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Ersatzmann mit Sternchen Kainz ist Werders Top-Joker

Tor gegen Leipzig, Torvorlagen gegen Freiburg und Frankfurt – und nun Siegtorschütze im Nordderby gegen den HSV: Florian Kainz ist Werders gefährlichste Waffe, die von der Ersatzbank kommt.
17.04.2017, 09:41 Uhr
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Kainz ist Werders Top-Joker
Von Marc Hagedorn

Tor gegen Leipzig, Torvorlagen gegen Freiburg und Frankfurt – und nun Siegtorschütze im Nordderby gegen den HSV: Florian Kainz ist Werders gefährlichste Waffe, die von der Ersatzbank kommt.

Als der Ball endlich zum erlösenden 2:1 für Werder im HSV-Tor lag, zögerte Florian Kainz, der Torschütze, nicht eine Sekunde lang. Er stürmte geradewegs in die Arme seiner Teamkollegen. Die meisten von ihnen standen zu diesem Zeitpunkt gar nicht als Mitspieler auf dem Platz, sondern machten sich als Einwechselspieler vor der Ostkurve warm. Aber das war Florian Kainz ziemlich egal, und irgendwie passte es ja auch wunderbar, dass er seinen Treffer als erstes mit den Ersatzleuten feierte. Denn seitdem er im vergangenen Sommer zu Werder gewechselt ist, ist er das: ein Ersatzmann. Aber mittlerweile ein Ersatzmann mit Sternchen. Ein 1a-Einwechselspieler sozusagen.

Wenn Cheftrainer Alexander Nouri Werder-Spielen in diesen Wochen eine Wende oder wenigstens ein paar Impulse geben will, dann greift er inzwischen mit Vorliebe auf Florian Kainz zurück. Der Österreicher spielte vor zehn Tagen gegen Eintracht Frankfurt bereits 61 Minuten lang mit. Acht Mal in Folge hat Nouri ihn jetzt schon eingewechselt. Zwei Tore und zwei Vorlagen zu Toren sind Kainz in dieser Zeit gelungen. Eine phänomenale Ausbeute, wenn man bedenkt, dass er dafür insgesamt nur 106 Minuten benötigt hat. Sturmkollege Fin Bartels sagt: „Er hat bei jedem Einsatz seine Vorlage oder sein Tor gemacht.“ Wenigstens fühlt es sich so an.

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Die Kainz-Geschichte ist eine dieser vielen wundersamen Geschichten, die Werder zurzeit schreibt. Werder hat seit neun Spielen in Folge nicht verloren. Werder liegt nur noch zwei Punkte hinter Platz sechs, der garantiert zur Teilnahme an der Europa League berechtigt. Werder gewinnt zurzeit Spiele, die auf Messers Schneide stehen oder holt – wie in Frankfurt – wenigstens einen Punkt. Das hat viel mit einem wie Florian Kainz, dem Einwechselspieler, zu tun.

Die Konkurrenz ist groß

„Unsere Bank“, sagt Kapitän Zlatko Junuzovic, „unsere Bank ist eine Qualität, die wir seit Wochen haben. Es ist brutal wichtig, dass wir so reagieren können.“ Gegen den HSV hätte Nouri auch noch Claudio Pizarro bringen können. Oder Serge Gnabry. Musste der Werder-Trainer aber gar nicht. Es ging auch ohne.

Die Entwicklung von Florian Kainz zeigt auch, wie wichtig gutes oder zumindest glückliches Timing ist. „Er hat sich Stück für Stück rangekämpft“, sagt Werders Sportdirektor Frank Baumann, „die Konkurrenz auf seiner Position ist sehr groß. Das war noch nicht so klar, als wir ihn verpflichtet haben.“ Denn nach dem Kainz-Transfer, den Baumann früh fest machte, bot sich Werder später im Sommer unerwartet die Chance, Serge Gnabry holen zu können. Und da Baumann nicht nein sagte und Gnabry sofort durchstartete, blieb für Kainz lange Zeit nicht einmal eine Nebenrolle. Er schaffte es wochenlang nicht in den Kader.

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Kainz profitiert von Werdes Aufschwung

Jetzt ist Kainz Teil des Bremer Aufschwungs und gleichzeitig auch einer der Profiteure. Kainz ist gut für Werder. Seine Vorlage zum 1:0 in Frankfurt trug dazu bei, dass Werder wenigstens einen Punkt holte. Sein Siegtor gegen den HSV war zwei weitere Zähler wert. Die Werder-Profis sind aber auch gut zu ihm. Zlatko Junuzovic etwa tat Kainz in Frankfurt den Gefallen, die Hereingabe zum 1:0 kraftvoll zu verwerten. Max Kruse wiederum, der Kainz nun den Ball zum Siegtor im Nordderby auflegte, ist der beste Bremer seit Wochen. „Max ist ein intelligenter Spieler“, sagte Kainz, als er zur Entstehung des 2:1 gegen den HSV befragt wurde, „ich hatte deshalb gehofft, dass er mitdenkt.“ Kruse dachte natürlich mit, spielte den Ball genau zur rechten Zeit an den richtigen Fleck, „und dann habe ich gesehen, dass der Torwart die Torwart-Ecke aufgemacht hat“. Und fertig war der Nordderby-Sieg.

Wie es denn so sei, ein Derby-Held zu sein, wurde Kainz am Ostersonntag gefragt. Er wisse, sagte Kainz, dass er der Mannschaft nun etwas ausgeben müsse. Und was das sei? „Da wird mir schon was einfallen“, sagte er. Manche Dinge brauchen halt ein bisschen Zeit. Nur wenn Florian Kainz im Moment in ein Fußballspiel eingewechselt wird, liefert er prompt.

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