Dank der zusätzlichen Gelder des Investoren-Deals will Werder Bremen noch viel intensiver auf Transfers von jungen, talentierten Spielern setzen. „Wenn man sieht, wann gewisse Spieler zu Borussia Dortmund gekommen sind, die dort dann auch einen Hebel entwickelt haben, dann ist das etwas, was auch für uns relevant und interessant ist“, sagt Werder-Boss Klaus Filbry anerkennend und denkt dabei an Profis wie Jude Bellingham, Jadon Sancho oder Giovanni Reyna. Sie alle waren früh sportliche Säulen des BVB, allein Bellingham wechselte später für eine Ablöse von 103 Millionen Euro zu Real Madrid. Für ähnliche Entwicklungen am Osterdeich ist ein klarer Plan vonnöten – und genau den skizziert Filbry wie folgt.
„Wir haben jetzt wieder den Handlungsspielraum, um uns sportlich weiterzuentwickeln und talentierte Spieler, bei denen es Sinn ergibt, im Alter von 16 bis 22 Jahren zu verpflichten“, erklärt der 57-Jährige. „Diese möchten wir gern bei Werder auf ihren nächsten Weg bringen, um sich weiterzuentwickeln und auch eine Marktwertentwicklung zu haben.“ Die Bremer verschieben also ein wenig die Parameter bei ihren Transferplanungen, vollziehen aber keinen kompletten Wandel, wie Filbry betont: „Einen Strategiewechsel würde ich es nicht nennen. Wir haben in Julian Malatini gerade einen 22-jährigen Argentinier verpflichtet, der in seinem Land bereits Junioren-Nationalspieler ist. Wir haben selbst junge Spieler, die wir entwickelt haben, beispielsweise Nick Woltemade oder Justin Njinmah“, zählt er auf. „Aber wir bekommen jetzt auch die Möglichkeit, bei einer gewissen Qualität von jungen Spielern mitzubieten und sie hoffentlich davon zu überzeugen, dass hier ein gutes Pflaster für Entwicklung ist.“ Eben jene, die im Idealfall aus der Kategorie Bellingham, Sancho oder Reina kommen.
Bei diesen Worten werden Erinnerungen wach. Nicht nur, aber auch bei Klaus Filbry: „Das haben wir in der Vergangenheit auch schon gemacht, es gibt da die Beispiele Mesut Özil und Per Mertesacker, die sich genau in diesem Alter hier sehr gut entwickelt und dann den nächsten Karriereschritt gemacht haben.“ Dank der 38 Millionen Euro, die nun durch den Verkauf von 18 Prozent der Anteile an der SV Werder Bremen GmbH & Co KGaA generiert werden, sollen die Nachahmer der einstigen Werder-Topstars aufgetan und überzeugt werden. „Wir haben jetzt die Fähigkeit, diese ohnehin vorhandene Strategie noch konsequenter umzusetzen“, sagt Klaus Filbry.
Die anvisierte Frischzellenkur mit Gewinnpotenzial im sportlichen sowie finanziellen Bereich weckt den Verdacht, dass bei Werder künftig kaum noch erfahrene Profis als Verstärkungen zum Zuge kommen – und das ist gar nicht mal so falsch. Zumindest teuer dürfen sie nicht sein. „Wir werden sicherlich nicht viel Geld für Spieler ausgeben, die bereits 27 oder 28 Jahre alt sind“, betont Filbry, sagt aber auch: „Etwas komplett auszuschließen, ergibt in diesem Geschäft keinen Sinn. Wenn wir aber Geld investieren, ist es in der Regel sinnvoll, das bei Spielern zu tun, die noch ein Entwicklungspotenzial haben. Das heißt trotzdem nicht, dass wir nicht auch mal einen älteren Spieler hinzunehmen, wenn es sinnvoll ist und er in die Kaderstruktur passt.“