Mitchell Weiser ist das, was im englischsprachigen Raum gern als „total package“ bezeichnet wird. Ein Profi, der nicht nur in einer Teildisziplin seines Sports über außergewöhnliche Qualitäten verfügt, sondern in vielerlei Hinsicht auf hohem Niveau agiert. Der Flügelspieler des SV Werder Bremen läuft viel, dribbelt energisch, flankt, schließt selbst ab. Kurzum: Im Offensivspiel der Norddeutschen ist der inzwischen 31-Jährige ein ganz zentraler Faktor.
Auch für defensive Aufgaben ist er sich nicht zu schade, wenngleich es in dieser Hinsicht auch immer mal wieder Schwankungen gab, seitdem Weiser 2021 an die Weser gewechselt ist. In diesem Sommer nimmt jedoch eine elementare Veränderung Formen an, Neu-Coach Horst Steffen erprobt derzeit fleißig die Umstellung von der bisherigen Dreier- auf eine Viererkette. Und der 56-Jährige hat konkrete Vorstellungen davon, wo Mitchell Weiser im neuen taktischen System seinen Platz haben wird.
Weiser absolviert intensive Läufe
„Das ist schon besprochen. Mitch hat mir gegenüber geäußert, dass er auch Rechtsverteidiger spielen kann“, sagt Steffen zwar, allerdings betont er auch: „Das wird im Laufe der Saison immer mal wieder passieren können – aber grundsätzlich sehe ich ihn weiter vorne, weil er dort torgefährlicher ist.“ Das belegen auch Weisers statistische Werte. Mit seinen 15 Scorerpunkten (fünf Tore, zehn Vorlagen) schaffte er es in der Vorsaison unter die Top-30 der Liga. 60 Flanken schlug der Offensivakteur zudem aus dem Spiel heraus, bei Werder präsentierte sich lediglich Romano Schmid noch eifriger in dieser Hinsicht (62).
Darüber hinaus registrierten die Datensammler beeindruckende 2789 intensive Läufe, damit liegt Weiser ligaweit auf Rang zwei hinter dem 22-jährigen Mainzer Paul Nebel (2916). Insgesamt spulte der Bremer 358,17 Kilometer in 32 Partien ab – lediglich elf Profis brachten es in der nationalen Beletage auf noch mehr Strecke, benötigten dafür aber teilweise auch ein bis zwei Spiele mehr. Wenig verwunderlich also, dass Mitchell Weiser in der „kicker“-Rangliste des deutschen Fußballs kürzlich erneut mit dem Prädikat „Nationale Klasse“ bedacht worden ist.
Steffen schätzt die Möglichkeit zur Variation
„Mitch ist ein gutes Beispiel dafür, dass Qualität und Spielintelligenz die wichtigsten Faktoren für uns sind - unabhängig vom Spielsystem“, lobt Peter Niemeyer als Leiter Profifußball den früheren U21-Europameister, der schon zu Juniorenzeiten allerlei Akzente setzte. Unter anderem im Schatten des Bremer Weserstadions, genauer gesagt auf Platz 11. Dort wurde im Juni 2011 der deutsche U17-Meister gekürt, Weiser führte den 1. FC Köln seinerzeit als Kapitän und Doppelpack-Schütze zum Titel.
Leistungen wie diese entgingen auch dem gebürtigen Rheinländer Horst Steffen nicht. „Ich kenne ihn auch noch aus der Jugend in Köln. Das ist zwar schon lange her, aber auch dort hat er es schon gut gemacht“, meint Werders Cheftrainer rückblickend. „Auf Bundesliga-Niveau hat er auch schon als Verteidiger seinen Mann gestanden – von daher sind beide Positionen möglich. Und es ist auch gut, dass ich dort variieren kann. Wenn ich irgendwann sagen würde, dass es einen Rechtsverteidiger Mitchell Weiser brauchen würde, wäre er sicherlich bereit dafür.“