Es ist eine Rolle, für die Marco Friedl vor Saisonbeginn definitiv nicht vorgesehen war, die er aber seit nunmehr vier Spielen beim SV Werder Bremen bekleidet - und offenbar auch nicht mehr abgeben möchte. Sowohl auf dem Platz als auch in den Gesprächen mit Friedl im Anschluss an die Spiele wird deutlich: Der Innenverteidiger aus Österreich hat Gefallen gefunden an der zentralen Position in der Dreierkette, in die er Ende Oktober von seiner linken Seite aus gerutscht war. „Ich fühle mich sehr wohl in der Rolle“, sagte Friedl jüngst nach dem 2:2 gegen Eintracht Frankfurt, bei dem er einmal mehr eine ordentliche Vorstellung als Abwehrchef geboten hatte.
„Ich habe in der Rolle viel Verantwortung, muss sehr viel reden und versuche auf dem Platz, viel zu coachen“, erklärte Friedl, dessen neuen, positionsgetreuen Aufgaben ziemlich gut zum Kapitänsamt passen, das er bei Werder inzwischen in der zweiten Saison inne hat. Trotzdem wollte der 25-Jährige seinen persönlichen Anteil an der zuletzt deutlich stabileren Bremer Defensive nicht überbewertet wissen: „Wir sind eine Einheit. Da wird jeder gebraucht, und zwar immer. Jetzt waren Niklas Stark und Amos Pieper mal ein paar Spiele draußen, aber vielleicht sind es am nächsten Spieltag wieder andere.“
Weil das genannte Duo aus Verletzungsgründen für das Auswärtsspiel bei Borussia Dortmund (0:1) Ende Oktober nicht zur Verfügung stand, musste Cheftrainer Ole Werner seine Dreierkette gehörig umbauen und schenkte schließlich Anthony Jung auf links, Milos Veljkovic auf rechts und eben Friedl in der Mitte das Vertrauen. Das Ergebnis: Werder verlor am Ende zwar knapp, hatte sich defensiv aber über weite Strecken gut sortiert präsentiert. Eine Woche später, beim 2:0-Heimerfolg gegen Union Berlin, blieb Werner bei seiner neuen Dreierkette, obwohl zumindest Pieper, der an den ersten sechs Spieltagen keine einzige Minute verpasst hatte, wieder im Kader stand. Einen Grund, nach dem überzeugenden Sieg etwas zu verändern, hatte der Coach vor dem folgenden Auswärtsspiel beim VfL Wolfsburg (2:2) dann freilich nicht - trotz zwischenzeitlicher Rückkehr von Stark, der sich bereits in der Vorsaison den Status als Abwehrchef erspielt hatte. Auch vor dem 2:2 in Frankfurt änderte Werner an der letzten Reihe nichts, sodass sich Linksfuß Friedl längst an das neue Anforderungsprofil gewöhnt hat: „Mir gefällt die Position. Schauen wir mal weiter.“
Nicht ausgeschlossen also, dass sich Stark und Pieper auch nach der Länderspielpause gegen Bayer 04 Leverkusen (Sonnabend, 25. November, 15.30 Uhr) mit der Reservistenrolle zufrieden geben müssen. Ole Werner betonte nach dem 2:2 gegen Eintracht Frankfurt jedenfalls: „Ich finde, dass Marco gute Leistungen gezeigt hat und als Teil einer deutlich stabileren Defensive auftritt. Viele Dinge haben damit zu tun, wie wir es als Mannschaft machen. Wir verhalten uns besser, sind klarer in unseren Abläufen und haben andere Abstände zueinander als noch in den ersten Spielen. Marco ist ein wichtiger Teil davon.“