Bremen Stadtteile Osterholz Verden Diepholz Delmenhorst Wesermarsch Oldenburg Rotenburg Cuxhaven Bremerhaven Niedersachsen

Baumann-Nachfolge Warum Thomas Eichin auf Clemens Fritz als neuen Werder-Sportchef setzt

Werders Ex-Manager Thomas Eichin ist mittlerweile beim nächsten Gegner der Grün-Weißen, Bayer Leverkusen, tätig. Zum Thema Nachfolge von Frank Baumann hat er eine klare Meinung.
22.11.2023, 19:09 Uhr
Jetzt kommentieren!
Zur Merkliste
Von mbü/tst/kni

Mit großen Fußstapfen kennt sich Thomas Eichin aus. Er hatte sie beim SV Werder Bremen einst selbst füllen müssen, nachdem in Klaus Allofs eine echte Manager-Legende den Verein verlassen hatte. Alles andere als einfache Voraussetzungen. „Man muss akzeptieren, dass es so ist, aber auch nicht unbedingt in diese Fußstapfen treten wollen, sondern seinen eigenen Weg gehen“, sagt der 57-Jährige heute. Eichin ist mittlerweile als sogenannter Direktor Lizenz bei Werders nächstem Gegner Bayer 04 Leverkusen (Sonnabend, 15.30 Uhr) tätig, somit im Frauen- und Herrenbereich des Clubs genau dort präsent, wo wichtige Entscheidungen getroffen werden.

An der Weser wird bekanntlich demnächst eine Stelle als Geschäftsführer Sport frei, Frank Baumann hat seinen Rückzug angekündigt. Und auch er hinterlässt Fußstapfen, in die jemand treten muss. Eichin hat eine ganz genaue Vorstellung davon, wer das sein sollte: Clemens Fritz.

„Clemens ist ein klasse Typ“, lobt Werders Ex-Manager den 42-Jährigen in der aktuellen Episode der Deichstube-Podcast-Show „eingeDEICHt“. „Er hat einen guten Weg gemacht und ich finde es toll, wenn ehemalige Spieler vom Niveau her erst etwas kleiner anfangen und sich nicht direkt auf den höchsten Chefsessel setzen und Entscheidungen treffen wollen. Und so, wie ich Clemens kennengelernt habe, wollte er erst einmal wissen, wie die Entscheidungsprozesse aussehen, um dann vielleicht irgendwann einmal in solch eine Position zu kommen.“ Dieses „irgendwann“ könnte demnächst gekommen sein. Für Thomas Eichin steht jedenfalls fest: „Von der Vita und seinen bisherigen Aufgaben her ist er der richtige Mann.“

Nun will der SV Werder bei der Suche nach einem Baumann-Nachfolger nichts dem Zufall überlassen, weshalb der Aufsichtsrat auch andere Optionen prüft. Auf einer sogenannten Longlist soll nach Informationen unserer Deichstube auch ein gewisser Simon Rolfes stehen. Der spielte bereits in der Jugend für Werder, inzwischen ist er in Leverkusen als Geschäftsführer Sport angestellt – und somit direkter Vorgesetzter von Thomas Eichin. „Ich kann ihn ja gleich mal fragen, wenn ich ihn treffe, ob er Abwanderungsgedanken hat“, meint Eichin lachend, ehe er in ernstem Ton anfügte: „Der Simon macht die Geschäftsführerposition noch nicht so lange und hat noch viel vor bei Bayer 04 Leverkusen. Ich bin mir ganz sicher, dass er hierbleiben wird.“

Eine eigene Rückkehr an den Osterdeich kann sich der gebürtige Freiburger ebenfalls nicht vorstellen. „Ich glaube nicht, dass mich da jemand kontaktieren wird“, meint Eichin, der zwischen 2013 und 2016 bei Werder gearbeitet hat, dann jedoch mit ein paar Nebengeräuschen gefeuert wurde. „Ich habe mittlerweile wieder ein sehr, sehr gutes Verhältnis zu Werder Bremen und glaube, dass da sehr viele gute Jungs unterwegs sind, die das machen. Es war eine tolle Zeit in Bremen, aber ich fühle mich pudelwohl in Leverkusen. Und so wird es auch bleiben.“

Lesen Sie auch

Als Eichin damals zu den Grün-Weißen geholt wurde, war er der klassische Externe. Der frühere Profi kam nicht aus der oft zitierten Werder-Familie, sondern hatte sich einen Namen als Verantwortlicher beim Eishockey-Erstligisten Kölner Haie gemacht. Nun sollte er den schwer angeschlagenen Fußball-Traditionsverein aus Bremen wieder auf Kurs bringen. „Damals hatten wir einen finanziellen Konsolidierungskurs vor uns, und meine Aufgabe war klar umrissen. Da war es strategisch auch genau die richtige Entscheidung, einen Externen zu holen, der mit vielen Dingen vorher nicht so viel zu tun hatte“, urteilt Eichin rückblickend, dessen Arbeit nicht immer ohne Widerstände ablief.

„Bei meiner Rolle war klar, dass du dir da keine Goldmedaillen abholen wirst“, betont der 57-Jährige. „Der Weg war steinig, wir mussten die komplette Gehaltsstruktur eindampfen und schauen, dass wir in der Liga bleiben. Das sind alles Dinge gewesen, die mit Entscheidungen verbunden waren, die nicht angenehm waren. Die kannst du als Externer einfacher treffen, als wenn du schon seit 20 Jahren dort bist.“

Als Eichin schließlich gehen musste, folgte auf ihn Frank Baumann als Sportchef der Bremer. „Frank ist ein komplett anderer Typ als ich. Wo ich schnell entscheiden will, ist Frank sicherlich jemand, der erst einmal die Dinge abwägt und dann eine Entscheidung trifft“, erzählt Thomas Eichin. „Grundsätzlich halte ich Frank für einen absoluten Fachmann, einen sehr, sehr guten Manager und Geschäftsführer. Er hat seinen Mann gestanden, als es für den Verein nicht gut lief. Deswegen habe ich einen hohen Respekt vor Franks Arbeit.“ Eine Arbeit, der er aus der Distanz gern noch länger zugeschaut hätte: „Schade, dass er jetzt aufhört, denn es hätte Werder sicherlich gut zu Gesicht gestanden, wenn er noch ein, zwei Jahre lang weitergemacht hätte.“

Wer auch immer den Job letztlich übernehmen wird – Thomas Eichin empfiehlt dieser Person, intern auch vor klaren Worten und unbequemen Entscheidungen nicht zurückzuschrecken. „Man kann ja trotzdem ehrlich und fair mit den Personen umgehen – was ich damals auch getan habe. Das ist eine Rolle, die ich auch ganz gut kann. Man muss ja nicht überall mit der Peitsche rumrennen und keiner kann dich leiden“, sagt der Ex-Bremer. „In einer Geschäftsführerposition kannst du nicht immer mit den Wölfen heulen, dann wirst du keinen Blumentopf gewinnen. Das habe ich nie gemacht und das hat auch Frank Baumann nie gemacht. Und je nachdem, wer es bald macht – der wird es auch nicht tun.“

Lesen Sie auch

Zur Startseite
Mehr zum Thema

Das könnte Sie auch interessieren

Rätsel

Jetzt kostenlos spielen!
Lesermeinungen (bitte beachten Sie unsere Community-Regeln)