Sammelleidenschaften können vielfältig sein. Kugelschreiber, Briefmarken, Bonusmeilen. Alles schon da gewesen. Nick Woltemade hat anderes im Sinn: Er sammelt lieber Einsatzminuten. Zuletzt sind es wieder deutlich mehr geworden, bei den Werder-Profis, in der Bremer U 23 oder im deutschen U 20-Nationalteam. Immer verbunden mit der Hoffnung, dass der 20-Jährige, der einst im Nachwuchsbereich Treffer um Treffer erzielte, auch bei den Erwachsenen durchstartet.
„Ich bin froh, dass wir Nick haben, weil er eine ganze Menge an Anlagen mitbringt“, sagt sein Trainer Ole Werner, der davon allerdings auch noch nicht allzu viele bestaunen konnte. „Wenn man sich anschaut, wie viele Minuten er in den letzten Jahren überhaupt zur Verfügung stand, dann sieht man, dass ihm Spiel- und Trainingspraxis im Herrenbereich fehlt. Er hatte immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen. Da ist es unsere und seine Aufgabe, ihn stabil zu bekommen.“
Was er kann, wenn alles zusammenpasst, hat Woltemade zuletzt im Heimspiel gegen Darmstadt bewiesen, als er beinahe ein Tor erzielt hätte. Auch wenn sich aufgrund von Woltemades häufigen Fehlzeiten noch immer nicht ganz herumgesprochen hat, welche Qualitäten ihn eigentlich auszeichnen. So passierte es am vergangenen Wochenende zum wiederholten Male, dass der TV-Kommentator bei Woltemades Einwechslung auf dessen Kopfballstärke hinwies. Das Problem: Genau die besitzt Woltemade trotz einer Körpergröße von 1,98 Metern eher weniger.
Stattdessen macht er Dinge, die Profis seiner Statur eher seltener tun: Er dribbelt leidenschaftlich gern und spielt seine Gegner aus. Das ist nicht ohne Risiko, kann bei Ballverlusten schnell gefährlich werden. Ole Werner nimmt es bis zu einem gewissen Maße aber in Kauf. „Er ist ein Spieler, der technisch einige Fertigkeiten mitbringt, auch unter Druck den Überblick behält und den letzten Pass spielen kann“, lobt er. „Zudem kann er selbst torgefährlich werden durch ein gutes Dribbling. Das Kopfballspiel ist sicherlich etwas, was nicht zu seinen Stärken gehört. Wichtig ist für mich aber, dass jeder Spieler in erster Linie seine Stärken einbringt.“ Doch Werner schiebt einen nicht unwichtigen Nachsatz hinterher: „und versucht, an seinen Schwächen zu arbeiten.“ Woltemade will das tun. Die jetzige Spielpraxis kann da nicht schaden.