Was für eine Woche für den SV Werder Bremen: Erst der Sensations-Erfolg gegen den FC Bayern am Sonntag, dann die Bekanntgabe des millionenschweren Investoren-Einstieges am Donnerstag – und nun haben die Grün-Weißen die ereignisreichen Tage mit einem weiteren Sieg gekrönt: Gegen den SC Freiburg fuhr Werder am Samstag einen verdienten 3:1 (1:1)-Heimsieg ein. Nach zwei Elfmeter-Toren durch Marvin Ducksch und Vincenzo Grifo stand es zur Pause noch unentschieden, nach dem Seitenwechsel tüteten Justin Njinmah und Debütant Julian Malatini den Dreier ein. Die seit sechs Spielen ungeschlagenen Bremer kletterten damit auf Rang neun und damit sogar erstmals in dieser Saison in die obere Tabellenhälfte.
Werder geht mit zwei Änderungen in die Partie
Im Vergleich zum Bayern-Spiel nahm Trainer Ole Werner zwei personelle Veränderungen vor. Marvin Ducksch kehrte nach abgesessener Gelbsperre in die Anfangsformation zurück, Nick Woltemade musste für ihn zurück auf die Bank, wo auch der zuletzt ebenfalls gesperrte Leonardo Bittencourt Platz nehmen musste. Notgedrungen verzichten musste Werner unterdessen auf den verletzten Mitchell Weiser, der mit muskulären Problemen im Adduktorenbereich aussetzte. Für den Matchwinner der Vorwoche rückte Felix Agu auf die rechte Seite. Links bekam Olivier Deman eine neue Chance in der ersten Elf, nachdem er zuletzt dreimal nur eingewechselt worden war.
Das Spiel vor 41.500 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion begann ruhig – auf dem Platz und auf den Rängen. Die Fans protestierten mit einem weiteren zwölfminütigen Stimmungsboykott – wohlgemerkt zunächst nur gegen den geplanten Investoren-Einstieg bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) und nicht das neue Investoren-Bündnis bei Werder Bremen. Der Einstieg regionaler Unternehmen und Privatpersonen, darunter Noch-Sportchef Frank Baumann, bringt den Grün-Weißen 38 Millionen Euro ein – ein historischer Deal. So viel sei allerdings an dieser Stelle verraten: Den Protest dagegen hoben sich die Ultras für die Halbzeit auf.
Abtasten in der Anfangsphase
Die Mannschaften tasteten sich in den ersten Minuten auf dem Platz zunächst ab – bis es auf einmal ganz schnell ging. Nach einem öffnenden Pass von Romano Schmid zündete Justin Njinmah das erste Mal den Turbo und legte die Kugel in die Mitte, wo Felix Agu von Jordy Makengo gelegt wurde (7.). Den Tritt in die Hacken erkannte Schiedsrichter Robert Hartmann zunächst nicht, entschied nach einem Hinweis von Videoassistent Daniel Schlager und kurzem Videostudium schließlich aber zurecht auf Elfmeter. Ducksch übernahm Verantwortung und verwandelte eiskalt zum 1:0 (9.).
Durchaus ein Start nach Maß für Werder – doch die Freiburger, immerhin Tabellensiebter und noch in der Europa League vertreten, zeigten umgehend eine Reaktion, liefen die Bremer Defensive hoch an, übernahmen zunehmend die Kontrolle über das Spiel – und tasteten sich ans Tor heran. Nach einer Flanke von Vincenzo Grifo hätte es beinahe direkt geklingelt, doch den Flugkopfball von Lucas Höler entschärfte Keeper Michael Zetterer mit einer guten Parade (19.). Anthony Jung hatte Höler zuvor laufen lassen. Werder mühte sich in der Hintermannschaft um Ordnung, gerade die linke Seite hatte aber zunehmend ihre Probleme. Und dann lud Deman die Gäste dann zum Ausgleich ein. Der Belgier wollte einen harmlosen Ball nach außen mitnehmen, verschätzte sich aber völlig und stolperte dem sich in den Weg stellenden Noah Weißhaupt in die Hacken – eine ganz tollpatschige Aktion. Dieses Mal entschied Hartmann sofort auf Strafstoß. Grifo ließ sich die Chance nicht nehmen und verlud Zetterer zum 1:1 (28.).
Werder lauert auf Konter
Freiburg behielt anschließend die Kontrolle, Werder lauerte auf Konter über den schnellen Njinmah. Doch viele nennenswerte Aktionen sprangen dabei nicht heraus. Gerade Ducksch hing völlig in der Luft. Sinnbildlich ein seltener Bremer Angriff in der Nachspielzeit vor Pause: Njinmah enteilte dem SCF auf der linken Seite, spielte in die Mitte, wo Ducksch für einen Abschluss schlicht zu lange brauchte und Abwehrmann Kiliann Sildillia ideenlos in die Beine schoss (45.+2). Dann war Halbzeit. Kurz vor Wiederanpfiff folgte dann Teil zwei der Ultra-Proteste: „Mit Freunden macht man keine Geschäfte – Nein zu Investoren, egal in welcher Form“, stand auf einem Banner in der Ostkurve, das sich gegen den Investoren-Einstieg bei Werder Bremen richtete.
Die Werner-Elf kam anschließend mit viel mehr Energie aus der Halbzeit und setzte offensiv sofort Akzente. Jens Stage zielte aus der zweiten Reihe zunächst noch ein Stück zu hoch (52.), Justin Njinmah machte es dann mit einem Flachschuss besser: Von Schmid angespielt zog der 23-Jährige nach innen und dann von kurz hinter der Strafraumkante trocken gegen die Laufrichtung von Torwart Noah Atobolu ab – ein Super-Tor, auch wenn es nicht unbedingt unhaltbar aussah (53.). Werder? Wieder vorn!
Die Bremer drängten danach auf die Entscheidung. Njinmah hätte auch gerne selbst nachgelegt, verzog mit einem weiteren Abschluss von außerhalb des Sechzehners aber deutlich (60.). Und Deman hätte seinerseits gerne selbst einen Elfmeter bekommen. Doch als er gegen Schlussmann Atobolu zu Boden ging, verzichtete Hartmann darauf, ein weiteres Mal auf den Punkt zu zeigen (62.). Die Entscheidung hielt auch einer VAR-Überprüfung stand. Nach 71 gespielten Minuten setzte Ole Werner dann auf zwei frische Kräfte: Ducksch und Schmid machten Platz für Woltemade und Bittencourt – und der hätte sich in der Schlussphase um ein Haar für das „Tor des Monats“ beworben. Nach einem verheerenden Fehlpass der Freiburger im Mittelfeld sah der 30-Jährige SCF-Schlussmann Atobolu zu weit vor dem Tor stehen und wagte aus 40 Metern mit dem schwächeren linken Fuß den Heber – doch der landete nur an der Latte (82.). Das wäre ein echtes Statement gewesen. Freiburg-Coach Christian Streich setzte derweil auf Ex-Bremer Maximilian Philipp, der die Partie in der Hinrunde mit einem ganz späten Treffer zugunsten der Breisgauer entschieden hatte. Die Bremer blieben dem 3:1 allerdings näher als Freiburg dem Ausgleich: Agu ging alleine auf Atobolu zu, schloss allerdings viel zu hoch ab (87.). Die letzten Minuten der Partie gestalteten sich für die Grün-Weißen mal wieder ein wenig zittrig – bis ausgerechnet Julian Malatini die Gemüter beruhigte. Nur zwei Minuten nach seiner Einwechslung nutzte der Winter-Neuzugang aus Argentinien einen kapitalen Bock von SCF-Verteidiger Attila Szalai, umkurvte Atobolu ganz cool und schob in der Nachspielzeit zum 3:1 ein (90.+3). Was für ein besonderes Debüt! Freiburg warf noch einmal alles nach vorne, doch die Bremer behielten die drei Punkte am Ende verdient zu Hause und dürfen nun mit breiter Brust in die kommenden Wochen mit vielen Duellen gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf gehen.