Exakt 3800 Tage hat es gedauert, ehe es am Freitagabend mal wieder soweit war: Nach einem hart umkämpften 2:1 (0:0)-Erfolg beim FC Hansa Rostock hat der SV Werder Bremen die Tabellenführung übernommen. Letztmals war den Bremern das im September 2011 in der Bundesliga gewonnen. Nun grüßt das Team von Cheftrainer Ole Werner zumindest bis Samstagabend von Platz eins der 2. Liga. In einer über weite Strecken zerfahrenen Partie schossen Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug Werders siebten Sieg in Serie heraus. Für Hansa hatte zwischenzeitlich Robin Meißner verkürzt.
Im Vergleich zum 2:1-Erfolg gegen den Karlsruher SC hatte Werner seine Startformation auf einer Position verändert. Für den angeschlagenen Innenverteidiger Milos Veljkovic (Leistenprobleme) rückte Lars Lukas Mai in die Dreierkette. Auf der rechten Halbposition davor hatte sich der Coach erneut für Mitchell Weiser als Stellvertreter des verletzten Felix Agu entschieden. „Wir müssen uns in jedem Spiel immer wieder von Neuem beweisen“, hatte Werner kurz vor dem Anpfiff noch betont – und damit sämtliche Zahlenspielereien hinsichtlich Siegesserie und möglicher Tabellenführung weit von sich gewiesen. Und mit diesem „von Neuem beweisen“ taten sich die Bremer in Rostock dann zunächst sehr, sehr schwer.
500 Bremer Fans im Ostseestadion
Die rund 10.000 Zuschauer im Ostseestadion, darunter etwa 500 aus Bremen, sahen einen äußerst zähen ersten Durchgang, der spielerische Höhepunkte weitestgehend schuldig blieb. Werder hatte insgesamt zwar mehr Spielanteile und versuchte, den Gegner früh unter Druck zu setzen, Torchancen sprangen dabei aber nicht heraus.
Zwei harmlose Abschlüsse von Christian Groß (3.) und Romano Schmid (35.) – mehr gab es bis kurz vor der Pause nicht. Erst dann wurden die Bremer Bemühungen etwas zwingender. Weiser scheiterte nach dem bis dato schönsten Spielzug des Abends aus spitzem Winkel an Hansa-Torhüter Markus Kolke (37.). Kurz vor dem Ende des ersten Durchgangs setzte Marvin Ducksch dann einen Seitfallzieher deutlich über das Tor, nachdem Füllkrug im Strafraum eine Weiser-Flanke knapp verpasst hatte (45.). Hansa erwies sich als der erwartet unangenehme Gegner, brachte Werder in Hälfte eins zwar nicht ernsthaft in Gefahr, verlangte den Gästen in den Zweikämpfen dafür aber alles ab. Die vier Gelben Karten in Hälfte eins – eine gegen Füllkrug sowie je eine gegen die Rostocker Haris Duljevic, Hanno Behrens und den Ex-Bremer Lukas Fröde – waren Beleg für eine hart umkämpfte Partie auf einem äußerst tiefen Boden.Durchgang zwei war dann gerade einmal neun Minuten alt, als die Bremer endlich ein erstes Ausrufezeichen setzten – und was für eines! Nach herrlichem Zuspiel von Schmid zirkelte Ducksch den Ball aus halblinker Position gefühlvoll in den Winkel und brachte sein Team mit seinem 13. Saisontor in Führung – 1:0 (54.). Ein Treffer, der Werder in der Blitztabelle um 19.43 Uhr auf Platz eins springen ließ. Der allerdings nicht dafür sorgte, dass die Aufgabe im Ostseestadion fortan einfacher wurde.
Rostock ließ sich durch den Rückstand nämlich nicht verunsichern und war weiterhin darum bemüht, offensiv Nadelstiche zu setzen. Bereits kurz vor der Bremer Führung hätte das fast zum Erfolg geführt, als Hansas schwedischer Neuzugang Nils Fröling nach einem Konter an Jiri Pavlenka gescheitert war (52.). In der 72. Minute stand der Werder-Torhüter dann wieder im Mittelpunkt: Nach einem herrlichen Distanzschuss von Ryan Malone zeigte Pavlenka eine hoch herrlichere Parade und bewahrte sein Team damit vor dem Ausgleich. Kurz darauf ließ dann Füllkrug auf der anderen Seite die Wahrscheinlichkeit ein gutes Stück größer werden, dass es an diesem Abend tatsächlich zum Sprung an die Tabellenspitze reichen könnte. Nach einem schönen Zuspiel von Ducksch setzte sich der 29-Jährige gegen zwei Rostocker durch und schloss staubtrocken zum 2:0 ab (74.). Es war das neunte Saisontor des Angreifers, aber auch das sollte nicht für Ruhe sorgen.
Rostock erhöhte nun das Risiko, versuchte, irgendwie zum Anschlusstreffer zu kommen – und wurde für den großen Aufwand belohnt. Nach einem langen Ball verschätzte sich Mai im Strafraum, wo plötzlich der eingewechselte Robin Meißner auftauchte und auf 1:2 verkürzte (83.). Die Schlussphase wurde für Werder daraufhin zum großen Zittern, ehe der knappe Sieg letztlich perfekt war.
Weiter geht es für die Bremer in der 2. Bundesliga nun am kommenden Samstag. Dann gastiert der FC Ingolstadt ab 13.30 Uhr im Weserstadion.