Jahrelang wurde dieses Problem beim SV Werder Bremen mehr oder weniger ausgesessen, doch nach den Vorkommnissen vom 6. Mai 2023 war endgültig klar: So geht es mit dem Gäste-Block im Weserstadion nicht weiter. Fans des FC Bayern München hatten durch das massive Abbrennen von Pyrotechnik die Zuschauer unter ihnen in Gefahr gebracht. Der neue Geschäftsführer Tarek Brauer hat sich der Sache angenommen und nun angekündigt: Der Gäste-Block soll im nächsten Sommer umziehen und für den Bundesliga-Auftakt am 18. August gegen den FC Bayern werden besondere Maßnahmen getroffen.
„Wir haben dort Bilder gesehen, die uns überhaupt nicht gefallen haben. Das war ein unverantwortlicher pyrotechnischer Einsatz der Fans des FC Bayern, der uns erschrocken hat“, berichtete Brauer beim Geschäftsführer-Talk auf dem Tag der Fans. Teil des Sicherheitskonzeptes sei es gewesen, einige Sitzplatzreihen unterhalb des Gäste-Blocks zu räumen, was nicht bei allen gut ankam. „Wir möchten uns im Namen der Geschäftsführung dafür noch mal bei den Betroffenen entschuldigen“, betonte Brauer. Als Sofortmaßnahme will Werder nun vor den einzelnen Heimspielen prüfen, ob es nicht sinnvoll ist, die Reihen von Beginn an freizulassen. Wie jetzt auch beim Bundesliga-Start gegen die Bayern. Zudem wird auf dem Vorsprung vor dem Gäste-Block ein feuerfester Tropfschutz eingerichtet. Der soll allerdings nicht zu massiv wirken, damit keine Fans dieses Stahlseilnetz betreten. Denn das ist extrem gefährlich.
Diese Maßnahmen passen ein wenig zur Vergangenheit. Denn das Problem ist in Bremen nicht neu. Anfang 2018 provozierten zum Beispiel die Fans des Hamburger SV mit ihrem gefährlichen Feuerwerk sogar eine Spielunterbrechung im Nordderby. Rund 600.000 Euro wurden in den letzten Jahren dafür ausgegeben, die Lage durch stärkere Fangzäune oder weitere Netze sicherer zu machen, so Brauer. Doch wirklich gebracht hat es das nicht, wie der Geschäftsführer im Gespräch mit unserer Deichstube eingesteht: „Wir waren auch in den letzten Jahren nicht untätig und haben mit Medikamenten und alternativen Heilmethoden versucht, die Situation zu verbessern. Jetzt ist aber klar: Wir benötigen eine Operation. Den Stehplatzbereich der Gäste nach unten und den Sitzplatzbereich der Gäste darüber zu verlegen, ist die Maßnahme, die die Situation nachhaltig verbessern wird.“
Umzug des Gäste-Blocks wird offenbar favorisiert
Wie genau der Umbau aussehen soll, will Brauer noch nicht verraten. Dem Vernehmen nach wird aber ein Umzug des Gäste-Blocks in die Ecke Richtung Südtribüne favorisiert. Das würde auch Probleme bei der Zuwegung für die Gäste-Fans lösen, die vor und nach einem Spiel möglichst nicht auf Werder-Anhänger stoßen sollen. Der Umbau dürfte rund drei Millionen Euro kosten und müsste von der Bremer Weserstadion GmbH (BWS) getragen werden. Daran sind der SV Werder und die Stadt Bremen jeweils zur Hälfte beteiligt.
Brauer beschäftigt sich seit Wochen intensiv mit dem Thema. Das hat er von Hubertus Hess-Grunewald übernommen. Der Werder-Präsident ist nach einer Satzungsänderung aus der Geschäftsführung ausgeschieden und fungiert nun als Aufsichtsratschef. Sein Nachfolger blickt derweil positiv in die Zukunft: „Ich bin zuversichtlich, dass wir das im nächsten Sommer schaffen werden, denn wir stehen mit dem Fuß auf dem Gaspedal. Wir müssen aber noch zwei, drei Hürden überspringen. Wir sind da im Austausch mit Polizei, Feuerwehr, DRK und vielen anderen. Zudem brauchen wir auch noch eine baurechtliche Genehmigung und schlussendlich muss im Aufsichtsrat der BWS die Finanzierung geklärt werden.“ Schneller würde es einfach nicht gehen. Ein Umbau bereits in dieser Saison sei allein schon wegen der notwendigen Baugenehmigung schlichtweg unmöglich gewesen. Mit großen Verzögerungen und einer Verschiebung der Pläne rechnet Brauer aber nicht: „Ich bin guter Dinge, dass wir bei allen Themen zu zeitnahen Lösungen kommen werden. Denn alle involvierten Parteien haben ein Interesse daran, diese Situation nachhaltig zu verbessern. Nicht zuletzt ist dies namens der amtierenden Regierung auch im Koalitionsvertrag dokumentiert. Wir ziehen hier grundsätzlich alle an einem Strang.“
Denn solche Bilder und so eine Gefahr wie am 6. Mai möchte niemand mehr an der Weser erleben. Am einfachsten wäre es natürlich, wenn erst gar keine Pyrotechnik ins Stadion gelangen würde. Aber das Problem wurde noch nirgends dauerhaft gelöst. In Bremen geht es aber nicht nur darum, denn auch regelmäßige Bierduschen und andere Wurfgeschosse sind für die Zuschauer unter dem Gäste-Block alles andere als angenehm.