Auch Niclas Füllkrug hatte sie natürlich gehört, die Pfiffe der Zuschauer in Gelsenkirchen nach der 0:2-Niederlage der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Kolumbien. Und klar, sie hatten geschmerzt. „Ja, natürlich. Es ist aber auch ein Stück weit berechtigt, muss man ehrlich sagen“, räumte der Stürmer des SV Werder Bremen, der nach 66 Minuten eingewechselt worden war, ein. Auch er hatte keine wirkliche Erklärung für die zuletzt so enttäuschenden Auftritte des DFB-Teams parat, zumindest in einer Sache war er sich aber sicher: Mit der ungeklärten sportlichen Zukunft einiger Spieler – ihn selbst eingeschlossen – habe die Leistung nichts zu tun. „Das war kein großes Thema an den Tischen“, sagte der 30-Jährige und reagierte leicht genervt, als er auf die jüngsten Bayern-Gerüchte um seine Person angesprochen wurde: „Dazu kann ich nichts sagen. Ich weiß gar nichts. Auch ich habe da nicht drüber nachgedacht. Dazu sind mir die Länderspiele zu wichtig.“
Wie wichtig, das machte er in den Katakomben der Veltins-Arena noch einmal unmissverständlich deutlich. „Jedes Spiel, das ich für Deutschland mache, mache ich mit Stolz und 100 Prozent – ob es fünf Minuten, zehn oder neunzig sind“, betonte der Torschützenkönig der abgelaufenen Bundesliga-Saison. Worte, die Füllkrug mit seinem Auftreten, seiner Einstellung auch zu dokumentieren versucht. Und was er mit sieben Toren in neun Länderspielen auch auf anderem Wege untermauert hat. Gerade jetzt ist das nicht unwichtig, schließlich hat DFB-Sportdirektor Rudi Völler im Nachgang der Kolumbien-Schmach einigen Nationalspielern mit dem Aus gedroht. „Heute sind einige dabei gewesen, die wir im September nicht mehr sehen werden", sagte der 63-Jährige bei RTL. „Es haben sich alle reingehängt, darum geht's gar nicht. Aber am Ende, muss man sagen, ist es definitiv auch eine Qualitätsfrage." Niclas Füllkrug ist davon überzeugt, dass er das nötige Rüstzeug mitbringt. „Ich glaube, dass ich der Mannschaft helfen und eine Rolle einnehmen kann, die wichtig ist“, erklärte er. „Natürlich möchte ich immer spielen, das ist mein Wunsch. Die Mannschaft und der Trainer können sich aber auch immer auf mich verlassen, wenn es mal nicht von Anfang an ist.“
Es ist spürbar, Werders Topstürmer möchte unbedingt dabei helfen, dass das DFB-Team wieder bessere Zeiten erlebt. „Das reicht momentan einfach nicht“, gibt Füllkrug zu. „Uns werden aktuell Grenzen aufgezeigt, die für uns schwer zu erklären sind, weil wir mit denselben Spielern schon ganz anderen Fußball gespielt haben. Da müssen wir schnellstmöglich wieder rauskommen.“ Hilfreich bei dieser Forderung soll die jetzige Sommerpause sein. „Ich glaube, dass uns der Urlaub ein Stück weit helfen wird, um neue Energie zu tanken, damit sich jeder in eine Topform bringt“, sagte Füllkrug, der Mitte Juli zurück am Osterdeich erwartet wird. Dort, wo ihn keine Pfiffe erwarten werden.