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Werder-Kolumne Warum Werder nicht nur auf Ducksch und Füllkrug setzen kann

Mit Oliver Burke hat Werder einen völlig anderen Stürmertypen verpflichtet. Aus guten Gründen, wie Jean-Julien Beer meint. Denn viel deutet darauf hin, dass sich Werders Fußball deutlich verändern wird...
04.07.2022, 16:23 Uhr
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Warum Werder nicht nur auf Ducksch und Füllkrug setzen kann
Von Jean-Julien Beer

Als Werder in diesem Sommer einen neuen Stürmer suchte, fragten sich viele Fans, ob das denn unbedingt nötig sei. Schließlich hatte Werder in der Aufstiegssaison ja einen starken Sturm: Die beiden Torjäger Marvin Ducksch (21 Treffer) und Niclas Füllkrug (19 Treffer) schossen die Grün-Weißen zurück in die Bundesliga.

Doch bei genauer Betrachtung finden sich einige Gründe, nicht allein auf das 40-Tore-Sturmduo Ducksch/Füllkrug zu vertrauen, um als Aufsteiger in der Bundesliga den Klassenerhalt zu schaffen. Es gibt statistische Fakten, an denen sich auch Werder orientiert – und es gibt weichere Faktoren, nämlich Erfahrungswerte aus der Vergangenheit.

Denn so schön ihre Tore auch waren – in der Bundesliga hat Werders Zweitliga-Traumsturm solche Quoten noch nicht nachgewiesen. Gegen erstklassige Mannschaften sind die Räume enger und die Abwehrspieler eine Klasse besser. Ducksch hat in seiner Laufbahn nur zwei Tore in der Bundesliga geschossen. Das erste gelang ihm im Oktober 2014 für Paderborn bei einem 3:1-Sieg gegen Eintracht Frankfurt, das zweite schoss er im Januar 2019 für Fortuna Düsseldorf zu einem 2:1-Sieg in Augsburg. Zwei Tore in 31 Spielen – das war's.

Hoffnung auf Neustart bei Marvin Ducksch und Niclas Füllkrug

Natürlich hat man bei Werder die Hoffnung, dass die starke Zweitligasaison so etwas wie ein Neustart in seiner Karriere war, schließlich galt Ducksch in jungen Jahren bei Borussia Dortmund als großes Talent. In seinen Einsätzen bei den BVB-Profis gelang ihm aber kein Bundesligatreffer, sein einziges Tor schoss er damals der ersten Runde des DFB-Pokals 2013 gegen Wilhelmshaven. Die Zweite Liga war bisher eher Duckschs Revier, wie seine 69 Tore in 136 Spielen belegen.

Füllkrugs Statistik sieht besser aus, er hat sein Können in der Bundesliga nachgewiesen, auch bei Werder. 28 Tore in 94 Erstligaspielen können sich sehen lassen, aber auch er war in der Zweiten Liga erfolgreicher: In 135 Spielen gelangen ihm hier 47 Tore.

Fußballerisch bringen beide viel mit. Ducksch hat sich im Abschluss verbessert, Füllkrug ist als Anspielstation bei langen Bällen stark und hat ein gutes Auge, um seine Mitspieler in Szene zu setzen. So machte er auch Ducksch zuletzt besser. Das größte Hindernis für beide waren bisher die gesundheitlichen Probleme: Knieverletzungen bei Füllkrug und Mittelfußbrüche bei Ducksch summierten ihre Fehlzeiten auf mehrere Hundert Tage.

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Mit Blick auf die Bundesligasaison gibt es aber auch Fakten, die nichts mit Füllkrug und Ducksch zu tun haben – die aber deutlich zeigen, dass Werder seinen Fußball verändern muss. Deshalb kam mit Oliver Burke auch ein anderer Stürmertyp, nämlich ein schneller Angreifer mit Stärken im Sprint. Denn Werder wird in der Bundesliga weniger im Ballbesitz sein. In der Zweiten Liga lag die Bremer Ballbesitzquote oft um die 60 Prozent, im Saisonschnitt waren es 54 Prozent. In der Bundesliga werden viele Gegner öfter und länger den Ball haben, Werder muss dann auf schnelle Umschalteffekte setzen. Vergangene Saison hatten die Aufsteiger Bochum und Fürth in der Bundesliga nur knapp über 40 Prozent Ballbesitz.

Werder wird nach Bundesliga-Aufstieg anders spielen

Läuferisch muss Werder sein Spiel ohnehin verändern. In der Aufstiegssaison gewann die Mannschaft viele enge Spiele dank ihrer individuellen Klasse, aber nicht wegen athletischer Überlegenheit. Die Bremer Laufdistanz von 3826,1 Kilometern sagt viel aus, nur Sandhausen lief weniger. Werder absolvierte nur 21.495 intensive Läufe. Zum Vergleich: Ein unangenehmer Gegner wie Heidenheim kam auf knapp 26.000 Läufe, Hannover auf knapp 24.000. Auch bei den Sprints – der Stärke von Neuzugang Burke – lag Werder zurück: Nur 6576 Sprints waren es, das sind fast 2000 weniger als Heidenheim und auch 1000 weniger als bei Mitaufsteiger Schalke. Nur ein Spieler tauchte unter den schnellsten 30 Spielern der Saison auf: Ersatzmann Eren Dinkci mit einer Höchstgeschwindigkeit von 35,27 Stundenkilometern.

Dass Bremen trotzdem aufstieg, lag an der Offensive um Ducksch und Füllkrug und daran, dass Werder oft mit Ball in der gegnerischen Hälfte war: 570 Torschüsse gaben die Grün-Weißen ab, mehr als jeder andere Zweitligist. Verfolger Nürnberg hatte 100 Torschüsse weniger.

In der Bundesliga wird Werder den Ball in vielen Situationen aber erst einmal erobern müssen, um Torgefahr erzeugen zu können. Auch deshalb geht es in den ersten Trainingseinheiten gerade intensiver zur Sache. Die Datenlage weist auch hier die Richtung: Mit 3659 gewonnenen Zweikämpfen belegte Werder nur einen Mittelfeldrang der Zweiten Liga. In der Bundesliga wird mehr Körperlichkeit verlangt - das war schon im letzten Bremer Abstiegskampf die wichtigste Lektion.

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