Es ist ein Moment, wie ihn vielleicht nur ein Ole Werner zelebrieren kann. Unabsichtlich natürlich, aber genau das macht diesen Augenblick so amüsant und sehenswert. Soeben hat der Neu-Coach seinen Vertrag beim SV Werder unterschrieben, nun steht die erstmalige Besichtigung des zukünftigen Arbeitsplatzes an. Im vergangenen November war das bekanntlich, die Doku „Ein Jahr Zweite Liga“ zeigt nun noch einmal, wie der damals 33-Jährige in Bremen ankam. Und schließlich erstmals sein Büro betrat. Gemächlichen Schrittes schlenderte Werner um den Schreibtisch herum, klopfte auf die Lehne des Stuhls und murmelte schmunzelnd in seiner typisch unaufgeregten Art: „Joa, komme ich mit zurecht“ – Kunstpause – „glaube ich.“
Es war der Beginn von dem, was in kürzester Zeit zu einer echten Zweitliga-Erfolgsgeschichte wurde. Gleich im ersten Spiel gegen Erzgebirge Aue gelang ein 4:0-Sieg, obwohl Werner nur ganz wenige Tage Zeit hatte, um das Team auf diese Heimpartie vorzubereiten. Gleich beim ersten Zusammentreffen mit der Mannschaft, bei dem die Kamera ebenfalls lief, erklärte er den Spielern seinen Plan: „Ich werde jetzt garantiert nicht mit einer großen Gießkanne kommen, alles obendrauf kippen und dann fangen wir bei null an“, betonte er. „Sondern ich werde versuchen, euch an dem Punkt abzuholen, an dem ihr seid und versuchen, auf die Dinge aufzubauen, die jetzt schon gut funktioniert haben.“ Ein Stil, der bei den Profis gut ankam, wie Ömer Toprak rückblickend erklärte: „Er hat uns als Mannschaft direkt gepackt, uns gesagt, was er von uns erwartet und was er glaubt – und dann sind wir marschiert.“
Für Niclas Füllkrug liegt der Schlüssel des Erfolges noch in einem weiteren Aspekt: „Es wurde wieder von oben vorgelebt“, erinnert er sich. „Wir hatten eine Ruhe, eine mannschaftliche Geschlossenheit und das Gefühl: Ihr seid gut, wir glauben an euch. Das hat, glaube ich, jedem einzelnen Spieler ein echt gutes Gefühl gegeben und so konnten auch wir alle unsere Arbeit leisten.“ So wie Ole Werner in seinem Büro, das ihm übrigens auch noch Monate später gefällt. „Also, ich bin zufrieden mit den Arbeitsbedingungen bei Werder Bremen“, sagte er lachend im Nachgang des Pokalspiels in Cottbus, als er auf die lustige Szene aus der Doku angesprochen wurde. „Und dort hat sich auch nicht viel verändert. Ich habe kein Bild von irgendjemandem aufgehängt, das sieht wahrscheinlich alles noch immer genauso aus.“