In Bremen ist er bereits seit dem Wochenende, beim SV Werder, zumindest höchstoffiziell, aber erst seit Donnerstag: Hinter Cameron Puertas liegen fraglos ungewöhnliche Tage. Rechtzeitig vor dem Ablauf der Transferfrist am Montagabend, 20 Uhr, war der 27-Jährige für ein Jahr per Leihe (inklusive Kaufoption) vom saudi-arabischen Klub Al-Qadsiah an den Osterdeich gewechselt – nur öffentlich sagen durfte das bei Werder noch niemand. Eine Klausel innerhalb des Vertragswerks wollte es so, weil Al-Qadsiah eine spätere Verkündung des Deals besser ins Konzept passte.
Am Donnerstag dann endlich Grünes Licht: Puertas durfte der Öffentlichkeit als siebter und gleichzeitig letzter Neuzugang für die laufende Saison 2025/26 präsentiert werden. Während einer Medienrunde, in der Werder-Spielerin Amira Arfaoui als Französisch-Dolmetscherin fungierte, sprach der Mittelfeldspieler über die kuriose Wartezeit im Hotel, seine Entscheidung pro Werder, das Wiedersehen mit alten Bekannten – und er erklärte augenzwinkernd, warum er mit der Rückennummer 18 nicht vollends glücklich ist.
Hotel statt Tribüne
Bereits am Sonnabend, vor dem Heimspiel gegen Leverkusen, hatte der neue Mann im Weserstadion den Medizincheck absolviert und bestanden und seinen Vertrag unterschrieben. Danach ging es für ihn aber nicht etwa rauf auf die Tribüne, sondern zurück ins Hotel. „Ich habe mir das Spiel im Fernsehen angeschaut“, erklärte Puertas, der im Werder-Kontext noch nicht gesehen werden sollte und durfte. Dass das auch in den Tagen danach so bleiben würde, konnte er da noch nicht ahnen.
„Das Wichtigste war für mich die Unterschrift. Als das erledigt war, war ich ruhig im Kopf“, sagte er, betonte jedoch auch: „Es war aber natürlich nicht so einfach, seit Sonnabend die ganze Zeit nur im Hotel zu verbringen.“ Umso größer dann die Freude beim in Lausanne geborenen Mann mit spanischem Pass, als er am Donnerstag erstmals gemeinsam mit seinen neuen Kollegen trainieren konnte. Wobei es „neu“ nicht zu 100 Prozent trifft, denn bei Werder ist Puertas ab sofort wieder mit gleich drei alten Weggefährten vereint.
Schmidt und Puertas sind alte Bekannte
Mit dem Bremer Sommer-Neuzugang Isaac Schmidt, der ebenfalls aus Lausanne stammt, ging Puertas früher zusammen zur Schule, zudem schafften beide den Sprung zum Fußballprofi im selben Klub: Lausanne Sport. „Isaac kenne ich schon sehr lange. Es ist sehr schön, jetzt wieder mit ihm auf dem Platz zu stehen“, sagte Puertas, dem sein alter Freund bei einem speziellen Wunsch allerdings zuvorkam – dem nach der Rückennummer 23, die Schmidt seit Kurzem bei Werder Bremen trägt. „Die 23 hätte ich gerne gehabt, ich wollte Isaac erst schreiben, aber dann hatte er sie schon. Da ich am 18. August Geburtstag habe, habe ich mich dann für die 18 entschieden“, erklärte Puertas mit einem breiten Lächeln.
Neben Schmidt sind ihm in seinem neuen Team auch Senne Lynen und Victor Boniface schon bestens bekannt. An der Seite des Duos spielte Puertas vor wenigen Jahren noch für den belgischen Erstligisten Union Saint-Gilloise und sorgte mit dem Team auch international für Aufsehen. 2023/24 wurde er in der belgischen Jupiler Pro League sogar zum Spieler der Saison gewählt, weil er im zentralen Mittelfeld derart prägend für die Auftritte seiner Mannschaft gewesen war. Danach folgte der große Sprung, der Wechsel in die Wüste zu Al-Qadsiah.
Puertas: Niveau in Saudi-Arabien "top"
„Die Erfahrung in Saudi-Arabien war unglaublich. Ich habe mich dort sehr sicher und wohlgefühlt. Es war spannend zu sehen, wie das Land und der Sport dort wachsen“, sagte Puertas. Von der Qualität des Fußballs zeigte er sich positiv überrascht: „Es wird viel direkt gespielt, auch Konter sind ein zentrales Element. Das Niveau ist wirklich top“, verdeutlichte Puertas und verwies auf die vielen ehemaligen europäischen Topstars, die inzwischen in Saudi-Arabiens Liga ihr Geld verdienen: „Wenn du gegen ehemalige Champions-League-Spieler und Ballon-d’Or-Gewinner spielst, bringt dich das weiter.“ In 43 Pflichtspielen stand Werders Neuer in der vergangenen Saison auf dem Platz. Seine Bilanz: sieben Tore, elf Vorlagen. „Ich bin so fit wie noch nie in meiner Karriere. Die Werder-Fans können sich auf einen Spieler freuen, der immer alles gibt.“
Sicherlich keine schlechte Voraussetzung, um das große Ziel erreichen zu können, dass sich Puertas gesteckt hat: Im kommenden Jahr möchte er an der WM 2026 teilnehmen. In Kürze erhält er neben dem Spanischen auch den Schweizer Pass – welches Land er bevorzugt? Offen. „Ich habe mich da noch nicht festgelegt. Mal schauen, was passiert.“ Klar ist hingegen, dass sich Puertas in Europa bessere Chancen ausrechnet, auf dem Radar eines der Nationalteams aufzutauchen. Auch deshalb der Wechsel zu Werder nach nur einem Jahr bei Al-Qadsiah: „Mein Wunsch war es, zurück nach Europa zu kommen, auch im Hinblick auf die WM“, sagte Puertas, der in Bremen ab sofort Pluspunkte für sich sammeln will.