Das Leben eines Torhüters ist wahrlich kein leichtes. Erst recht nicht, wenn man mit der ungeliebten Rolle des Ersatzkeepers vorliebnehmen muss. Michael Zetterer kann davon seit Ende Oktober ein Lied singen. Seitdem stand die aktuelle Nummer 2 nicht mehr für den SV Werder Bremen auf dem Platz – und ist darüber entsprechend enttäuscht gewesen. Schließlich hatte er Jiri Pavlenka an den ersten elf Spieltagen zwischenzeitlich den Rang als Stammkeeper abgerungen. Doch dann kam der große Nackenschlag: Die plötzliche Degradierung durch den damaligen Trainer Markus Anfang. Michael Zetterer sah sich fortan auf der Bank wieder, obwohl er sich sportlich nichts hatte zu Schulden kommen lassen. Ein für ihn durch und durch ernüchternder Moment.
„Das ist sehr speziell, weil da ganz viele Gefühle zusammenkommen. Auf dem Level hat jeder Spieler den Ehrgeiz, immer zu spielen, jede Minute auf dem Platz zu stehen. So ist das bei mir auch. Ich will am liebsten jede einzelne Sekunde spielen. Aber man muss viele Sachen richtig einordnen“, sagte der gebürtige Münchener im „Wadlbeißer“-Podcast des Mießbacher Merkur.
Nicht selten sind Profi-Fußballer nach einem solchen Moment der persönlichen Enttäuschung gekränkt oder denken an einen Vereinswechsel. Doch Zetterer reagierte anders. „Ich bin jetzt lange da, bin dem Verein dankbar, weil ich durch viele Verletzungen gegangen bin. Da hätten mich bestimmt andere Vereine auch einfach fallen lassen. Das war hier nicht so“, erklärte er und betonte: „Deswegen sind die Interessen des Vereins, der Wiederaufstieg, ganz oben angestellt. Das steht auch über meinen eigenen Zielen. Das Ziel des Vereins, der Fans, der Stadt, das steht über allem.“
Zetterers tadelloses Verhalten dürfte neben seiner sportlichen Qualität ein wesentlicher Grund dafür sein, dass die Grün-Weißen auch nach dem Aufstieg in die Bundesliga gerne mit ihm als Nummer 2 weitermachen wollen. Und auch Zetterer scheint bereit zu sein, diese Rolle weiterhin anzunehmen. „Ja, das ist unser Stand. Wir gehen davon aus, dass wir mit Zetti in die neue Saison gehen“, hatte Sportchef Frank Baumann unlängst im Gespräch mit der DeichStube gesagt.
Zetterer hält große Stücke auf Werner
Dass Zetterer sich an der Weser pudelwohl fühlt und offenbar keine Gedanken an einen Wechsel hegt, untermauern folgende Aussagen: „Das grün-weiße Herz kriegt wirklich jeder, der länger als ein, zwei Jahre hier ist. Ich bin jetzt mit Ausnahme einer Leihe schon über sieben Jahre hier oben. Ich habe hier ganz viel miterlebt. Ich habe ganz viele Emotionen verspürt für und mit diesem Verein. Da ist ein grün-weißes Herz gewachsen.“
Ein Grund für einen Verbleib dürfte auch der neue Trainer Ole Werner sein, auf den Zetterer große Stücke hält. „Er ist der norddeutsche Anker – das trifft es sehr gut. Er hat einfach eine total ruhige Art an sich. Das war wirklich der größte Trumpf, dass in diesem ganzen Chaos, das hier vorgeherrscht hat, dieser Anker gekommen ist, der alles auf null setzt, der alle abholt – angefangen von den Fans über die Spieler bis zum Staff. Das war unter dem Strich eine superglückliche Fügung.“ Zetterer und Werder – es scheint, als sei diese grün-weiße Liebesgeschichte trotz einer kleinen Delle längst noch nicht beendet.