Es gibt zwei große norddeutsche Themen vorm ersten Spieltag der neuen Saison. Erstens: Die Führung des HSV stellt sich geschlossen hinter Sportdirektor Peter Knäbel. Vermutlich, um immer ein Auge auf seinen Rucksack haben zu können. Zweitens: Franco Di Santo kehrt ins Weserstadion zurück. Blöderweise in blau.
Aber fragen wir uns erst mal, wo Werder diese Saison sportlich hingehört. Ein höchst erfreuliches Detail ist mir erstaunlicherweise beim Ausfüllen meiner Spieltag-Tipps klargeworden. Da gibt es ja diese Bonusfragen. Zum Beispiel die nach den drei Teams, die am Ende der Saison hinten landen werden. Vor einem Jahr war es ganz schwer, sich drei Teams vorzustellen, die ganz, ganz sicher hinter Werder landen werden. In diesem Sommer sieht die Sache anders aus. Werder wirkt gut aufgestellt und der neue Spielerkader angenehm aufgeräumt, Würzburg zum Trotz.
Der Eindruck könnte viel positiver nicht sein. Felix Wiedwald ist zurück, beeindruckt mit tollen Leistungen, einer Top-Ausstrahlung und sehr sympathischer Identifikation mit seiner alten Heimat. Ulisses „Uli“ Garcia ist erst knapp aus der Pubertät raus, spielt aber bisher einen blitzsauberen Linksverteidiger. Mit der Innenverteidigung und dem zuletzt bärenstarken Theo Gebre Selassie waren wir schon im letzten halben Jahr nicht gar so schlecht bedient.
Di Santo im Stile eines Fünfjährigen

Arnd Zeigler (50) ist Moderator bei Radio Bremen.
Das Mittelfeld kann sich wohl nicht mit dem von Bayern oder Dortmund messen, verdient aber Vertrauen: Ein verletzungsfreier Philipp Bargfrede, ein Clemens Fritz in der Form der Vorsaison, Zlatko Junuzovic und dazu dann noch. . . egal, wer aus dem Pool Bartels/Öztunali/Aycicek/Eggestein… Und: Wann hatten wir jemals eine solche Armada großer Talente? Es scheint da etwas heranzuwachsen bei Werder, was uns schon sehr bald sehr viel Spaß bereiten könnte.
Nun aber hört der Spaß auf, ich komme zu Franco Di Santo. Zu jenem Thema, das bei Werder allen ordentlich auf die Nüsse geht. Also: Lieber Franco, falls Du das hier liest. Ich hoffe nicht, dass Du niedergemacht wirst. Ich denke aber, Du wirst ordentlich ausgepfiffen werden. Ich wünsche es Dir nicht ausdrücklich, aber ich kann es verstehen.
Jeder hätte Deinen Wechsel zu Schalke schweren Herzens akzeptiert, wenn er sauber abgelaufen wäre. Wenn Du Dich, sagen wir mal, im April oder Mai entschieden hättest, nach abgelaufenem Vertrag und vielen tollen Toren für Werder zu einem Verein zu wechseln, bei dem Du deutlich mehr verdienen und vielleicht irgendwann mal Champions League spielen kannst. Alles okay. Doof, aber okay. Sehr viel anders ist Anthony Ujah ja auch nicht bei uns gelandet.
Ausschließlich doof und gar nicht okay ist, wie Du es getan hast. Zwei Tage vorm Abschied dem Trainer und Deinen bisherigen Kollegen anzukündigen, dass Du bei Werder bleibst und Reportern noch am Tag Deines feststehenden Wechsels auf die Frage, ob Du wirklich zu Schalke gehst, ein bedenklich tumbes „I hope no!“ zu erwidern, ist albern in einem Maße, wie es Deine Fans nicht verdient hatten. Und ein Verhalten, das eines Werderaners absolut unwürdig ist. So kann man vielleicht als Fünfjähriger den Verein wechseln. Das wollte ich Dir noch kurz sagen. Ansonsten halte ich es mit Torsten Frings: Jetzt, nach zwei Wochen, geht mir Dein Wechsel „an der Latte vorbei“. Ich freue mich auf Aron Johannsson, unsere neue Nummer 9. Du wiederum hast Bremen gegen Gelsenkirchen eingetauscht. Damit bist Du eigentlich schon genug gestraft.
Zur Person: Arnd Zeigler (50) ist Moderator bei Radio Bremen. Er ist bekannt aus Funk und Fernsehen durch „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“. Im Wechsel mit Jörg Wontorra, Manfred Breuckmann, Lou Richter und Günther Koch schreibt er in unserer Zeitung, was ihm im Bundesliga-Geschehen aufgefallen ist.