu. „Da habe ich wirklich gedacht: Okay, vielleicht höre ich jetzt einfach auf. Nicht weil ich nicht an mich geglaubt habe, sondern einfach, weil ich es nicht mehr für möglich gehalten habe, Profi zu werden.“
Doch der Gedanke, zurück in seine Geburtsstadt Hamburg zu gehen und nur noch mit ein paar Freunden locker zu kicken, verflog, als es sein Berater „irgendwie geschafft“, hatte, „mich zur U 23 von Werder Bremen zu bringen“. Doch auch dort deutete im Sommer 2021 noch nichts auf einen Höhenflug hin, denn Njinmah war als Ergänzungsspieler vorgesehen, wie ihm frühzeitig signalisiert wurde. Zumal der Stürmer im Team von Coach Konrad Fünfstück während der Vorbereitung einfach das Tor nicht traf. „Ich habe in der Vorbereitung nicht alles gegeben“, räumt Njinmah heute ein. Und er erzählt von einem Gespräch kurz vor Saisonstart, das ihm die Augen öffnete. „Ich wurde ins Trainerbüro gerufen – gemeinsam mit sieben anderen Spielern, von denen ich wusste: Okay, hier ist keiner Stammspieler“, erinnert sich der 22-Jährige. „In dem Moment ist mir klar geworden, dass ich in dieser Saison vielleicht nicht spielen werde. Der Trainer erzählt uns hier gerade, dass es einfach nicht reicht für die Startelf. Da wusste ich: Ich kann jetzt keine halben Sachen mehr machen. Das war definitiv der Wendepunkt.“
Justin Njinmah: "Werder ist ein richtig geiler Verein"
Zunächst blieb Njinmah noch auf der Bank, doch schnell lohnte sich der neu entdeckte Trainingsfleiß. Letztlich stand er in 15 von 18 Partien für Werders U 23 in der Regionalliga Nord von Beginn an auf dem Feld, erzielte beeindruckende 14 Tore und bereitete sechs weitere vor. Und plötzlich legten ihm Werders Verantwortliche einen Profivertrag vor. „Für jemanden, der richtig lange so gar nichts mit dem Profifußball am Hut hatte, empfand ich in dem Moment einfach pure Dankbarkeit“, erzählt Njinmah. „Ich komme aus dem Norden. Werder ist ein Traditionsverein, ein richtig geiler Verein. Wenn man die Möglichkeit hat, in Bremen einen Profivertrag zu unterschreiben, sagen die wenigsten Leute nein.“
Verbunden mit der Unterschrift war der Wechsel nach Dortmund. „Natürlich hätte ich gerne auch schon zweite Liga gespielt. Ich glaube, ich hätte das auch schaffen und Werder helfen können“, ist sich Njinmah sicher. „Aber mit der Leihe hat alles gepasst. Jetzt im Nachhinein bereue ich es sowieso nicht.“ Bis zum kommenden Sommer läuft das Geschäft noch, im Frühjahr wollen die BVB-Bosse nach Informationen unserer Deichstube entscheiden, ob sie von der vereinbarten Kaufoption Gebrauch machen.
Wie genau die sportliche Zukunft von Justin Njinmah aussieht, ist also noch unklar. Aber er hat schon konkrete Vorstellungen. „Ich möchte definitiv Champions League spielen, noch viel mehr Bundesliga-Spiele haben und mich dort etablieren“, sagt der Angreifer, der sich noch gut daran erinnert, als er im Frühjahr erstmals in den Kader der BVB-Stars hochgezogen wurde. „Da sehe ich auf einmal Erling Haaland und wie sie alle heißen vor mir. Marco Reus. Jude Bellingham. Das war richtig krass, das sind ja Welt-Spieler“, betont Njinmah. „Das sind Spieler, die mal den Ballon d’Or gewinnen können. Das prägt einen auf jeden Fall.“