Es sah alles nach einem ganz bitteren Fußballabend für den SV Werder Bremen aus. Erst bestimmte die Mannschaft von Trainer Ole Werner am Sonnabend (26. Oktober) im Weserstadion gegen Bayer 04 Leverkusen das Geschehen – traf aber einfach das Tor trotz allerbester Chancen nicht. Der Gegner bestrafte dieses Dilemma eiskalt und profitierte später auch noch von einem Eigentor der Grün-Weißen. Doch die Werder-Profis ließen sich einfach nicht kleinkriegen und belohnten sich doch noch für einen couragierten Auftritt. Dank eines späten Treffers von Romano Schmid sprang ein völlig verdientes 2:2 (0:1) heraus, das sich beinahe wie ein Sieg anfühlte.
Im Vergleich zur Vorwoche, als die Bremer mit 4:2 in Wolfsburg gewannen, gab es lediglich eine Veränderung in der Startelf. Anthony Jung, der frühzeitig gegen den VfL mit Beschwerden im Adduktorenbereich hatte ausgewechselt werden müssen, saß gegen den amtierenden Meister auf der Bank und wurde wie am vergangenen Sonntag von Amos Pieper vertreten. Derweil zählten erwartungsgemäß Milos Veljkovic und Justin Njinmah erstmals nach ihren jeweils mehrwöchigen Verletzungspausen wieder zum Werder-Kader, blieben zunächst aber Zuschauer. Im Mittelfeld der Grün-Weißen war abermals Leonardo Bittencourt gemeinsam mit Senne Lynen unterwegs, Romano Schmid, Marco Grüll und Marvin Ducksch übernahmen abermals den offensiven Part.
Guter Start in die Partie von Werder
Letzterer benötigte dann auch gerade einmal 17 Sekunden für den ersten Torschuss der Gastgeber, doch Bayer-Keeper Lukas Hradecky war zur Stelle. Ziemlich genau 13 Minuten später muss der Stürmer dann eigentlich die Führung erzielen. Nach einem wunderschönen Pass von Mitchell Weiser in die Spitze lief Ducksch allein aufs Tor zu, doch nach seinem zu lockeren Heber landete der Ball in den Armen des gegnerischen Schlussmanns. Die vertane Chance änderte nichts an der Tatsache, dass Werder einen richtig guten Start in die Partie hingelegt hatte, 61 Prozent Ballbesitz nach einer Viertelstunde unterstrichen die Überlegenheit. Und Ducksch ließ sich vom verpassten 1:0 nicht entmutigen, hatte mit einem sehenswerten Schlenzer auch die nächste gute Bremer Möglichkeit, doch Hradetzky klärte gerade noch mit einer beherzten Flugeinlage (19.).
Dann kam es, wie es kommen musste. Wo das eine Team trotz vieler Erfolg versprechender Anläufe leer ausging, schlug die Topmannschaft mit dem ersten brauchbaren Angriff eiskalt zu. Jeremie Frimpong wurde dabei von Florian Wirtz klug auf der rechten Seite bedient, nach der anschließenden Flanke ins Zentrum war Victor Boniface einen Schritt schneller als Malatini und setzte den Ball direkt unter die Latte (30.). Verdient hatte die Heimelf diesen Spielstand nicht, ein mehr als bitterer Verlauf. Die Norddeutschen arbeiteten an einer schnellen Ergebniskorrektur, Weiser verzog jedoch bei einer guten Gelegenheit (37.). Kurz darauf hatte Marco Grüll nach Kopfballvorlage von Felix Agu die Chance zum Ausgleich, doch auch der Österreicher brachte den Ball nichts aufs Tor (41.).
Nach dem Seitenwechsel agierten die Leverkusener wesentlich präsenter. Bei einem Konter musste Michael Zetterer im Bremer Tor eine ganz starke Reaktion zeigen, um einen strammen Schuss von Boniface gerade noch zu entschärfen (54.). Fast im Gegenzug wurde auch Werder wieder halbwegs gefährlich, über Grüll landete der Ball bei Ducksch, doch dessen Direktabnahme flog über den Kasten (56.). Dann war wieder Zetterer gefordert, der im Nachfassen gegen Wirtz parierte (62.). Die Verhältnisse auf dem Platz hatten sich mittlerweile komplett verkehrt – nun kontrollierte Bayer die Partie, hatte wesentlich mehr Ballanteile und ließ den Gegner laufen.
Spannender Endspurt
Trotzdem blieben die Bremer nicht untätig, doch Ducksch brachte den Ball einfach nicht an Hradetzky vorbei (68./70.). Noch nicht. Denn der 30-Jährige durfte kurz darauf doch noch zum Jubeln abdrehen, nach einem Chipball von Malatini traf Ducksch per Kopf (74.) – wo es doch immer heißt, dass er genau in dieser Disziplin so seine Defizite hat. Und ganz nebenbei war damit auch das ungeliebte Nebelhorn-Thema aus der Welt, erstmals hatte Werder in dieser Saison auch in einem Heimspiel ein Tor erzielt.
Die Freude darüber währte aber nicht lang. Robert Andrich brachte in einer der nächsten Aktionen den Ball für Leverkusen scharf in den Bremer Strafraum, wo Felix Agu unglücklich ins eigene Tor traf (77.) – leichten Gegnerdruck gab es zwar, doch das hätte der Außenbahnspieler fraglos besser lösen müssen. Und beinahe hätten die Gäste sogar noch erhöht, doch Wirtz setzte den Ball scheppernd an den Pfosten (84.). Doch Werder hatte noch eine passende Antwort. Der eingewechselte Derrick Köhn verlagerte den Ball stark, Romano Schmid näherte sich im Zusammenspiel mit dem ebenfalls gebrachten Justin Njinmah dem Tor – ehe der Österreicher aus der Distanz das völlig verdiente 2:2 erzielte (90.). Die begeisterten Fans feierten enthusiastisch, trieben ihre Mannschaft lautstark durch die mehrminütige Nachspielzeit – und freuten sich am Ende über einen doch noch ziemlich guten Werder-Abend.
SV Werder Bremen: Zetterer – Malatini (86. Topp.), Friedl, Pieper (82. Jung), Weiser, Lynen, Agu (82. Köln), Bittencourt (68. Njinmah), Schmid, Ducksch, Grüll (82. Burke)