Sie haben keinerlei Mitspracherecht im operativen Geschäft, müssen ihre Anteile langfristig halten und dürfen sie auch nach Ablauf der Haltefrist nicht an irgendwen verkaufen. Eine Rendite kassieren die acht Investoren, die gemeinsam 18 Prozent der Anteile an der SV Werder Bremen GmbH & Co KGaA für eine Summe von 38 Millionen Euro erworben haben, auch nicht. Was unweigerlich die Frage aufwirft, warum sich die Gruppe überhaupt dazu entschieden hat, in den Bundesligisten zu investieren. Wo liegt die Motivation, was macht den Anreiz aus? Harm Ohlmeyer, Mitglied und Sprecher des Investoren-Bündnisses, beantwortet diese Fragen.
„Emotionen für Werder haben dazu geführt“, sagt der Finanzvorstand des Sportartikelherstellers adidas zunächst, wenn er erklärt, warum er sich dazu entschieden hat, Privatvermögen in den Verein zu stecken, dessen Fan er ist. Und weiter: „Nach ein paar schwierigen Jahren mit Abstieg und Corona haben wir das Gefühl gehabt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt ist, eine Partnerschaft einzugehen und etwas zurückzugeben.“ Mit dem Geld wolle die Gruppe innerhalb und rund um den Club „eine gewisse Aufbruchstimmung generieren und Planungssicherheit garantieren“, sagt Ohlmeyer, ehe er einräumt: „Dass man keine Rendite hat, hört sich natürlich erstmal nicht sinnvoll an.“
Für einen nicht Werder-nahen Investor wäre dieser Punkt vermutlich ein Ausschlusskriterium gewesen. Und auch die Tatsache, dass die Gruppe innerhalb des Vereins vergleichsweise wenig zu sagen hat sowie strikten vertraglichen Regelungen unterworfen ist, die das Heft des Handelns jederzeit in Werders Händen belassen, klingt aus Investoren-Sicht wenig attraktiv. „Geld, das in den Fußball fließt, will in der Regel Mitspracherecht und die Mehrheit haben“, weiß Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry – und betont nicht ohne Stolz: „Das sind alles Themen, die bei uns konkret ausgeschlossen sind.“ Ohlmeyer ergänzt: „Alle Beteiligten sind emotional an Werder gebunden, das ist der Haupttreiber.“ Der ein wirtschaftliches Interesse der Investoren aber natürlich nicht ausschließt.
Werder soll mit Geld Wachstum generieren
So erwartet jedes einzelne Mitglied der Gruppe, dass Werder die 38 Millionen Euro sinnvoll und nachhaltig einsetzt – kurz: Sie dafür benutzt, um Wachstum zu generieren, um den Verein perspektivisch also wertvoller zu machen. Was freilich auch die 18 Prozent der Anteile, die die Gruppe hält, wertvoller macht und somit wiederum für jeden einzelnen Investor attraktiv ist. „Wenn ich ein Grundstück in einer guten Wohnlage besitze, hoffe ich auch, dass es seinen Wert steigert, ohne dass ich jedes Jahr aus diesem Grundstück eine Dividende ziehe. Das gleiche Verständnis haben wir auch mit dem strategischen Partner“, sagt Filbry – und hält fest: „Es gibt keinerlei Absprachen oder vertragliche Bindungen, an das Bündnis Geld auszuschütten. Es ist klar geregelt, dass die Gelder bei Werder Bremen bleiben, um das Thema Wachstum und Fußballentwicklung weiter voranzutreiben.“
Dieser Punkt war einer von vielen, die das Werder-Präsidium der Geschäftsführung bei der Suche nach einem Investor als Bedingungen vorgegeben hatte. Filbry spricht in diesem Zusammenhang von einer „Wünsch-dir-was-Liste“ des Präsidiums, die für ihn und seine Kollegen „sehr herausfordernd“ gewesen sei. Am Ende ist es gelungen, diese Liste zu erfüllen – dank der regionalen Lösung, der Filbry übrigens nicht völlig unvoreingenommen gegenüberstand: „Ich habe persönlich immer Respekt vor einer lokalen Lösung gehabt, weil sie zwar eine hohe emotionale Verbundenheit garantiert, aber wenn es nicht läuft, natürlich auch die Fähigkeit besitzt, Kritik schneller und emotionaler zu äußern.“
Die spezielle Beziehung zwischen dem Hamburger SV und Geldgeber Klaus-Michael Kühne ist hier nur ein Beispiel. „Bei dem Konstrukt, das wir jetzt mit der regionalen Gruppe haben, ist das Rollenverständnis aber sehr klar“, betont Filbry. Heißt: Öffentliches Querschießen der Geldgeber ist nicht zu erwarten. So werden sich die Investoren künftig nur über Sprecher Ohlmeyer äußern und das auch nur, wenn es unbedingt sein muss. Innerhalb des Bündnisses ist vertraglich sogar festgehalten, dass kommunikatives Fehlverhalten finanziell sanktioniert werden kann.